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      Immer wieder Freude bereiten

      Die Neonröhre an der niedrigen Kellerdecke flackert grell und erhellt den engen Raum mit dem alten Gitterfenster hinten in der Ecke. Auf den Werkbänken ringsum ist Material gestapelt:
      Holz – Rohlinge und auch zugeschnittene Teile –, Farben, Pappe, Kisten und kleine Kästen. Willkommen in der kleinen Kellerwerkstatt des Hobby-Krippenbauers Hugo Lenssen. Der 91-Jährige hat hier unten im Keller eines alten Würzburger Innenstadthauses sein kleines Reich. Und wenn es seine Zeit erlaubt, baut und werkelt, entwirft und feilt er auf diesen wenigen Quadratmetern an seinen Krippenställen. Im Nebenraum lagert er seine fertigen Krippenställe. In den Händen hält der hochgewachsene ältere Herr mit Brille eines seiner dicken Fotoalben – darin hat er sie alle archiviert. Jeden einzelnen der rund 500 Ställe, die er in den vergangenen 25 Jahren gebaut hat.   

      Für die Marienkapelle

      Ursprünglich wollte Hugo Lenssen nur Ideen sammeln, um Spenden für die Renovierung der Würzburger Marienkapelle zusammenzutragen. „Was könnte man tun, habe ich mich gefragt?“ Dann startete er eine Tour durch die Rhön – die Region ist ja weithin bekannt für ihre Holzschnitzkunst. Krippenbauer aus der Region wollten ihn in seinem Vorhaben unterstützen und stellten zunächst Bilder und Graphiken von Krippen zur Verfügung. Die wurden dann auf einem Adventsmarkt in Würzburg verkauft, die Einnahmen kamen der Marienkapelle zugute. Durch sein Engagement hatte Hugo Lenssen dann aber Feuer gefangen, so dass er selbst begann, Krippenställe zu entwerfen und zu bauen. „Es hat mir immer Spaß gemacht, anderen eine Freude zu machen und zu sehen, wie vielen gefällt, was ich geschaffen hatte mit meinem kleinen Handwerk“, sagt er. Die Ideen dazu? „Oh, das habe ich mir alles selbst ausgedacht. Es gibt ja so viele unterschiedliche Möglichkeiten, und ich hatte eine Menge Entwürfe im Kopf.“ 20 bis 25 Krippen seien so pro Jahr auf seiner Werkbank entstanden, schätzt der Krippenbauer und blättert weiter in seinen Alben. „Schauen Sie – ich habe immer wieder andere Variationen gemacht; und jeder Stall ist ein Unikat.“ Mal hat der Stall ein Türchen, mal sieht das kleine Gebäude wie ein Wohnhaus aus, dann ein wenig alpenländisch anmutend mit Anbau. Und auch der Platz vor den Ställen ist immer wieder anders gestaltet: mal ein kleines Zäunchen, mal zierliche Äste, die als Strauchwerk rund um das Gebäude platziert sind.   

      Eine schöne Erinnerung

      Jedem Stall sieht man an, dass Lenssen mit Herzblut bei der Arbeit gewesen ist. „Naja, immerhin hat man eine Krippe ja viele Jahre in der Familie. Sie soll eine Weile halten und immer wieder Freude bereiten; das ist mir wichtig,“ erklärt der rüstige Krippenbauer. Und er denkt gern an die Zeit zurück, als er noch selbst Ställe auf dem Würzburger Adventsmarkt verkauft hat: „Der Kontakt zu den Menschen, das hat viel Spaß gemacht. Und wenn sich die Käufer gefreut haben, dass sie einen passenden Stall zu ihren Figuren gefunden hatten.“ Besonders gern erinnert er sich an einen jungen Mann mit einer Behinderung. Dieser suchte gleich zwei Krippenställe – und wurde am Stand von Lenssen fündig. „Er hat sich so gefreut! Das vergesse ich nicht.“ Diese Freude sei seine Motivation gewesen in all den Jahren.    Überhaupt spielen Krippen in der Familie Lenssen eine große Rolle. Hugo Lenssens Sohn, Domkapitular em. Jürgen Lenssen, sammelt schon seit langem Krippen. Betritt man seine Wohnung, steht man direkt vor einer besonderen Krippe – der Stall stammt natürlich von seinem Vater. Mit der Zeit sprach es sich auch auf diesem Wege herum, dass Lenssen Senior Krippenställe entwirft. „Da kamen dann immer häufiger die Leute mit ihren Figuren und baten um einen passenden Stall.“ Auch in England und den USA stehen bereits Krippenställe von ihm.    Inzwischen ist es aber ruhiger in seiner Werkstatt geworden – durch die Pflege und Betreuung seiner Ehefrau hat Hugo Lenssen nun weniger Zeit für sein Hobby. „Aber hin und wieder bin ich noch im Keller und baue weiter an meinen Ställen. Ich habe ja keine Eile, das ist das Schöne daran.“ Judith Bornemann