Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Fast vergessen: der Kirchenmaler, Graphiker und Holzschneider Augustin Kolb – Eine Gedächtnisausstellung in Güntersleben –

      Im Bild das Vorbild gezeigt

      Fast vergessen: der Kirchenmaler, Graphiker und Holzschneider Augustin Kolb – Eine Gedächtnisausstellung in Güntersleben –
      Der Glaube an die Gottesgabe der Erlösung, die Liebe zu Gott und dem Erschaffenen, die Hoffnung auf das bessere Jenseits, das sind die Grundpfeiler der Kolb’schen Kunst.“ So preist ein Kritiker 1925 das Werk des aus Güntersleben bei Würzburg gebürtigen Kirchenmalers und Holzschneiders Augustin Kolb. Attestiert wurde ihm damals in den „Goldenen Zwanzigern“ auch „Erhabenheit der Empfindung, Tiefe des Glaubenslebens, Vereinigung von Natur und Übernatur“. Nicht zuletzt seine viele Heiligendarstellungen waren es, die „Trost und Ermutigung in Not und Schrecken, Hilfe in der geistigen und leiblichen Not“ vermittelten.
       
      Doch bald schon war aus dem einst hochgelobten Künstler – „Zum Bedeutendsten, was deutsche Kultur in unseren Tagen geschaffen hat, gehören seine Monumentalwerke und Graphiken“, so ein zeitgenössisches Zitat) – ein nicht nur „in der Heimat Vergessener“ geworden. Das soll sich nun dank der engagierten Arbeit eines Augustin-Kolb-Arbeitskreises, dem auch zwei Enkelinnen des Künstlers angehören, ändern: Mit einer umfassenden Ausstellung zu Kolbs 60. Todestag erinnert die Gemeinde Güntersleben ab diesem Sonntag an ihren großen Sohn und ehrt ihn damit gleichermaßen.
       
      Mitarbeiter von Franz Wilhelm Driesler
      Am 11. Juli 1869 wurde Augustin Kolb im damals noch recht stillen Güntersleben geboren. Bereits als junger Bursche hatte er sich der Kunst zugewandt, malte Porträts von Dorfleuten, beschriftete Grabkreuze und war für Festdekorationen zuständig. Als er nach dem frühen Tod des Vaters zunächst eine Lehre als Tünchner und Vergolder in der bekannten Historismus-Werkstätte des Kirchenmalers und -ausstatters Franz Wilhelm Driesler in Würzburg absolvierte, hatte Kolb, wie er von sich selbst sagte, „das bestimmte Gefühl, dass ich Maler werden müsste, nichts anderes“. Ersten künstlerischen Unterricht erhielt er an der Mal- und Zeichenschule des Polytechnischen Zentralvereins Würzburg, und 1893 durfte er bei der Ausmalung der Kirche St. Peter und Paul in Sächsenheim unter Drieslers Leitung erste Erfahrungen als Kirchenmaler sammeln.
      Während seiner anschließenden Münchner Studienzeit war Kolb Schüler an den privaten Malschulen von Ludwig Schmid-Reutte und Friedrich Fehr sowie an der Kunstakademie beim „Chiemseemaler“ Professor Karl Raupp. Dieser wollte eigentlich einen Landschaftsmaler aus ihm machen, doch Kolbs Neigung galt vor allem der religiösen Kunst, wie er selbst bekannte.
      Erste Aufträge im Badischen führten ihn nach Offenburg, wo er dann fast 30 Jahre seines Lebens verbringen sollte. Über die Jahre entstanden rund 70 Ausmalungen im sakralen Raum: Kreuzwegstationen, Decken- und Wandgemälde sowie monumentale Bilderzyklen in Trocken- oder Frescotechnik. Bereits der Deckenzyklus „Die acht Seligpreisungen“ in der Offenburger Dreifaltigkeitskirche (1906), den er in weich fließendem Nazarenerstil gestaltete, wurde zum ersten Höhepunkt für den jungen Kirchenmaler. Weitere Glanzlichter setzte Kolb mit der Ausmalung von „St. Alban“ in Hardheim (1912) und dem einzigartigen Wandgemälde „Die sieben Sakramente“ in St. Johannes in Bad Homburg-Kirdorf (1923), das neben byzantinischen auch Jugendstil-Elemente aufweist und heute unter Denkmalschutz steht. An ganz andere Vorbilder – nicht zuletzt an Tiepolo, zu dem er sich schon als Würzburger Lehrbub’ hingezogen fühlte und dessen weltberühmtes Werk in der Residenz er während der Mittagspause in seinem Skizzen block festhielt – lässt schließlich das monumentale Deckengemälde in St. Mauritius in Ibbenbühren (1927) denken.
      Obwohl Kolb immer wieder auf die Wünsche seiner Auftraggeber eingehen musste, entwickelte er einen ganz eigenen, charakteristischen Stil, der wegen seiner vielfältigen Einflüsse gleichwohl schwer einzuordnen ist. So schöpfte Kolb beispielsweise auch aus der streng stilisierten Kirchenmalerei der Beuroner Schule und der byzantinischen Mosaikkunst. Zugleich ließ er in seine Arbeiten auch Strömungen der Zeit wie pointillistisch anmutende Techniken oder Jugendstil-Ornamentik einfließen.
       
      Verkündigung und Mission
      Trotz aller Vielfalt im Stil erkennt der Betrachter vom christlichen Standpunkt aus in Kolbs sakraler Kunst stets das Bemühen um klare Aussagen. Das Dargestellte sollte inhaltlich für jederman verständlich sein und dazu anregen, darüber nachzudenken und sich davon ergreifen zu lassen. Malerei war für diesen Künstler stets auch Glaubensverkündigung und Mission.
      Etwa ab 1920 hatte sich Kolb dem Holzschnitt als zweitem – auch finanziellem – Standbein zugewandt. Neben geschichtlichen, mythologischen und nationalen Themen widmete er sich aber auch hier vorrangig der religiösen Kunst. Wichtig war ihm stets, christliche Kunst nicht nur für Gotteshäuser, sondern darüber hinaus auch für den häuslich-privaten Bereich zu schaffen. Vor allem die Heiligendarstellungen sollten für den fest im Glauben verwurzelten Künstler die Glaubenskraft der Heiligen zum Ausdruck bringen und auch in der künstlerischen Aussage im Bild das Vorbild sichtbar werden lassen.
      Stilistisch ist auch in den Holzschnitten eine starke Anlehnung an ältere Traditionen spürbar, allen voran die deutsche Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts. Neben eher ruhigen Motiven wie dem Eremiten begegnen aber auch extrem bewegte und ausdruckstarke Holzschnitte, die beinahe martialisch daherkommen, andere tragen expressionistische Züge und wieder andere weisen Merkmale des Jugendstils auf. Am meisten wird dem heutigen Betrachter aber die betonte Volkstümlichkeit der Darstellungen ins Auge fallen, die beispielsweise bei den „Ritterheiligen“ zu einer eigenartigen Vermengung von religiösen, historisierenden und auch nationalen Ideen führt. Doch gerade dies hat wohl mit zum Erfolg Kolbs beigetragen: Die zeitgenössische Kritik war begeistert, die Holzschnitte wurden in der „Gartenlaube“ abgedruckt und fanden auch im freien Verkauf reißenden Absatz.
       
      Heimkehr und Tod
      Erst 1940 kehrte Augustin Kolb in seine Heimat zurück. Die letzten Lebensjahre verbrachte er im Elternhaus in Güntersleben, wo Porträts und Szenen aus dem unterfränkischen Dorfleben entstanden. Kolb starb am 25. Dezember 1942 an den Folgen einer Erkältung, die er sich während der Motivsuche im Ochsenfurter Gau zugezogen hatte. Was seine Arbeiten einst so beliebt machte, ließ sie ebenso rasch wieder in Vergessenheit geraten. Abgelehnt vom neuen Geschmack der Nachkriegsgeneration, wurden viele seiner Kirchenmalereien, soweit nicht schon im Krieg zerstört, in den 50er und 60er Jahren entfernt, darunter sogar die Ausmalung des Gotteshauses „St. Maternus“ in Güntersleben. Von Kolbs Grabstätte auf dem heimatlichen Friedhof ist heute nur noch der Grabstein erhalten.