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      Thomas Elbert und sein Weg zur Priesterweihe

      Ihm sind Menschen wichtiger als Karriere

      „Wenn ich morgens aufstehe und in den Spiegel schaue, dann sehe ich meinen Weihejahrgang“, sagt Thomas Elbert mit einem Schmunzeln. Der 39-Jährige aus Wenighösbach (Dekanat Aschaffenburg) ist in diesem Jahr der einzige Kandidat für die Priesterweihe im Bistum Würzburg, die am Samstag, 4. Juni, stattfindet. Dass es keine großen Weihejahrgänge mehr gebe, sei normal, sagt Elbert. Alleine geweiht zu werden, mache ihm nichts aus. Wie sich sein Weg zur Priesterweihe gestaltet hat, was es für Reaktionen aus dem Umfeld auf seine Entscheidung, Priester werden zu wollen, gab, und was ihm als zukünftigem Priester wichtig ist.

      Priester zu werden – diesen Gedanken hatte Thomas Elbert schon einige Jahre mit sich herumgetragen, bevor er sich letztlich dafür entschied, ins Priesterseminar einzutreten. Bereits nach dem Abschluss der Realschule spielte er mit dem Gedanken, erzählt er, aber: „Ich habe das dann beiseite gelassen, weil ich mir gesagt habe: Ich habe kein Abitur, mir fehlen Fremdsprachen, ich weiß nicht, wie das gehen soll“. Stattdessen entschied er sich für eine Ausbildung zum kaufmännischen Assistenten für Datenverarbeitung. Es folgten der Besuch der Berufsoberschule und dann doch ein Studium, allerdings nicht Theologie, sondern Betriebswirtschaft und Recht an der Fachhochschule in Aschaffenburg. Elberts Ziel „Ich wollte Karriere machen!“.

      Von der Börse an den Altar

      Nach seinem Studienabschluss 2008 arbeitete Thomas Elbert vier Jahre in Frankfurt bei der Börsen-Zeitung. Dort kam nach und nach wieder der Gedanke an den Priesterberuf zurück. „Ich hab gemerkt, dass der Gedanke mich nicht mehr loslässt“, sagt er. Doch dann bekam er von der Bundesbank ein Jobangebot, auf das er lange gewartet hatte: „Ich habe die neue Möglichkeit dort gesehen, bin zur Bundesbank gewechselt und hätte dann dort auch Karriere machen können. Aber der Gedanke hat mich trotzdem nicht mehr losgelassen“. Schließlich entschied er sich, den Weg zum Priesterberuf wenigstens ausprobieren zu wollen und trat 2014 ins Priesterseminar Würzburg ein. „Ich bin damals eingetreten und habe gesagt, ich weiß nicht, ob ich Priester werde. Ich schaue mir das jetzt an und entscheide das dann“. Acht Jahre später hat er sich entschieden und steht kurz vor seiner Weihe.

      Die Entscheidung für den Priesterberuf bringt in der heutigen Zeit, in der Kirche keinen guten Ruf hat, auch Reaktionen aus dem Umfeld mit sich, die nicht gerade positiv sind. „Früher hat man gratuliert und war stolz, wenn jemand Priester wurde, heute kriegt man zu hören ‚Wie kann der nur?‘“, erzählt Thomas Elbert. Doch da brauche man einen gesunden Blick auf die Realität, sagt er. Er sei sich darüber klar, worauf er sich einlasse, bekomme auch viele positive Rückmeldungen und habe so viele gute Erlebnisse, dass das für ihn eindeutig überwiege.

      Kontakt mit Menschen

      Für ihn ist als Seelsorger vor allem der Kontakt mit den Menschen wichtig, erzählt Elbert: „Bei der Bundesbank hätte ich Karriere gemacht, aber ich hätte acht Stunden lang in den Computer reingeguckt und das wollte ich nicht mehr. Ich wollte mit Menschen arbeiten und das darf ich jetzt und dafür bin ich sehr dankbar.“ Gleichzeitig sieht er darin wegen der großen Räume, für die die Priester zuständig sind, eine Herausforderung. Momentan – Elbert ist derzeit als Diakon in der Pfarreiengemeinschaft „Heilig Geist-Rauhenebrach“ im Pastoralen Raum Haßberge-Süd eingesetzt –  gelinge es ihm noch ganz gut, den Kontakt herzustellen und zu halten, sagt er. „Ich lege wert darauf, dass die Leute mich auch als persönlichen Ansprechpartner haben nach den Gottesdiensten oder ich suche den Kontakt.“ Den Bezug zu den Leuten zu halten, wenn man in einem Raum mit vielen Kirchtürmen eingesetzt sei, das flöße ihm schon Respekt ein.

      Bestmöglich für die Leute da sein zu wollen, war auch ein Grund für ihn, die Ausbildung zum Notfallseelsorger zu starten. Zumal es in seiner Familie einige Polizisten gab und er auf diese Weise immer wieder mit dem Thema in Berührung gekommen ist, wie er erzählt. Selbst wenn er nach der Ausbildung nicht als Notfallseelsorger eingesetzt werden sollte – auch in den Gemeinden gibt es immer wieder Ausnahmesituationen, auf die er möglichst gut vorbereitet sein will, so Elbert.

      Botschaft Jesu weitergeben

      Die Ausbildung zum Notfallseelsorger ist eine Zusatzausbildung. Doch auch sonst kann man im Priesterseminar – neben dem Pflichtprogramm – eigene Schwerpunkte setzen, erzählt er. Er sei zum Beispiel im Juliusspital – sowohl auf der Palliativ- als auch auf anderen Stationen – gewesen und habe dort in der Seelsorge mitgewirkt. Denn vor der Begegnung und den Gesprächen mit Schwerstkranken und Sterbenden habe er großen Respekt gehabt und so seine Berührungsängste abgebaut.

      Außerdem habe er auf dem Volkersberg Station gemacht und sei dort viel im Bereich Jugendfreizeit im Einsatz gewesen. Die Botschaft Jesu an Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien weiterzugeben und mit ihnen zu arbeiten, sei ihm ein Anliegen, erzählt er. Allerdings weiß er auch, dass viele das gar nicht mehr wollen. Oftmals könne man die Gründe verstehen, warum Menschen an der Kirche zweifeln oder ihr gar den Rücken kehren, sagt Elbert. Derzeit sei es für viele recht einfach zu sagen, sie treten aus der Kirche aus, so sein Eindruck. Aber wenn man mit den Leuten ins Gespräch komme, merke man, dass sie dennoch einen gewissen Bezug zum Glauben haben.

      Zukunft als Priester

      So komme es auch hier wieder stark auf den persönlichen Kontakt an, sagt er. „Das pastorale Personal vor Ort ist ganz entscheidend dafür, wie die Menschen Kirche wahrnehmen. Und wenn da Menschen schlechte Erfahrungen gemacht haben in der Vergangenheit, ist das nur ganz schwer wieder revidierbar“. Diese Leute seien erstmal weg von der Kirche und ihr Bild von ihr werde vor allem von der Berichterstattung in den Medien geprägt. Ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben, dass ist ihm wichtig, aber: „Ich geh nicht zu den Leuten hin und rede mit ihnen sofort über Kirche. Ich habe genügend andere Anknüpfungspunkte, über die ich erstmal ins Gespräch kommen kann – über den Beruf, Hobbys, da findet sich eigentlich immer was“. Wenn das Gegenüber merke, dass er „ja eigenlich ganz normal“ und genauso wie sie selbst sei, ergäben sich Gespräche – auch über die Kirche – letztlich ganz automatisch.

      Was als Seelsorger alles auf ihn zukommen wird, weiß Thomas Elbert nicht. Die Zukunft als Priester lasse sich schwerer vorhersehen als früher, findet er. Seinen Weihespruch hat er deshalb auch mit Blick auf die aktuelle Situation gewählt: „Fürchte dich nicht! Glaube nur!“ (Markus 5,36). Das Vertrauen, dass Gott immer dabei ist und es irgendwie richtet, „auch wenn ich selbst manchmal nicht weiß, wie das gehen soll“, begleitet ihn auf seinem Weg.

      Anja Behringer