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Krokusse

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      Ich bin die geliebte Tochter

      Liebe Leser, es ist eine wunderbare Erzählung, denn diese Worte, so glaube ich, sagt Gott im Grunde auch zu jedem von uns. Ich, ganz persönlich, bin geliebt und angenommen vom Vater. Ich bin der geliebte Sohn, ich bin die geliebte Tochter. Ich habe seinen Heiligen Geist empfangen, der in meinem Leben ganz persönlich spürbar werden will. Durch die Taufe wird deutlich, was schon immer ist, dass ich nämlich ein Kind Gottes bin und dass ich zu Gott gehöre.

      Evangelium

      In jener Zeit war das Volk voll Erwartung, und alle überlegten im Stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen. Und während er betete, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.

      Lukas 3,15–16,21–22

      Wir möchten unser Kind gern taufen lassen, weil alle hier  katholisch sind und unser Kind  dazugehören soll – so sagte es mir kürzlich eine junge Mutter. Das ist meiner Meinung nach eher ein pragmatischer Grund für die Taufe, weil die junge Mutter ihr Kind nicht aus der überwiegend katholischen Klassengemeinschaft ausschließen wollte und ihm das Fest der Erstkommunion ermöglichen wollte.
      Zunächst war ich etwas überrascht über einen so pragmatischen Grund, ein Kind taufen zu lassen. Doch dann fragte ich mich: Was bedeutet die Taufe für mich persönlich? 
      Ich versuchte eine Antwort zu finden: Für mich  bedeutet die Taufe, dass wir uns feierlich vergegenwärtigen, dass ich mein Leben einem Größeren verdanke  und dass Gott ohne wenn und aber „Ja“ zu mir sagt.  Bei der Taufe geben die Eltern des Kindes ihrerseits ihr „Ja“ zu dieser größeren Wirklichkeit und versprechen nach ihren Kräften aus der Beziehung zu Gott zu leben.
      Dass es in der Taufe wirklich um eine tiefe Berührung mit dem Göttlichen geht, davon erzählt auch das Sonntagsevangelium. Der Evangelist Lukas beschreibt mit den Augen des Glaubens, wie sich Jesus von Johannes im Jordan taufen lässt. Der Himmel öffnet sich und der Heilige Geist kommt hernieder. Eine Stimme aus dem Himmel spricht: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Es ist, als sage der  Vater zu Jesus: „Ich vertraue dir. Alles, was du tust ist gut. Ich stehe zu dir und will dir Kraft geben für deinen Weg.“
      Liebe Leser, es ist eine wunderbare Erzählung, denn diese Worte, so glaube ich, sagt Gott im Grunde auch zu jedem von uns. Ich, ganz persönlich, bin geliebt und angenommen vom Vater. Ich bin der geliebte Sohn, ich bin die geliebte Tochter. Ich habe seinen Heiligen Geist empfangen, der in meinem Leben ganz persönlich spürbar werden will. Durch die Taufe wird deutlich, was schon immer ist, dass ich nämlich ein Kind Gottes bin und dass ich zu Gott gehöre.
      Aber so einfach ist das gar nicht, aus der Beziehung zu Gott zu leben.  Wie kann es mir gelingen, dass ich meine Taufe lebe? Ein erster Schritt kann sein, dass ich erkenne, dass ich noch an manchem leide, was sich in meinem Leben und in meinem Umfeld an allzu Menschlichem und Unvollkommenem ereignet. Das Leiden darf mich aber nicht hinunterziehen, sondern es kann mir helfen zugleich auch sensibler für  die Hoffnung zu sein, die von Anfang an auch in mir steckt.
      Da ist beispielsweise mitten im Schmerz über den Konflikt mit einem Menschen aus der Gemeinde die Hoffnung in mir, dass ich wieder liebevoller auf ihn zugehen kann und dass wir uns wieder annähern können. Oder da ist im Betroffensein über den Schicksalsschlag einer befreundeten Familie die Hoffnung, dass die Familie lernt, ihre übergroße Angst vor dem möglichen Sterben ihres schwer kranken Kindes zu überwinden und in Zuversicht nur den nächsten, kleinen Schritt durch die Therapie zu gehen.
      Ein zweiter Schritt kann in meinen Augen sein, dass ich mir immer wieder bewusst werde, dass ich durch die Taufe Gottes Heiligen Geist in mir trage, und dass er mir persönlich gegeben ist. Sein Geist kann alles zum Guten wandeln. In dem Maße wie ich mich für ihn öffne, kann er Neues, Gutes bewirken und durch mich ausstrahlen. Ich kann den Heiligen Geist herabrufen auf Menschen, mit denen ich es gerade schwer habe oder die es gerade mit mir schwer haben.
      Mir hilft es, wenn ich mir bildlich vorstelle, was Paulus im Kolosserbrief schreibt, nämlich, dass die Liebe Gottes, sein Heiliger Geist, ausgegossen ist in mein Herz. Ich werde mir bewusst, dass sein Geist in mir wohnt und dass ich wie mit einem unsichtbaren Band mit Gott im Herzen verbunden bin.
      Spürbar wird das für mich, wenn ich zum Herzen hinfühle und wenn ich mir bewusst werde, dass sein Heiliger Geist darin ist. Wenn ich so bete, fühle ich neue Kraft in mich hineinkommen. Ich erlebe, dass sich etwas in mir zum Guten wandelt, und dass ich wohlwollender und liebevoller für meine Mitmenschen werde.
      Ich wünsche uns allen, dass wir sensibel bleiben für den Schmerz und für die Hoffnung auf das Gute. Ich wünsche uns auch, dass wir immer wieder auf die Kraft seines Heiligen Geistes vertrauen können, denn dann erfahren wir immer wieder neu, dass wir wirklich Gottes geliebte Söhne und Töchter sind.

      Die Autorin ist Pastoralreferentin in der Pfarreiengemeinschaft „Mittlerer Kahlgrund.“