Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr

      Hosianna!

      Was fü̈r eine Szene! Der festliche Einzug Jesu in Jerusalem! Vermutlich haben wir Eltern – aber nicht nur wir – Kinderbibelbilder vor Augen.

      Evangelium

      Es war einige Tage vor dem Osterfest.  Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweige von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen  des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe! Markus 11,1–10   Was fü̈r eine Szene! Der festliche Einzug Jesu in Jerusalem! Vermutlich haben wir Eltern – aber nicht nur wir – Kinderbibelbilder vor Augen: Jesus reitet hoheitlich, aber den Menschen zugewandt in warmen Farben durch die Tore Jerusalems; die Straßen sind gesäumt von Menschenmassen, die ihm mit Palmwedeln zuwinken, die sie eigens schnell von den Bäumen abreißen; sie jubeln ihm fröhlich zu und wir sind geneigt, gleich ins ‚Sanctus‘ in Dur miteinzustimmen. „Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herren! Hosianna in der Höhe.“ Alles in allem eine fröhliche, ausgelassene Festtagsstimmung! Einmal davon abgesehen, dass der Evangelist Markus nichts von Palmwedeln schreibt – der „Palm“sonntag entspringt eher dem Johannesevangelium.   Schon seit meinem Theologiestudium, in dem ich auch Hebräisch lernte, stellt sich mir die Frage, wie das zusammengeht: der Ruf „Hosianna“ – „Rette uns“ – und diese ausgelassene Festtagsszenerie.
      Der Evangelist Markus inszeniert hier literarisch einen Königseinzug, den Einzug des Friedenskönigs, wie ihn Sacharja 9,9 verheißt, und dem die Szene das Fohlen zu verdanken hat („... er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin“). Es ist also deutlich: Die Darstellung des Einzugs Jesu in Jerusalem ist theologisch hoch aufgeladen.   Nehmen wir nun aber den Ruf der Menschen am Wegesrand wörtlich und rufen uns die historische Situation vor Augen, in der Jesus in Jerusalem einzieht, und jene Situation um 70 nach Christus, in der Markus als erster von diesem Ereignis erzählt, dann verdüstert sich das Bild. Das Lächeln, das einem diese vertraute Szene auf die Lippen zaubert, gefriert.   Als Markus sein Evangelium verfasst, hat Jerusalem seine Apokalypse durch Titus, den Sohn Kaiser Vespasians, erlebt: Die Stadtmauern wurden geschleift, abertausende Menschen getötet und Gott selbst wurde mit der Tempelzerstörung seines „Wohnsitzes“ beraubt. Die totale Unterwerfung Judäas war besiegelt. Wenn Markus in der Erzählung ü̈ber Jesus die Menschen am Wegesrand „Hosianna“ – „Rette uns“ – rufen lässt, verbinden sich ganz handfeste politische und existenzielle Hoffnungen mit jenem Mann aus Nazareth. Aber er wird diese Erwartungen so nicht erfü̈llen. Er nimmt nicht den Tempel und die Stadt in Besitz, er stellt das Großreich Davids nicht wieder her und er jagt die Römer nicht aus dem Land.   Jesus lehrt nicht die Wiederherstellung des Reiches Davids. Er verkü̈n-det das Reich und die Herrschaft Gottes, die wir im Vater Unser nach wie vor erbitten. Meine enttäuschten Hoffnungen, meine Sehnsucht nach Frieden, meine Angst vor Terror, meine Sorge um die Erde. Auch ich stimme ein: Hosianna! Und: DEIN Reich komme!   Dr. Agnes Rosenhauer („a.rosenhauer@schmerlenbach.de“) ist Exegetin und Bildungsreferentin in der Katholischen Erwachsenenbildung des Forum Schmerlenbach e.V.