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      Anatol Ziba aus Quagadougou – ein Meister des verlorenen Gusses

      Hirten, Krieger, Bischofsstäbe

      Anatol Ziba aus Quagadougou – ein Meister des verlorenen Gusses
      Bischof Paul-Werner hat einen mit der Figur des seligen Liborius Wagner. Kardinal Joachim Meisner in Köln besitzt einen mit einem Stern in der Krümme. Und Kardinal Walther Kasper erhielt einen mit der Abbildung des heiligen Martin, als er noch Bischof von Rottenburg-Stuttgart war. Die Rede ist von Bischofsstäben aus dem westafrikanischen Land Burkina Faso. Aber auch der Abtstab von Abt Paulus Weigele in Ottobeuren ist von gleicher Herkunft. Und seit wenigen Wochen kann sich Abt Fidelis Ruppert von Münsterschwarzach über seinen Stab mit der heiligen Fidelis, der Patronin der Abtei, freuen. Dass die genannten Oberhirten alle etwas gemeinsam haben, hängt mit dem Künstler zusammen, der die Stäbe geschaffen hat. Sie stammen nämlich alle aus der Werkstatt von Anatol Ziba aus Quagadougou in Burkina Faso, dem früheren Obervolta.
      Stäbe für kirchliche Oberhirten sind nicht die einzige Spezialität des Künstlers aus der Hauptstadt von Burkina Faso. Bekannter noch ist er für seine Darstellungen von Weihnachtskrippen, bei denen es um „Hirten auf dem Felde“ mit ihren Stäben geht. Der 29-Jährige vom Volk der Gurunsi hat seine Leidenschaft für die Figuren der Weihnachtskrippe vor rund acht Jahren entdeckt, und das nicht zufällig. Da half ihm der Würzburger Henri Pabst auf die Sprünge. Der suchte in Quagadougou eine Werkstatt, die ihm für eine Kirche in Burkina Fasos Nachbarland Togo einen Tabernakel fertigen sollte. Fündig wurde er dabei genau in dem Betrieb, in dem Anatol arbeitete. Und als dessen älterer Kollege, der ursprünglich mit dem Tabernakel beauftragt war, aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen war, sprang Anatol Ziba ein und lieferte eine Arbeit ab, mit der er seine künstlerische Begabung auch für künftige Aufträge unter Beweis stellte.
      Für Touristen Amazonen, für die Krippe Hirten, Krieger
      Das brachte Pabst, der als Entwicklungshelfer in Togo beschäftigt war und sich seit längerer Zeit für Afrika auf velseitige Weise engagiert, auf die Idee, Anatol könnte sich doch mit seiner Begabung selbstständig machen. Das ist inzwischen auch gelungen. Anatol Ziba besitzt einen eigenen Betrieb, wenn auch dieser Begriff für europäische Verhältnisse wohl etwas zu hoch gegriffen wäre. Mit seinem Assistenten, dem 23-jährigen Urban Zongo vom Volk der Mossi, fertigt Anatol Ziba in seiner Heimatstadt Quagadougou nach alter Tradition afrikanischen Kunsthandwerks Auftragsarbeiten. Zum Alltäglichen gehören dabei meist Figuren für Touristen, die ihm die Souvenierhändler abkaufen, zum Beispiel Amazonengestalten auf Pferden, die von den Reisenden aus Europa und den USA zwar gerne gekauft werden, aber so gut wie nichts mit der echten traditionellen Kunst Afrikas zu tun haben.
      Wenn auch das Christentum in Burkina Faso, das vom Islam und von Naturreligionen geprägt ist, wenig Fuß gefasst hat, so kann es Anatol, selbst Katholik, gut in die afrikanische Tradition integrieren. Die Figuren der Weihnachtsgeschichte etwa, wie er sie formt, spiegeln den ursprünglichen afrikanischen Alltag wider, besonders durch die in Westafrika üblichen Kleidungsstücke, Waffen oder Musikinstrumente der Hirten und Krieger, die sich um die heilige Familie scharen.
      Durch verlorenen Guss wird jedes Werk zum Unikat
      Die Figure, der Krippen aus Burkina Faso stellt Anatol Ziba in der Technik des so genannten verlorenen Gusses her, wie er ihn bei einem Besuch in der Abtei Münsterschwarzach beim Weltmissionssonntag 2002 den Besuchern demonstriert hat. Diese Gießart ist auch in Afrika schon rund 600 Jahre, wenn nicht länger bekannt. Das bezeugen die Ausstellungsstücke in Museen, die sich auf afrikanische Kunst spezialisiert haben. In den damaligen Königreichen genossen Schmiede und Gießer hohes Ansehen. Spätestens seit Beginn der Kolonialzeit, endete jedoch die Blütezeit der Metallkunst. Heute versuchen sich viele in Burkina Faso darin, mit dem verlorenen Guss oder „Gelbguss“ touristische Massenware zu produzieren. Das ist eine der wenigen Möglichkeiten, in einem der ärmsten Länder der Erde wegen fehlender anderer Erwerbstätigkeiten einen oft kärglichen Lebensunterhalt zu bestreiten.
      Jede Werkstatt besteht aus einem kleinen Lehmofen im Schatten eines Baumes am Straßenrand. Den Werkstoff Messing gewinnt man aus Schrott, schmilzt alte Wasserhähne oder Ablaufrohre ein. Und das Wachs für die Gussform ist so kostbar, dass es nach jedem Gießvorgang sorgsam bis zum letzten Tropfen aufgefangen wird. Auch Anatol formt die Figur zunächst aus aufgeweichtem Wachs. Ist das trocken, wird das Modell Schicht für Schicht mit feinem Lehm bestrichen und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Danach wird das Wachs über offener Flamme herausgeschmolzen. Es fließt aus einer ausgesparten Öffnung des Lehmmantels und wird zur Wiederverwendung für eine neue Gussform in einem Topf aufgegangen. Durch die gleiche Öffnung wird dann das flüssige Messing in den Hohlraum eingefüllt. Ist dieses erkaltet, wird die Form zerschlagen. Und weil es für die gegossene Figur kein Modell mehr gibt, nennt man dieses Verfahren „verlorener Guss“. Andererseits kann der spätere Käufer davon ausgehen, dass er ein Unikat in Händen hält.
      Betrachtet man die schweren, mattgold schimmernden Krippenfiguren mit den fein herausgearbeiteten Details von allen Seiten, ist man erstaunt über die künstlerische Qualität, zu der die Straßenhandwerker aus Burkina Faso trotz der primitiven technischen Verfahren fähig sind. Doch die liegt überwiegend im Fingerspitzengefühl: Das einzige Werkzeug, das sie neben den Fingern bei der Bearbeitung des Wachsmodells benutzen, ist oft nur ein Schaber oder eine stumpfe Messerklinge.
      Großauftrag aus Köln: Eine Krippe für den Dom
      Diese Geschicklichkeit hat auch Kardinal Meisner erstaunt. Er erhielt von Anatol Ziba bereits einen Bischofsstab mit einer Krümme, in der der Stern der Dreikönige leuchtet. Jetzt hat er den Künstler mit dem Guss einer großen Krippe für den Kölner Dom beauftragt. Die Krippe aus Afrika soll wie der Schrein der drei Könige von der Universalität der Weihnachtsbotschaft künden, erklärte Meisner, als ihn Anatol mit Herni Pabst besuchte. Die drei Könige symbolisierten nämlich drei Kontinente, von denen einer Afrika sei.
      Den Vertrieb von Figuren aus verlorenem Guss haben die Missionsbenediktiner von Münsterschwarzach übernommen, die in Ländern der so genannten Dritten Welt Verdienstmöglichkeiten vor Ort schaffen wollen.
       
      Der Kontakt zum Fair-Handel der Abtei ist möglich über Telefon 09324/20273; E-Mail: „Prokura@abtei-muensterschwarzach. de“; Internet: „www.Fair-Handel-GmbH.de“.