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      Gedanken zum Evangelium – 25. Sonntag im Jahreskreis

      Helfen und Halt verleihen

      Einer, der belehren kann, hat Macht über seine Schüler. Jesus wird diese Macht zugetraut ... auf jeden Fall in der Einheitsübersetzung. Das Wort aus dem griechischen Urtext übersetzen andere Bibelausgaben nämlich mit lehren, unterweisen oder etwas zu sagen haben.

      Evangelium

      In jener Zeit zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Jesus wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er belehrte seine Jünger und sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden das Wort nicht, fürchteten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten auf dem Weg miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.    
      Markus 9,30–37

      Wer ist der Größte? Diese Frage bewegt die Jünger im Evangelium. Damit verbunden ist die Frage, wer ist der Erste, der Wichtigste, der Mächtigste.

      Bei der anstehenden Bundestagswahl und im Wahlkampf ist dieses Thema genauso präsent. Wem werden Leitung, Führung, Autorität, Weitblick und gute Entscheidungen zugetraut? Davon hängt letztlich auch unsere Wahlentscheidung ab. Im Zusammenhang mit dem Thema Macht fällt mir beim Blick in die Bibel das Wort „belehren“ auf. Es stört mich immer mehr. Wer hat so viel Wissen und Weisheit, dass er Anderen etwas beibringen kann, geschweige denn belehren kann? Ich assoziiere damit ein „von oben herab“ und unmündige Schüler. Einer, der belehren kann, hat Macht über seine Schüler. Jesus wird diese Macht zugetraut ... auf jeden Fall in der Einheitsübersetzung.

      Das Wort aus dem griechischen Urtext übersetzen andere Bibelausgaben nämlich mit lehren, unterweisen oder etwas zu sagen haben. Da stellt sich die Situation schon etwas anders dar. Vergessen wir nicht, dass wir keine Augenzeugenberichte haben, geschweige denn Originalworte Jesu. Wir haben nur Übertragungen in unsere Sprache. Was Jesus den Jüngern mitteilen wollte, war die Ankündigung seines bevorstehenden Todes und der Auferstehung. Darauf wird aber nicht näher eingegangen. Denn die Schüler scheuten sich zu fragen, was das bedeuten soll, heißt es weiter. Warum? Weil Jesus so viel Autorität ausstrahlte? Weil sie Angst vor seiner Reaktion hatten? Weil er ein strenger Lehrer war?

      Und dabei gibt es keine dummen Fragen, wie es so schön heißt. Ich stelle mir nur selbst ein Bein, wenn ich nicht frage. Wie soll ich sonst jemals eine Antwort finden. Vielleicht ist die Antwort des Lehrers nicht die, die ich gebrauchen kann oder hören will, aber sie hilft mir, die Frage von vielen verschiedenen Seiten zu beleuchten, und lässt mich weiter blicken. Ein guter Lehrer geht auf die Fragen der Schüler ein, er belehrt nicht über die Köpfe hinweg.

      Gleich darauf erfahren wir im Text auch ein Positiv-Beispiel. Hier ist es nämlich der Lehrer Jesus, der fragt, der Interesse zeigt. Zunächst schweigen die Jünger, doch der Text lässt erahnen, dass sie ihm dann doch erzählt haben von ihren Machtspielchen.

      Ich stelle mir vor, dass Jesus gelassen und cool reagiert hat, denn er setzt sich erst einmal hin, nimmt sich Zeit und lässt sich darauf ein. Schließlich dreht er die Machtverhältnisse um: „Wer der Erste sein will, soll der Diener aller sein.“ Ein vielfach zitierter und doch rätselhafter Satz.

      Denn es braucht Leitungsvollmacht. Dies nicht klar zu benennen und als Dienst zu verschleiern, kann gefährlich sein. Besser scheint mir Transparenz über Machtbefugnisse, die jemand hat. Nur so kann Kontrolle ausgeübt werden, damit nicht einem entfesselten Machtmissbrauch Tür und Tor geöffnet werden. Nehmen wir das Beispiel des Kindes, das Jesus in die Mitte stellt. Es ist unbenommen, dass es Führung und Halt braucht. Ganz besonders, wenn es gehen lernt. Was es nicht braucht, sind Menschen, die Macht über es ausüben wollen.

      Besser gefällt mir also der Gedanke des Wegbegleiter-Seins, wenn Kinder ihre eigenen Lern-Schritte gehen, wenn Menschen ihre eigenen Erfahrungen machen. Dann bin ich nicht der Erste, der in eine bestimmte Richtung zieht, und auch kein Sklave, der Sachen hinterherträgt, sondern ein Dienender an der Seite, der Halt verleiht und hilft – beim selbstständigen Gehen und Denken.

      Katrin Fuchs („katrin.fuchs@bistum-wuerzburg.de“) ist Pastoralreferentin
      in der Pfarreiengemeinschaft Erlenbach-Triefenstein und im Pastoralen Raum Marktheidenfeld.