Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Gebete, die mich tragen

      Großer Gott und zurück (2)

      Gebete, die mich tragen
      Es gibt kaum ein Bild, das tiefere Geborgenheit ausstrahlt als das selig schlafende Kind an der Seite seiner Mutter . Ob es gerade vom Glück des Lebens träumt? Was mag der Mutter alles durch den Kopf und das Herz gehen, wenn sie liebevoll das durch sie und in ihr menschgewordene Wunder des Lebens neben sich liegen sieht? Das Bild kann viele Fragen auslösen, aber auch an die kaum fassbare Grundwirklichkeit unseres Lebens erinnern. Es kann tief berühren und dadurch zum Staunen und Danken führen. Ich kann mich selbst als erwachsener oder älterer Mensch in diesem Kind wiederfinden und mich erinnern lassen, dass auch mir eine solche Nähe, eine solche Mutterliebe, eine solches Urvertrauen mit in die Wiege gelegt wurde. Es kann mich ebenso wehmütig stimmen nach dem Motto: „O selig, o selig, ein Kind noch zu sein ...“ Und mir so den krassen Gegensatz zur Erwachsenenwelt vor Augen führen.
       
      Im Herzen des Taifuns
      Mir fällt dazu ein östliches Weisheitswort ein, das mich schon lange begleitet: „Im Herzen eines Taifuns könnte ein Kind schlafen!“ Gerade in unserer hektischen und aufgeregten Zeit, sehnen sich viele Menschen nach dieser inneren Ruhe und tiefen Geborgenheit. Gerade weil so viele Stürme um uns toben und an unserem Lebenshaus rütteln, brauchen wir selbst inneren Halt und den Schutzraum, an den das Sprichwort vom Taifun erinnert. Im Innersten des alles verwüstenden und zerstörenden schlimmsten Sturms gibt es einen Ort der Ruhe und Stille, eine Oase des Friedens und der Geborgenheit. Welch ein tiefsinniges Bild welche Einladung und Zusage. Aber ist das nicht einfach schön geredet? Sieht die raue und graue Alltagswirklichkeit unseres Lebens nicht ganz anders aus?
      Immer wieder stehen wir vor Situationen und Menschen, wo wir nicht so recht wissen, was wir da eigentlich sagen sollen, weil jemand so traurig oder so verzweifelt, so unglücklich und am Boden zerstört ist. Wie gut hat es mir da selbst schon getan, wenn mir jemand gesagt hat: „ Ich denke an dich und bete auch für dich.“ Wie dankbar haben oft schon Menschen reagiert, wenn ich ihnen mein Gebet versprochen habe. Es sind wohl sehr wertvolle Erinnerungen, wenn ich durch mein Dasein, mein Mittragen und Mitbeten einem anderen Menschen spürbar helfen konnte. Vielleicht erinnern Sie sich an solche Situationen in Ihrem Leben, wo Sie persönlich erfahren haben, dass das Gebet anderer Sie getragen hat. Ich durfte es in der schweren Zeit der Krankheit und des Sterbens meines Vaters hautnah erfahren.
      In dieser Zeit ist mir das Lied „Wer nur den lieben Gott lässt walten ...“ zu einem wertvollen tragenden Gebet geworden. Wort für Wort finde ich darin Trost und Ermutigung, aber auch Mahnung und Warnung, wenn ich mich selbst überfordere oder in Gefahr bin, ins Selbstmitleid zu rutschen oder gar darin zu baden. Es erinnert mich an das tragende Fundament des Gottvertrauens. Es hinterfragt eine Wehleidigkeit, die mich nur nach unten zieht. Es fordert mich schließlich in der dritten Strophe auf und heraus: „Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.“
      Dieses alte Lied, das für mich früher eher nur trist und traurig geklungen hat, ist mir zu einem persönlichen wertvollen Therapieprogramm geworden, das mich fördert und fordert, das mir hilft und mich anspornt. Ich wiederhole es oft, wenn ich zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs bin. Es geht mit mir und wird mir immer wieder zu einer kleinen Kraftquelle. Es tröstet und ermutigt mich von Innen heraus.
       
      Boden unter den Füßen
      Gebete, die mich tragen. Das sind manchmal die ganz einfachen und schlichten, nicht die wortgewaltigen und hoch gestochenen. Das ist manchmal, wie oben erwähnt ein Lied, das ich schon oft gesungen habe, dessen Inhalt mir zum inneren Grund und Boden unter den Füßen geworden ist, wo vorher alles nur noch bodenlos ausgesehen hat.
      Von Herzen wünsche ich Ihnen, dass Sie in ihrem eigenen Leben – wie immer es derzeit darin auch aussehen mag und ihnen zumute sein mag – die tragende und bergende, die heilende und verwandelnde große Kraft des Gebetes erfahren können.
       
      Der Autor ist Domvikar und leitet das Referat Geistliches Leben.