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      Ins Beten finden

      Großer Gott und zurück (1)

      Ins Beten finden
      Großer Gott und zurück“ – so stand es auf einem Bus in Innsbruck zu lesen. Dort gibt es nämlich tatsächlich einen Ortsteil und eine Haltestelle mit dem Namen „Großer Gott“. Das Referat Geistliches Leben lädt Sie unter diesem Motto zu fünf „Haltestellen“ in der Fastenzeit ein, die Sie jeweils auf dieser Doppelseite finden.
       
      Den Stoßseufzer „Großer Gott“ hatte wohl jede und jeder schon einmal auf den Lippen. Mit den gleichen Worten beginnt aber ebenso das Te Deum: „Großer Gott, wir loben dich“ Und wie auf dem Bus gibt es im Gebet das „und zurück“: das Hören auf die andere Seite, auf Gottes Wort, auf seinen Zuspruch und seinen Anruf. Beten heißt, mit Gott in Beziehung treten und aus dieser Beziehung leben. Leider klappt die Verbindung zu Gott oft nicht so zuverlässig wie viele Busverbindungen.
       
      Not und Segen des Gebets
      Beten ist zwar einerseits eine der spontansten menschlichen Regungen – kinderleicht sozusagen. Auf der anderen Seite steht die Klage: „Manchmal würde ich schon beten wollen, aber ich komme oft nicht dazu oder weiß nicht wie.“ Der Alltag stellt den Versuchen zu beten viele Hindernisse in den Weg. Schon vor über 40 Jahren trug ein Bändchen von Karl Rahner den Titel „Von der Not und dem Segen des Gebets“. Gebet kann wahrhaftig beides sein. Segen, wo sich mein Beten als Quelle und als tragender Grund in den Wüsten und Wirbelstürmen des Lebens bewährt. Dankbar kann ich dann rückblickend sagen: „Ohne Gebet hätte ich diese schwere Zeit nicht überstanden.“ Ebenso habe ich aber oft meine Not mit dem Beten. Dort, wo der Alltag keine Zeit dafür lassen will. Wo das Beten selbst zur trockenen, scheinbar sinnlosen Wegstrecke oder zur Routine zu werden droht.
      Die Wurzel, aus der alles Beten entspringt und zu einem lebendigen Geschehen wird, ist die Sehnsucht nach Gott. Sich dieser Sehnsucht bewusst zu werden, ist ein wichtiger innerer Anknüpfungspunkt im Gebetsleben. Für den heiligen Augustinus ist die Sehnsucht an sich schon eine Weise des Gebets, das „immerwährende Gebet im Menschen“. Die Künstlerin Eva Warmuth hat der Erfahrung der Sehnsucht Ausdruck in einer Skulptur verliehen. Vielleicht lassen Sie sich von dem Bild auf der gegenüberliegenden Seite anregen, Ihrer eigenen Sehnsucht nach Gott auf die Spur zu kommen. Mit ein wenig Zeit und Ruhe kann das Bild ein Meditationsbild werden: Indem ich diese Hände meine Hände sein lasse ..., indem ich spüre, welche Sehnsucht von mir darin liegt ..., indem ich meine eigenen Hände im Gebet so emporstrecke ..., indem ich vielleicht mit dem Psalm 63 bete: „Gott, du mein Gott, dich suche ich.“
       
      Gebet als Beziehungspflege
      Diese innere Sehnsucht braucht Formen, in denen sie sich entfalten und mein Leben gestalten kann. Beten braucht einen konkreten Ort, eine Zeit, einen äußeren Rahmen, der hilfreich ist. Wie in der Beziehung zwischen zwei Menschen ist auch in der Beziehung zu Gott „Beziehungspflege“ nötig. Wenn ich mit jemandem ein persönliches Gespräch führen will, tue ich das in der Regel nicht zwischen Tür und Angel. Ich nehme mir Zeit, suche einen passenden Platz und sorge dafür, dass wir ungestört sind. Manchmal hilft eine Kerze und ein Glas Wein, damit ein offenes und ehrliches Gespräch zustande kommt. Was trägt für Sie dazu bei, ins Gebet zu finden? Es kann fruchtbar sein, dieser Frage einmal in Stille nachzugehen: Mich an Orte zu erinnern, an denen ich gut beten konnte – Tageszeiten zu kennen, an denen ich wacher bin für Gott – Zeichen und Symbole zu haben, die mir zur Sammlung verhelfen – Gesten und Haltungen, die mich bereiter und offener machen für Gott ...
       
      Der Anfang des Gebets
      Diese Erfahrungen des eigenen Betens sind wichtiges „Baumaterial“ für meinen Gebetsweg. Es lohnt sich, danach zu suchen und daran zu arbeiten – ohne in die Vorstellung zu verfallen, ich könnte Gebet einfach „machen“. Gebet bleibt immer auch Geschenk, Gnade. Eine jüdische Weisheitsgeschichte erinnert daran. In ihr lehrt ein Rabbi seine Schüler mit der Frage: „Wo ist der Anfang des Gebets? Der Anfang des Gebets ist nicht da, wo wir unsere Tätigkeiten beenden und zum Gebet schreiten. Er ist nicht da, wo wir die Hände zum Gebet erheben. Der Anfang des Gebets ist auch nicht da, wo wir damit beginnen, unser Gebet zu sprechen. Der Anfang des Gebets ist bei Gott.“

       

      Der Autor ist Pastoralreferent und arbeitet im Exerzitienreferat des Bistums.