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      Gedanken zum Sonntagsevangelium von Schwester Maria Landsberger, Würzburg.

      Groß sein lassen

      Gedanken zum Sonntagsevangelium von Schwester Maria Landsberger, Würzburg.
      Evangelium
      Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften, und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
      Markus 1,1–8
       
      Neulich beobachtete ich ein junges Paar, das bei einem Fernsehquiz mitmachte. Es fiel auf, wie sehr sie sich gegenseitig den Ball zuspielten. Trotz erhöhter Anspannung – die Gewinnsumme war schon auf 20000 Euro gestiegen – verließ der Mann sich, als die Frage für beide schwierig war, ohne Zögern auf ihr Gespür. Wieso er das getan hätte, fragte der Quizmaster. Schmunzelnd meinte er: „Sie liest so viel. Sie ist einfach besser.“ Es war ihm nicht peinlich; er war einfach stolz auf sie.
      Oft erleben wir es umgekehrt. Einer macht den anderen herunter. Um selbst groß herauszukommen, wird der andere gedeckelt. Auch politische Gegner üben sich zur Zeit ganz massiv in dieser fragwürdigen Kultur des Umgangs miteinander.
      „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich. Ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren“. Das ist ein anderer Ton, den wir im Evangelium des 2. Adventssonntags hören. Johannes der Täufer war gewiss kein Mann mit Minderwertigkeitskomplexen. Er selbst ein Starker, lebte sein eigenes Profil, verwirklichte seine Sendung. Er füllte seinen Platz ganz aus.
      Mit seinem aszetischen Lebensstil, seinem markanten Auftreten in der Wüste zog er die Menschen an. Seine Predigt, der Ruf nach Umkehr, war herausfordernd, kraftvoll. Damit hatte er Erfolg. Ganz Judäa und alle Bewohner Jerusalems, so heißt es, bekehrten sich. Wenn auch nicht wörtlich gemeint, zeigt es jedoch, dass Johannes die Menschen angesprochen, ihr Inneres getroffen hat. Eine ganze Bewegung löste er aus, manche scharten sich um ihn als Jünger.
      Johannes ließ sich durch seine Popularität nicht verführen. Er stellte sich nicht selbst dar. „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich“. Er verstand es ganz und gar als seine Aufgabe, hinzuweisen auf einen unvergleichbar Größeren. „Ich bin nicht wert, ihm die Schuhriemen zu lösen“. Ein stärkeres Bild hätte ihm nicht einfallen können. Denn Schuhe aufbinden war schließlich der Dienst eines Sklaven.
      Der Größere, Stärkere ist Jesus, dem Johannes begegnet, ganz nah. Er kennt ihn und kennt ihn doch nicht. Er bleibt an der Schwelle einer alttestamentlichen Vorstellung stehen, nach der das Kommen des Messias das Gericht Gottes einleitet.
      Jesus bringt aber eine neue Botschaft. Sein Leben zeigt, dass Gott dem Menschen rettend entgegenkommt. Dass er statt dreinzuschlagen aufrichtet, statt abzurechnen einen neuen Anfang schenkt. Jesus nimmt seinerseits den Dienst des Sklaven an, bückt sich zu den Füßen der Menschen hinunter.
      Markus bringt das Glaubensbekenntnis seiner Gemeinde auf den Punkt, wenn er zu schreiben beginnt: Anfang der Frohen Botschaft von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Das ist der erste Satz, der alles sagt: Jesus ist der Angekündigte und Erwartete, der Retter.
      Johannes hat in dieser Frohen Botschaft seinen eigenen Platz, als Rufer. Er weist hin und tritt zugleich zurück. Ich meine, die Gestalt des Täufers kann in diesen Tagen des Advent für uns ein Ansporn sein, nach unserer „Sendung“ zu fragen. Von Gott Gesandte – das sind auch wir. Ob Menschen um uns herum sagen können: In seiner oder ihrer Nähe kann ein anderer wachsen! Aus seiner oder ihrer Haltung kann man erahnen, dass es einen Größeren gibt. Das wäre wirklich eine Alternative.
       
      Die Autorin ist Noviziatsleiterin der Pallottinerinnen und Pastoralreferentin in Würzburg-St. Bruno.