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      Gedanken zum Evangelium – Hochfest der Frankenapostel

      Gottes Uhren ticken anders

      „Die Uhren ticken anders, wenn Gott die Zeiger stellt. Nicht Gerechtigkeit, nicht Leistung, die Liebe zählt ...“, so formuliert der Komponist Wilfried Röhrig, was die Seligpreisungen letztlich meinen. Es geht nämlich nicht darum, dass wir die Bergpredigt wörtlich in unser Leben übersetzen, was im übrigen auch wieder ein Beweis unserer eigenen Leistungsfähigkeit wäre – es geht darum, einmal die Welt mit Gottes Maßstäben zu messen.

      Evangelium

      In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf den Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und sprach: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.

      Matthäus 5,1–12a

      Eigentlich wäre an diesem Sonntag als Evangelium die Aussendung der 72 Jünger aus dem Lukasevangelium zu hören gewesen. Da wir im Bistum aber das Hochfest der Frankenapostel feiern, werden wie in jedem Jahr die Seligpreisungen der Bergpredigt gelesen. Dieser Text ist wohl einer der bedeutendsten und bekanntesten im Neuen Testament. Damit ist aber die Gefahr verbunden, dass man gar nicht mehr so zuhört, weil er eben so vertraut ist.

      „Selig sind ...“ heißt es in der Einheitsübersetzung, die Neue Genfer Übersetzung schreibt hier: „Glücklich zu preisen sind ...“. Wie man es auch immer übersetzt, der Text provoziert. Denn er legt andere Maßstäbe an, als wir in unserem Alltag: Da wird der gelobt, der fleißig ist und der es im Leben zu etwas bringt. Trauernde sind nicht so erwünscht und wer seine Trauer zum Thema macht, bei dem wenden sich die Menschen schnell ab. Wer sanftmütig ist, wird oft als zu durchsetzungsschwach belächelt und nicht ernst genommen. Und: Gerade die Sanftmütigkeit erscheint uns doch in Zeiten des aggressiven Angriffskrieges als keine ernstzunehmende Option für die erlebte Wirklichkeit.

      „Gottes Uhren ticken anders“ heißt eines der Lieblingslieder meiner Schulkinder im Religionsunterricht: „Die Uhren ticken anders, wenn Gott die Zeiger stellt. Nicht Gerechtigkeit, nicht Leistung, die Liebe zählt ...“, so formuliert der Komponist Wilfried Röhrig, was die Seligpreisungen letztlich meinen. Es geht nämlich nicht darum, dass wir die Bergpredigt wörtlich in unser Leben übersetzen, was im übrigen auch wieder ein Beweis unserer eigenen Leistungsfähigkeit wäre – es geht darum, einmal die Welt mit Gottes Maßstäben zu messen.

      Das schließlich kann uns Mut machen und kein schlechtes Gewissen. Wer sich vor Gott arm weiß, dem verspricht Gott das Himmelreich. Er verspricht es nicht den Gelehrten, den würdigen Amtsträgern oder denen, die eh schon alles am besten wissen.

      Die Trauernden kommen gleich an zweiter Stelle. Und nicht die, die sich am besten durchsetzen können, sondern den Sanftmütigen verspricht er das Land. Die nach Gerechtigkeit und Frieden dürsten, sind die wahren Kinder Gottes. Die Barmherzigen und die ein reines Herz haben – wie sehr brauchen wir sie schon heute, in einer Zeit voller Lügen und Gewalt.

      In dieser Woche feiern wir unsere Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan. Auch wenn wenig geschichtlich von ihnen belegbar ist, sind sie uns doch bis heute ein Vorbild des Glaubens. Ohne Flugzeug oder Kreuzfahrtschiff sind sie von Irland zu uns aufgebrochen. Ohne Auto oder Neun-Euro-Ticket haben sie in Würzburg, im Spessart und in der Rhön das Evangelium verkündet. In ihrer Verkündigung kamen die Seligpreisungen sicher auch vor. Ganz sicher muss der Funke des Evangeliums auf die Franken übergesprungen sein. Dafür haben die Frankenapostel ihr Leben eingesetzt und verloren. Oder besser gesagt: Gewonnen, denn bei Gott ticken die Uhren anders!

      Bernd Müller (bernd.mueller@bistum-wuerzburg.de) ist Gemeindereferent und Koordinator im Pastoralen Raum Würzburg links des Mains.