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      Pfarrer Gerold Postler aus Retzbach/Retzstadt hält Faschingspredigten

      „Gott schaut hinter die Maske“

      Pfarrer Gerold Postler aus Retzbach/Retzstadt hält Faschingspredigten
      RETZBACH. Maskenbälle, Gaudiwürmer, ausgelassene, mitunter schrille Feste – die närrische Jahreszeit erreicht in den nächsten Tagen ihren Höhepunkt. Auch an Pfarrer Gerold Postler aus der Pfarreiengemeinschaft Retzbach/Retzstadt (Dekanat Karlstadt) geht die närrische Jahreszeit nicht ganz spurlos vorbei. Seit über 20 Jahren steigt der 62-Jährige in der Retzbacher Wallfahrtskirche „Maria im grünen Tal“ in die ..., pardon, stellt sich natürlich hinter den Ambo, um seine Faschingspredigt unters Kirchenvolk zu bringen. In Versform, versteht sich. „Da hören die Leut’ ganz anders hin als bei einer normalen Predigt“, hat Postler festgestellt.
       
      Einmal im Jahr Gottesdienstbesuchern einen völlig anderen Zugang zur Predigt zu gewähren, ist sein Absicht. Kein Larifari, was Postler dreimal – und zwar am Faschingssamstag und -sonntag – von sich gibt. Es sind Predigten mit tieferem Hintergrund. „Solche, die zum Nachdenken anregen“, so Postler. „Aber lustig sind sie auch“.
       
      Demaskierende Fragen
      Angefangen hat aber alles mit einer ernsten Predigt über „Masken“. Das war zu Fasching 1975, als der gebürtige Mährener in der Gemeinde mit der bekannten Weinlage „Benediktusberg“ kurz zuvor seine Pfarrstelle angetreten hatte. Ganz unverblümt fragte er damals in die Runde: „Verstecken wir uns nicht häufig hinter einer Maske – nicht, um anderen zu helfen, sondern um uns anderen zu entziehen?“ Drei weitere Fragen, demaskierend wie die erste, stellte er im Laufe der Predigt, um zum Schluss zu resümieren: „Einmal wird uns allen – mögen wir uns auch noch so anstrengen, dies zu verhindern, – die Maske abgenommen, dann können wir uns nicht mehr schützen und verbergen. Denn Gott schaut hinter die Maske.“ Seine Predigt schlug ein. Ab da gab’s kein Zurück mehr, man forderte „Nachschlag“. Und den gab’s prompt.
      Bereits das Jahr darauf griff Postler zum ersten Mal tief in die Reimkiste und vermischte Ernstes mit Heiterem. Sich selbst auf die Schippe nehmend, gewürzt mit Humor und wohldosierten Körnchen an „ungeschminkten Wahrheiten“, damit traf Postler nun mitten in die Herzen seiner Zuhörer. Ob in der Predigt „So ein Pfarrer hat’s schön“, „Traum des Pfarres“, „Wehret dem Anfang, eh es zu spät ist“, oder „Geh öfter durch die Kirchentür“, jedesmal hatte er die Lacher auf seiner Seite. Und die kleinen Wahrheiten, charmant in trageleichte Portiönchen verschnürt, „die nahm jeder gerne mit nach Hause“, wie Postler meint. Den Vogel schoss der „Prediger vom Grünen Tal“ 1999 ab, als er seinen Gottesdienstbesuchern ein Küsschen verspricht: „Heute werde ich Euch ein Küsschen geben! Am Schluss dort draußen am Portal. Nicht alle gleich zu einem Mal! Zuerst den Mädchen und den Frauen, die Männer müssen erst zuschauen, denn wenn der Mann daneben steht, gibt’s wenigstens kein dumm’s Gered! Dort an der linken Seitentür, dort gibt Kony ein Küsschen dir, und wer keins haben möchte, der geht durch die Seitentür, die rechte. Habt kein Bedenken, was das betrifft, ob mit oder ohne Lippenstift ...“
      Küsschen, Küsschen ...?
      Was war das Ende vom Lied? Als sich die ersten Kusswilligen trauten, bekamen sie anstatt des Schmatzers ein Ferrero-Küsschen in die Hand gedrückt. Über diesen gelungenen Ulk kann sich Pfarrer Postler noch heute wie ein Kind freuen. Und seine Gemeinde freut es genauso! Wer Retzbachs Pfarrer nur flüchtig kennt, den ruhigen, etwas in sich gekehrten Gottesmann, der würde soviel Schalk bei ihm nicht vermuten. Er aber hält sich offensichtlich an das Buch Jesus Sirach, Kapitel 30, Vers 21: „Überlaß dich nicht der Sorge, schade dir nicht selbst durch dein Grübeln! Herzensfreude ist Leben für den Menschen, Frohsinn verlängert ihm die Tage.“
       
      Fasching – Karneval
      Die Faschingzeit ist zwar nicht liturgisch begründet, hat aber als „Schwellenfest“ zur Fastenzeit von ihrer Entstehung her auch einen religiösen Hintergrund. Bevor mit der Fastenzeit eine Zeit des Verzichts beginnt, ist der Fasching eine Zeit des Feierns, um die Fastenzeit als eine Zeit der Besinnung und Vorbereitung auf Ostern, aber auch als eine geistlich motivierte Zeit des Fastens zu erfahren.
      So unterschiedlich diese Tage vor Beginn der Fastenzeit auch bezeichnet und gefeiert werden, so haben sie doch ihren gemeinsamen Ursprung vor allem in einem Festtag des Mittelalters, den man das „Fest der Narren“ nannte. Er wurde entweder um den 1. Januar gefeiert oder auch zu Beginn der Fastenzeit. Sonst fromme und hochangesehene Bürger zogen mit Masken durch die Straßen, sangen ihre Lieder und machten sich lustig über Gott und die Welt.
      Manchmal bekleideten sich auch einfache Studenten mit Gewändern ihrer Oberen oder auch ihrer Fürsten und Bischöfe und machten sich lustig über die Bräuche an Kirche und Hof. Es gab sogar so etwas wie einen „Spottkönig“ oder einen „Bubenbischof“, der dem ganzen Fest vorstand. Hier mussten selbst die höchsten Persönlichkeiten damit rechnen, auf den Arm genommen zu werden. Fasching war gerade unter Christen weit verbreitet. Darin wird deutlich, dass die Freude eine Grundhaltung des Christen ist, und dass in solcher Freude selbst menschliche Maßstäbe auf den Kopf gestellt werden.
      Das Wort „Karneval“, das im Süddeutschland bei Zugereisten – vor allem aus dem Rheinland – anstatt des hierzulande gebräuchlichen Begriffs Fasching verwendet wird, ist umstritten. Vermutet wird die Ableitung vom Lateinischen „carnelevale“ (Fleischwegnahme) oder vom lateinischen „carrus navalis“, dem Schiffskarren, der bei feierlichen Umzügen zu Frühlingsbeginn mitgeführt wurde. Die Herleitung von einem vermeintlich lateinischen Ausruf „carne vale“ („Fleisch lebe wohl!“) ist zwar populär, aber grammatikalisch unkorrekt und nicht nachweisbar.