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      Glück hinter Gefängnismauern

      Im Jahr 1999 bereitete ihr der damalige evangelische Gefängnispfarrer Günther Wagner den Weg zu ihrem ersten Gefangenen, den sie begleiten durfte. Die Geschichte, die sie dann miterleben konnte, klingt ein bisschen wie ein modernes Märchen: Im Besuchsraum der JVA traf sie auf einen zwei Meter großen Schwarzafrikaner, der hinter seiner großen Statur eine zarte, künstlerische Seele verbarg. Während seiner Haft entdeckte dieser Mann seine Liebe zur und große Begabung für die Malerei. Er „malte Tag und Nacht“, erzählt Johanna Falk. Die Kunst war für ihn ein Weg sich mit seiner Vergangenheit und seiner Gegenwart im Gefängnis auseinander zu setzen. Das gab seinem Leben einen völlig neuen Sinn.
      Man muss das, was passiert, auf sich zukommen lassen und darf nicht so viele Erwartungen haben. Aber eines ist sicher: Langweilig wird es nie.“ Mit diesen Worten beschreibt Johanna Falk aus Lengfeld ihre ehrenamtliche Tätigkeit in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg/Lengfeld.

      Das moderne Gefängnis, in dem vor allem Männer, aber auch einige Frauen wegen Drogen und Betrugsdelikten inhaftiert sind, wurde 1997 errichtet. Seitdem ist Johanna Falk überall dort zur Stelle, wo es darum geht, ein bisschen Freude in den grauen Gefängnisalltag der Insassen zu bringen. Dabei arbeitet die ehemalige Vertrauensfrau im Ökumenischen Zentrum in Lengfeld eng mit den Seelsorgern und den Zuständigen vor Ort zusammen.

      Wie ein modernes Märchen
      Im Jahr 1999 bereitete ihr der damalige evangelische Gefängnispfarrer Günther Wagner den Weg zu ihrem ersten Gefangenen, den sie begleiten durfte. Die Geschichte, die sie dann miterleben konnte, klingt ein bisschen wie ein modernes Märchen: Im Besuchsraum der JVA traf sie auf einen zwei Meter großen Schwarzafrikaner, der hinter seiner großen Statur eine zarte, künstlerische Seele verbarg. Während seiner Haft entdeckte dieser Mann seine Liebe zur und große Begabung für die Malerei. Er „malte Tag und Nacht“, erzählt Johanna Falk. Die Kunst war für ihn ein Weg sich mit seiner Vergangenheit und seiner Gegenwart im Gefängnis auseinander zu setzen. Das gab seinem Leben einen völlig neuen Sinn.

      Bald schon konnte der etwa Dreißigjährige die Ergebnisse seiner Arbeit der Öffentlichkeit präsentieren. Gemeinsam mit Günther Wagner organisierte Johanna Falk in den Jahren 1999 und 2000 für den Künstler zwei Ausstellungen im Ökumenischen Zentrum in Lengfeld. Dort wurden so viele Bilder verkauft, dass am Ende eine Summe von rund 1600 Euro für ein Hilfsprojekt für Straßenkinder gespendet werden konnte. Eine Bestätigung für seine Kunst und eine große Freude für den Maler, denn er hatte sich selbst nach dem Tod seiner Eltern in seinem Heimatland Kamerun lange Zeit als Straßenkind durchgeschlagen. Nach seinen künstlerischen Erfolgen wurde der Gefangene Anfang des Jahres 2001 nach Landsberg verlegt und Mitte 2002 in die Freiheit entlassen. Mit der Gewissheit: Egal was geschieht, ich kann immer malen.

      Abgeschoben ...?
      Das klingt nach Happy End, aber es kam anders: Um ihrem Schützling die Möglichkeit zu geben, sich ein bisschen Startkapital für sein neues Leben in Freiheit zu verdienen, organisierte Johanna Falk eine dritte Ausstellung für ihn im Eine- Welt-Laden in Würzburg. Doch kurz vor der Eröffnung wurden ihm alle Bilder gestohlen. Bald darauf verschwand der Afrikaner, der keine deutsche Aufenthaltsgenehmigung besaß. Der Kontakt zu Johanna Falk brach ganz und gar ab. Man merkt ihr ihre Betroffenheit an, wenn sie von ihrer Vermutung erzählt, „dass er wahrscheinlich abgeschoben wurde.“

      Bei einem solchen Schicksal drängt sich die Frage auf: Welches Leben ist härter, das innerhalb des Gefängnisses oder das außerhalb? „Das Gefängnis ist gerade wegen seiner Isolation von der Außenwelt auch ein Ort, wo Gefangene schwierigen Lebenssituationen entfliehen können, die sie möglicherweise gerade dazu getrieben haben, kriminell zu werden“, erzählt Johanna Falk.

      Gewalt ist keine Lösung
      Im Freigängerhaus befinden sich die Gefangenen am Ende ihrer Haftzeit. Hier geht es darum, sie wieder auf das Leben nach dem Gefängnis vorzubereiten. Johanna Falk trägt ihren Teil dazu bei, indem sie gemeinsam mit dem Diplomtheologen Josef Gerspitzer ein vielseitiges Programm für die Männer entwirft. Damit will sie den Inhaftierten etwas anderes bieten, als immer nur die gleiche Gefängnisroutine, um die ihre Gedanken Tag für Tag kreisen. Themen wie „Konflikte sind alltäglich, Gewalt ist keine Lösung“ sollen neue Denkanstöße geben. Bei geselligen Abenden werden die Häftlinge auch mal von ihren Alltagssorgen abgelenkt.

      Auch wenn es für viele Gefangene schwierig ist, sich wieder in die Welt außerhalb des Gefängnisses einzuleben, fehlt einigen in der Haft etwas Grundlegendes: Die Gesellschaft mit den Menschen, die sie lieben und schätzen. Normalerweise darf ein Gefangener seine Angehörigen zweimal im Monat für eine halbe Stunde sehen. Damit die Häftlinge mehr kostbare Zeit mit ihren Familien verbringen können, haben sie seit November 2005 die Möglichkeit, eineinhalb Stunden mehr Besuchszeit im Monat zu beantragen. Genug Zeit, um mit ihrer Familie ausgiebig zu reden, mit ihren Kindern zu spielen und wie in einer ganz normalen Familie eine Kleinigkeit mit den Lieben zu essen. Johanna Falk sorgt gemeinsam mit Christine Wozar aus Lengfeld für Verpflegung und ein gemütliches Ambiente. Diese Sonderbesuche für Familien mit Kindern wurden bereits zehnmal veranstaltet und die Nachfrage von Seiten der Gefangenen ist enorm.

      Nagelkreuz-Schmiede
      Johanna Falk ist sich sicher: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Als Mitbegründerin des Nagelkreuzzentrums in Würzburg setzte sie 2003 eine Aktion in Gang, deren Einfluss inzwischen weit über die Mauern der JVA hinausreicht. In der gefängnisinternen Schlosserei stellen Gefangene Nagelkreuze her, die in die ganze Welt versendet werden. Eines befindet sich in der Dresdner Frauenkirche. Johanna Falk strahlt bei dem Gedanken, dass auf diese Weise „ein Versöhnungszeichen an die Welt von einem versöhnungsbedürftigen Ort kommt“.
      Für ihre Arbeit bekam Johanna Falk 2004 die Medaille für besondere Verdienste um die bayerische Justiz verliehen. Wenn die 59-Jährige von ihrer Aufgabe spricht, glaubt man es ihr: „Glück hinter Gefängnismauern – das kann es geben.“ Dass sie selbst ein bisschen dazu beitragen kann, motiviert sie auch für die Zukunft, ihre ehrenamtliche Tätigkeit fortzusetzen. Unter anderem stellt dabei die Begleitung eines Schwerverbrechers eine neue Herausforderung für sie dar.