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      Gemeinsam für ein Werk

      Kloster und Schule der Würzburger Ursulinen - Herzlichkeit und Wärme zeichnen Atmosphäre beim ältesten Schulorden der Stadt aus - Schwestern sind in den Augen der Schülerinnen "total cool" - Doch der Konvent wird immer kleiner
      Die Pausenglocke schrillt, plötzlich herrscht Gewusel auf den Gängen. Schwester Katharina Merz läuft gerade über den Schulhof, als plötzlich mit einem lauten Klirren Glas zerbirst. Die Schulleiterin blickt nach oben, um dann halb lachend, halb besorgt festzustellen: „Ach, wieder mal eine Fensterscheibe. Wenn nur meinen Schülerinnen nichts passiert ist.“
       
      „So etwas kommt eben vor“, meint die Oberin und Leiterin der St. Ursula-Realschule später voller Verständnis für den Bewegungsdrang junger Menschen. Diese Herzlichkeit und Wärme ist es denn auch, was die Schülerinnen wie ganz allgemein auch die Würzburger an ihren „Urscheli“ schätzen. Der Orden, den der Volksmund so liebevoll verniedlicht, zählt indes zu den weltweit am weitesten verbreiteten Frauengemeinschaften und ist der älteste Würzburger Schulorden.
       
      Ordensgründung 1535
      Bereits 1535 gründete Angela Merici in Brescia die „Gesellschaft der heiligen Ursula“ und versammelte junge Frauen um sich, die sich ganz der Kirche weihten, aber weiter in ihren Familien lebten. Schutzpatronin wurde die heilige Ursula, die der Legende nach im vierten Jahrhundert mit 11000 Gefährtinnen in Köln den Märtyrertod erlitten hatte. Hauptanliegen der zunächst als Laienbewegung konzipierten Gemeinschaft war von Beginn an die Erziehung und Bildung junger Mädchen. Unter dem Einfluss der französischen Mystik entwickelten sich die Ursulinen dann zu einem monastischen Orden mit Klausur. 1639 kamen sie auch nach Deutschland, zunächst nach Köln, und 1660 gründeten französische Schwestern auf Bitten fränkischer Adliger ein Kloster in Kitzingen.
       
      1712 nach Würzburg
      1712 holten dann auch Würzburger Bürger die Gemeinschaft zu sich: Mit vier Schwestern begann man in der Eichhornstraße. Doch schon bald wuchsen Volksschule und „Kloster von der Verkündigung Mariens“ derart, dass die Nonnen 1722 ein Areal in der Augustinerstraße erwarben, zu dem ein von Antonitermönchen verlassenes Kirchlein gehörte. Nach dem Um- und Neubau in den Jahren 1740/41 unter Mitwirkung von Balthasar Neumann gelangte die Schule zu großem Ruhm – bis das Kloster 1804 aufgelöst wurde. Doch bereits drei Jahre später konnten die Ursulinen ihre Pforte wieder öffnen. Im Auf und Ab der Zeiten erlebte die Schule den Wandel von der Höheren Mädchenschule, über Lyzeum und Haustöchterschule bis hin zur Oberrealschule. Ab 1938 musste diese dann unter dem Nazi-Regime abgebaut und bis 1942 geschlossen werden; 1945 wurde sie völlig zerstört. Allein dem unermüdlichen Einsatz der Schwestern ist es zu verdanken, dass man bereits 1947 den Schulbetrieb wiederaufnehmen konnte. Abgeschlossen wurde der Wiederaufbau erst mit der Weihe der Kirche 1980. Heute leben Ursulinen auf allen fünf Kontinenten. Weltweit zählt die Ordensgemeinschaft rund 13000 Mitglieder. Der deutschsprachige Raum organisiert sich als Föderation mit 394 Ordensschwestern in 28 autonomen Klöstern.
       
      20 Schwestern in Würzburg
      Im Würzburger „Kloster von der Verkündigung Mariens“ leben heute 20 Schwestern im Alter von 27 bis 100 Jahren. Gemeinsam sind sie unterwegs auf den Spuren ihrer Gründerin, und gemeinsam arbeiten sie für ihr Werk. „Uns ist es ganz wichtig, für junge Menschen da zu sein“, betont die 85-jährige Schwester Lioba Mehler, die das Haus geprägt hat wie keine andere; als Schülerin erlebte sie zunächst den Niedergang unter dem Nazi-Regime, trat dann 1950 in den Orden ein und wurde 1958 Leiterin von Gymnasium und Realschule, die sie bis 1986 beziehungsweise 1995 führte.
      Heute ist die St.-Ursula-Schule eine private, staatlich anerkannte Schule, die von den Ursulinen getragen wird. Sie umfasst ein Gymnasium mit neusprachlichem sowie wirtschafts- und sozialwissenschaftlichem Zweig unter der Leitung von Schwester Petra Brillinger und eine sechsstufige Realschule mit allen Wahlpflichtfächergruppen unter der Leitung von Schwester Katharina Merz. Rund 1330 Schülerinnen besuchen derzeit die St.-Ursula-Schule. Unterrichtet werden sie von 90 Lehrkräften, unter ihnen fünf Schwestern. Während man noch bis in die 80er Jahre ein Internat unterhielt, ist der Schule heute ein Tagesheim angegliedert, in dem etwa 50 Schülerinnen verköstigt und bei den Hausaufgaben betreut werden.
      Die Spiritualität und damit auch das pädagogische Konzept der Ursulinen orientieren sich bis heute an der sehr persönlichen Christusbeziehung der heiligen Angela. Sie verglich Christus mit einem menschlichen Bräutigam, der seiner Braut in allen Dingen Vorbild ist. Aus diesem innigen Verhältnis zu Jesus leiten die Schwestern ihre „göttliche Pädagogik“ ab: „Wie auch unsere Gründerin wollen wir jeden Menschen als Individuum ernst nehmen“, erläutert Schwester Katharina. „Wir wollen in den Mädchen Talente entdecken, ihnen Orientierung im Glauben geben, damit sie zu selbstbewussten jungen Frauen werden können.“ Deshalb stehen neben dem Erreichen schulischer Ziele Persönlichkeitsbildung und soziales Miteinander ganz oben.
      Zugleich ist es den Schwestern wichtig, offen zu sein für die Fragen unserer Schülerinnen. Ein Anspruch, der ihnen ganz offensichtlich auch gelingt. Wie wäre es sonst zu erklären, dass die Mädchen ihre Schwestern als „total cool“ bezeichnen und ihre zuweilen als „Nonnenbunker“ titulierte Schule „bis aufs Blut verteidigen“, meint Schwester Katharina. Auch wissen die Mädchen die Anlage als reine Mädchenschule zu schätzen – bietet sie doch ihrer Meinung nach Entfaltungsmöglichkeiten, die an gemischten Schulen nicht immer gegeben sind. Und schließlich ist ihnen auch ihre eigene Kirche wichtig: Immer wieder wird sie aufgesucht, und das aufliegende Büchlein für Gebetsanliegen eint Schülerinnen und Schwestern in Sorge und Not.
       
      Die Schule wächst, der Konvent wird immer kleiner
      Während heute die Schule wächst und wächst, wird der Konvent immer kleiner. Dennoch empfinden sich die Ursulinen in erster Linie als Ordensleute: „Die Schule kann nur dann richtig geführt werden, wenn auch wir auf dem rechten Weg sind“, betont Schwester Katharina. Die Kraft für ihr Tun schöpfen sie dabei aus dem tiefen Vertrauen auf einen menschenfreundlichen Gott, aus der Eucharistie und dem täglichen Gebet – ob nun in persönlicher Form oder in den gemeinsamen Gebetszeiten. Drei Mal wöchentlich trifft man sich zudem zur gemeinsamen Rekreation. Ein Konzept, das aufzugehen scheint: „Als alter Mensch kann ich hier erleben, wie das gemeinsame Werk weitergetragen wird“, unterstreicht Schwester Lioba, während Schwester Katharina es schön findet, dass sie „Tradition bewahren und zugleich eigene Ideen umsetzen“ kann.

       

      Tipps und Fakten
      Besichtigung von Innenhof und Kirche nach telefonischer Voranmeldung möglich.
      Gottesdienste und Gebetszeiten: Teilnahme nach telefonischer Voranmeldung möglich.
      Adresse: Kloster/St.-Ursula Schule, Augustinerstraße 17, 97070 Würzburg. Tel.: 0931/35512-0. Fax 0931/35512-23. E-Mail: „StUrsSchul@aol. com“ und „Ursulakonv@aol. com“. Internet: „www.st-ursula-schule-wuerzburg.de“.
       
      Der besondere Tipp:
      Am 30. April 2005, 10 Uhr, Festgottesdienst mit Bischof Friedhelm anlässlich des 25. Jahrestags der Altarweihe.
      Fest der heiligen Ursula am 21. Oktober.
      Fest der heiligen Angela am 27. Januar.