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      Gemacht aus Tradition

      Ein schepperndes, ohrenbetäubendes Hämmern ist aus der Werkstatt der Büttnerei Aßmann in Eußenheim zu hören. Im Innern der Halle riecht es nach frischem Holz und Sägespänen. Teamarbeit ist gefragt, als zwei der drei Gesellen und zwei Lehrlinge gemeinsam ein mannshohes Weinfass in Position bringen, um die alten Fassreifen gegen neue auszutauschen. „Büttner ist kein Frauenberuf“, sagt Juniorchef Andreas Aßmann.
      Darum trifft man in dem Familienbetrieb nur Männer an. In dritter Generation führt der 40-jährige zweifache Familienvater die Büttnerei. Im April 1945 hatte sein Großvater Josef Aßmann die erste eigene Fassmacherei gegründet. Traditionell nach alter Handwerkskunst fertigte er Weinfässer in jeder Form und Größe, aber auch hölzerne Brühwannen für Hausschlachtungen, Tragebütten, mit denen damals noch das Wasser vom Brunnen ins Haus getragen wurde, sowie Fässer für Apfelmost. Auch für ihn begann Qualität bereits bei der Auswahl und Bearbeitung des Eichenholzes. Sorgfältig geprüft hatte er es selbst mit dem Pferdefuhrwerk aus dem Spessart abgeholt. Heute übernimmt das ein Traktor – aber der Tradition von Sorgfalt und Qualität fühlen sich auch Karl Aßmann und Juniorchef Andreas verpflichtet. „Von Anfang bis Ende machen wir alles selbst, dann kann ich sicher sein, dass ich auch Qualität liefere“, resümiert Andreas Aßmann. Sein Holz kauft er überwiegend im Spessart, er prüft die Stämme vor Ort und kauft sie im Ganzen. Das Schneiden des Holzes übernimmt er selbst, im so genannten Spiegelschnitt: „Dabei sieht man die Jahresringe als parallele Streifen; das ist aus Stabilitätsgründen wichtig und das Holz verzieht sich weniger“, erklärt der Büttner. Dann lagert das Holz – sorgfältig gestapelt und markiert – etwa drei Jahre im Hof, um zu trocknen. „Die Zeit muss man ihm schon geben. Das Holz braucht sie. Würde man dem Trocknen nachhelfen, könnte das Holz brüchig werden und an Qualität verlieren“, erklärt Andreas Aßmann, der das Handwerk bei seinem Vater erlernt hat. „Ich hatte Interesse daran, weil ich ja auch reingewachsen bin.“ Bei seiner Gesellenprüfung war er sogar Bundessieger, es folgte die Meisterprüfung. Und auch heute noch hat Aßmann Spaß an seiner Arbeit mit dem Naturmaterial Holz. Ob aber auch er diese Leidenschaft weitergeben kann und sein zwölfjähriger Sohn Erik es ihm einmal nachtun wird, kann der Juniorchef heute noch nicht sagen. Sein Sohn würde aber in ein traditionsreiches Handwerk einsteigen, das in eine gute Zukunft schaut. Andreas Aßmann ist selbst Mitglied des Landesinnungsverbandes Fass- und Weinküferhandwerk und kennt bundesweit sieben Betriebe, die wie seiner als Familienbetrieb im Bau von Weinfässern arbeiten. Einige davon haben sich spezialisiert. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 30 bis 40 Betriebe, wenn man die Produktion von Bierfässern mitrechnet. Die Auftragsbücher der Büttnerei Aßmann sind voll. Winzer aus dem gesamten Bundesgebiet fragen in Eußenheim an, vieles laufe über Mundpropaganda unter Kennern, erklärt Andreas Aßmann: „Mein Opa hat noch sehr lokal gearbeitet, wir bekommen dagegen heute auch viele bundesweite Anfragen und auch immer wieder einige aus dem Ausland.“ Ging es bei seinem Großvater mit einer jährlichen Produktion von etwa hundert Fässern noch recht beschaulich zu, verlassen heute rund tausend Fässer jährlich die Büttnerei in Eußenheim. Auch bei den Preisen habe sich einiges getan, erinnert sich Karl Aßmann: „In den ersten Jahren kostete ein Hundert-Liter-Fass 30 Mark, heute sind es 240 Euro.“ Eine genaue Preisliste gibt es jedoch nicht; Aßmanns legen großen Wert darauf, die meist individuellen Wünsche der Kunden entsprechend umzusetzen. Somit schwankt auch der Preis eines Fasses.Viele einzelne Arbeitsschritte, Kraft und handwerkliches Geschick sind nötig, um ein Weinfass herzustellen. Wenn das Holz lang genug zum Trocknen im Hof gelegen hat, wird es bearbeitet. Durch eine spezielle Sägetechnik, bei der die Holzscheite in der Mitte dünner sind als am Rand, entsteht der typische Fassbauch. Für die Außenwand bekommen die Fassbretter, die Dauben, an der Streifenmaschine ihre Außenrundung; bei größeren Fässern ist auch das Handarbeit. Danach werden die Dauben im Setzreifen in Fassform aufgestellt. Schmale und breite Dauben werden dabei gleichmäßig verteilt, damit das Fass nicht schief wird. Mit Wasser befeuchtet der Büttner schließlich das künftige Fass, mit Feuer erwärmt er es von innen. Nach dem Feuern kann der Fassmacher auch auf der anderen Seite den Kopf-, Hals- und Bauchring aufziehen. Mit dem Gerbhobel werden die Innenseiten des Fasses glatt gehobelt, danach werden die Dauben auf die gleiche Länge gebracht und der „Gargel“, eine Rille für den späteren Fassboden, gefräst. Anschließend fügt der Böttcher den passend zugeschnittenen Fassboden ein. Um alles dicht zu bekommen, verwendet man in der Büttnerei Aßmann Rohkolbenblätter. Dann kommt Wasser ins Fass  – um zu testen, ob auch alles dicht ist. Die Büttnerei Aßmann produziert Fässer bis zu einem Volumen von bis zu 5000 Litern bei einer ovalen Fassform, bis zu 800 Litern bei der runden Variante. Auch nach Barrique-Fässer kommen häufiger Anfragen. Dazu benötigt der Büttner junges Eichenholz. Ein Barrique-Fass fasst traditionell nach einem alten Schiffsmaß 225 Liter und wiegt 45 Kilo. So schwer war ein Fass, das ein Hafenarbeiter von Hand verladen konnte. Heute gibt es in manchen Regionen Barrique-Fässer mit bis zu 700 Litern. Bei seiner Qualität ist die Herkunft des Holzes und sein Röstgrad entscheidend. Die Stärke des Abbrennens der Dauben durch den Büttner entscheidet auch über das Aroma. Nach maximal fünf Jahren muss ein Barrique-Fass ausgewechselt werden, weil das Holz dann seine Aromen abgegeben hat. Langlebiger sind da die normalen Lagerfässer, die bis zu 150 Jahre im Keller liegen können. „Damit es dem Fass im Keller gut geht, muss dort eine gewisse Feuchte herrschen. Sonst wäre die Verdunstung zu hoch und das Holz schwindet. Dadurch würde es undicht werden“, schildert Andreas Aßmann die Bedingungen im Weinkeller. Das seine tut er jedenfalls dazu, dass die Fässer über Jahrzehnte für guten Wein sorgen.