Übermäßig positiv fällt die Bilanz nicht aus, die der diözesane Umweltbeauftragte Christoph Gawronski im Sonntagsblatt-Interview in Sachen ökologisches Bewusstsein zieht (Seite 4/5). Dabei dürften viele der Meinung sein, dass gerade wir hierzulande mit Grünem Punkt und Gelbem Sack, mit der quasi staatlich verordneten Mülltrennung, geradezu vorbildlich seien. Dass da noch viel Halbherzigkeit an der Tagesordnung ist und weitaus mehr geschehen könnte, signalisieren die wöchentlichen Schülerdemos ebenso wie alarmierende Nachrichten über Plastikmüll in den Weltmeeren und Mikroplastik in der Nahrungskette.
Auch scheint sich das ökologische Bewusstsein in der Kirche nicht grundlegend von dem in der übrigen Gesellschaft zu unterscheiden. Entsprechende kirchliche Papiere werden öffentlich gewürdigt, kritisiert oder gelobt, später bei passender Gelegenheit auch gerne einmal zitiert, aber von vielen Christen gar nicht registriert, geschweige denn umgesetzt. Ganz im Gegenteil bekommt man doch immer wieder einmal zu hören, dass die Kirche derzeit nun wirklich wichtigere Themen zu beackern habe als den Umweltschutz.
Dabei könnte Kirche gerade auf diesem Feld wegkommen von der Beschäftigung mit sich selbst, könnte den Glauben durch die Tat verkünden: den Glauben an einen Gott, der seine Schöpfung der Menschheit zum gedeihlichen Umgang damit anvertraut hat; den Glauben, dass Fauna und Flora als Mitgeschöpfe den gleichen göttlichen Ursprung haben wie der Mensch; den Glauben, dass ich im Mitmenschen, egal, was oder wer er ist und woher er kommt, dem Ebenbild Gottes begegne. Das im Alltag zu leben ist hartes Brot. Und geht nur im Vertrauen auf den göttlichen Beistand, der immer eine Hoffnungsperspektive eröffnet. Oder, wie es das Jahresmotto unseres Bistums sagt: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
WOLFGANG BULLIN