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      Warum manche Schwestern Ordenstracht und Schleier ablegen

      Frei und bewusst als Ordensfrau leben

      Warum manche Schwestern Ordenstracht und Schleier ablegen
      Schwester Renata Rohleder von der Congregation Jesu, ehemalige Leiterin der Aschaffenburger Maria-Ward-Schule, trägt seit über zwei Jahren weder Schleier noch Ordensgewand, sondern ganz normale, wenn auch betont schlichte Kleidung. Die neue Aschaffenburger Regionaljugendseelsorgerin Schwester Debora Schneider von der Gemeinschaft der gottgeweihten Frauen hingegen setzt auf ihr Erkennungszeichen, das „Black- and White-Outfit“, wie sie die traditionelle Tracht selbst nennt. Ein Widerspruch?
       
      Eigentlich nicht. Schwester Magdalena Wenig von den Würzburger Ritaschwestern hat das Thema Ordenskleidung jüngst bei der Diskussion „Mit und ohne Kopftuch“ im Bildungshaus Schmerlenbach auf den Punkt gebracht, als sie die Kleiderordnung der Ritaschwestern erklärte. Diese erlaube durchaus „Zivil“, wenn es die Situation erfordere – zum Beispiel, wenn eine Schwester im Haushalt einer bedürftigen Familie helfe. Das äußere Erkennungszeichen der Schwestern sei heute das Kreuz auf der Brust, nicht mehr und nicht weniger. Sie selbst wechsle nach eigenem Ermessen zwischen Alltagskleidung und Tracht und lebe „frei und bewusst“ das Leben einer Ordensfrau.
      Sich frei und bewusst entscheiden zu können, „welches Erkennungsmerkmal mit ihrem persönlichen Zeugnis stimmig ist“: Für Schwester Debora ist dieser Aspekt vorrangig. Sie hält regelmäßig Vorträge über das Thema Ordenskleidung. Dabei stellt sie den Schleier als ältestes Zeichen der gottgeweihten Frauen vor. Doch auch wenn seit 1927 der Ring das Treuezeichen für die Jungfrauenweihe ist und nicht mehr unbedingt der Schleier, trägt ihn Schwester Debora immer – von wenigen Ausnahmen abgesehen: „Etwa wenn wir eine Wasserschlacht veranstalten.“ Zum Fußballspielen übrigens eigne sich ihre Ordenstracht hervorragend, meint sie augenzwinkernd.
       
      Mit Schleier in der Kneipe
      Grund für ihr konsequentes Festhalten an der Ordenstracht seien die modernen „Dresscodes“. Ob Businessfrau, Punkerin, Polizistin oder Familienmutter: Jede Frau ordne sich auch äußerlich, bewusst oder unbewusst, einer gesellschaftlichen Gruppe zu. Für sie, die mit der Tracht mitten unter Jugendlichen in einer Kneipe sitzt, sei die Ordenskleidung „eine Möglichkeit von vielen, um mittendrin zu zeigen, dass Kirche auch da ist, wo sie nicht vermutet wird“. Doch sie muss einräumen: „Ordenskleidung schafft auch Distanz.“
      Diese Distanz war einer der Gründe für Schwester Renata, sich in ihrem Sabbatjahr 2002/03 ganz von der Ordenstracht zu verabschieden. Viele Schwestern der Congregatio Jesu, wie die Maria-Ward-Schwestern jetzt heißen, haben mittlerweile den Schleier abgelegt. Der ebenfalls auf die Engländerin Maria Ward zurückgehende Orden der Loreto-Schwestern, von denen Schwester Renata aus Aschaffenburg während ihrer Auszeit in Australien und Kanada beherbergt wurde, geht fast schon seit drei Jahrzehnten ganz selbstverständlich in Zivil. Äußerlichkeiten? Es seien, meint Schwester Renata, äußere Zeichen des Wandels. Die Congregatio Jesu sei ein Teil der Gesellschaft, „auf einem anderen Fundament“ allerdings, nämlich auf den Satzungen des Ignatius von Loyola, Gründer des Jesuitenordens.
      Moderne Kleidung, um den Menschen nahe zu sein: 1977 hatte das der Orden der Maria-Ward-Schwestern noch restriktiver gesehen, und 1984 gab die Generalkongregation die Einzelbestimmung heraus: „Das Institutskleid ist das schwarze, graue oder weiße Kleid mit Schleier. Es kann auch der Kleiderrock in Schwarz oder Grau getragen werden, ebenfalls mit Schleier. Die Bluse dazu kann weiß, beige, grau sein oder die Farbe des Kleiderrocks haben.“ Allerdings durfte die Provinzialoberin seit Anfang der 70er Jahre aus bestimmten Gründen für eine begrenzte Zeit das Tragen eines Schleiers erlassen. 2002 ließen die Normen allgemeine Wahlfreiheit zu: „Auch unsere Kleidung ist Ausdruck des einfachen Lebensstils. Wo es die Situation um des größeren Dienstes willen verlangt, kann das Zivilkleid mit dem offiziellen Abzeichen der Congregatio Jesu getragen werden.“ Ein offizielles Abzeichen gebe es bislang noch nicht, erzählt Schwester Renata. Sie trägt stattdessen das Ansteckkreuz mit den Buchstaben IBMV (Institutum Beatae Mariae Virgingis) am Revers. Doch sie hat gewählt: „Es geht uns um die Arbeit.“ Als Frau – sie möchte als solche gesehen werden – in einer demokratischen Gesellschaft könne sie sich nicht mehr selbstverständlich mit einer Ordenstracht identifizieren, die ein „Stände-Kleid“ gewesen sei.
       
      Mut zur eigenen Identität
      Ihren Schülerinnen wollte sie nahe bringen, sich geschmackvoll zu kleiden, ohne Exzesse und ohne jede Modetorheit mitzumachen. Erstaunen und besorgtes Stirnrunzeln als Reaktion auf ihr neues Outfit hat sie auch geerntet. „Bei manchen Leuten hatte ich das Gefühl, sie befürchten, dass nun auch dieser Damm noch bricht.“ Doch sie habe sich nicht leichtfertig entschieden und sich vielmehr von der Frage leiten lassen: „Wie diene ich der Sache besser?“ Die Sache, das bedeutet für Schwester Renata, Menschen, vor allem jungen Mädchen, in einer sich rasant verändernden Welt Werte und Mut zur eigenen Identität und zur Toleranz anderen gegenüber zu vermitteln.