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      Sonderausstellung zu Klosterarbeiten im Heimatmuseum Eibelstadt

      Filigraner „Tand“ zur Andacht

      Das Seidenmoiré eines alten Priestergewands, silbergeklöppelte Spitze, vergoldeter Bouillondraht, Biedermeierperlen und Silberpailletten – eigentlich lauter Tand. Aber zusammen mit dem Wachsrelief des Heiligen Petrus ergibt es ein Kastenbild. Eine Klosterarbeit. Die Sonderausstellung „Klosterarbeiten“ des Eibelstadter Heimatmuseums im Frühmesserhaus bietet einen Ein- blick in diese Welt.

      Winzig sind die Glasperlen, die Messingdrähte feiner als Nähfaden, die Pailletten metallen. Samt und Seide – die Zutaten sind wertig und filigran wie zu alter Zeit. Winzige Reliquien waren traditionell mit diesen Drahtarbeiten in Klöstern prächtig eingefasst worden.

      Diese kunstvollen „schönen Arbeiten“ werden nach ihrem Entstehungsort zusammenfassend Klosterarbeiten genannt, darunter die Kastenbilder, oft mit einem Heiligen als zentralem Element, Fatschenkindchen oder Prager Jesulein. Sie werden heute nicht mehr unbedingt in Klöstern gefertigt. Jeder, der Spaß daran hat, kann sich an ihnen versuchen.

      Erstlingswerk

      Katja Deen ist so jemand. Nach einem Kurs zeigt sie nun ihr Erstlingswerk, das Teil der kleinen Sonderausstellung ist. Katja Deen ist Vorsitzende des Eibelstadter Heimatvereins und hat die Pandemiezeit genutzt, um das nach mehr als 30 Jahren mit Sammlungen und Nachlässen überquellende Frühmesserhaus übersichtlicher zu machen, „etwas Luft reinzulassen“.

      Der Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert, später barock umgebaut, wird als Heimatmuseum betrieben. „Frühmesserhaus“ heißt er deshalb, weil hier früher Ruhestandspfarrer wohnten, die die Frühmesse hielten. Mit einem neuen Konzept ist das Haus jetzt „wohnfertig“: Man kann sich an den Küchentisch setzen, findet Literatur in der Guten Stube, darf anfassen oder hinschnuppern.

      Fromme Sitten

      Den Bezug zur Stadtkirche St. Nikolaus nebenan und zu den ursprünglichen Bewohnern bewahrt der kleine Sak ralraum mit alten Andachtsbüchern und „Andenken an Vierzehnheiligen“. Der Blickfang dort ist ein antikes Andachtsbild unter Glas mit Glasperlenschmuck. Ein Fünf-Wunden-Rosenkranz und ein Fatschenkind, über dem Engelchen schweben, waren außerdem im Fundus.

      Seit sie von Klosterarbeiten begeistert ist, hat Katja Deen nicht nur Einblick in die Fertigung der Golddrahtbordüren und Perlenblüten und wie sie festgezurrt werden – als Kleber ist allenfalls Wachs erlaubt. Seitdem kann sie auch besser einordnen, was an Inventar zu frommen Sitten vorhanden ist.

      „Die Ferne nimmt’s“

      So gibt die Sonderausstellung eine hübsche Übersicht zu den alltäglichen Zeugnissen der Frömmigkeit, wie sie in katholischen Haushalten üblich waren, darunter Votivbilder und -gaben, Hinterglasmalerei, kunstvolle Grußkarten, wie sie früher zum Pfingstfest verschickt wurden oder Andenkenbilder an die „Hl. Kommunion“, 1946 noch beschriftet und gerahmt wie eine Urkunde. Auch hölzerne Engelsköpfchen, Kruzifixe und Heiligenfiguren gehören dazu sowie die Stuckdecke mit dem „IHS“ im ersten Stockwerk.

      Den Rahmen für ihr Kastenbild muss Katja Deen noch fertigen. Da hat sie besondere Ansprüche. Dass die Perlenornamente um den Heiligen nicht alle ganz genau gleich sind, grämt sie allerdings nicht. „Es ist ja nicht alles Gold, was glänzt“, schmunzelt die gelernte Vergolderin und Fassmalerin und verweist auf den Ver golder-Spruch: „Die Ferne nimmt’s.“ So erlangen dann auch Klosterarbeiten ihren pompös-kostbaren Eindruck – wo doch alles nur auf ganz dünnem Draht aufbaut ...

      Antje Roscoe

      Die Ausstellung „Klosterarbeiten“ wird im Heimatmuseum im Frühmesserhaus Eibelstadt, Hauptstraße 12, gezeigt; geöffnet bis 15. August sonntags von 14 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung (Telefon 09303/484).