Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Ehrenamtliche der Würzburger Kindertafel versorgen zahlreiche Schulkinder

      Euer täglich Brot

      Die Türen im Erdgeschoss stehen offen, das Auto der Kindertafel parkt bereits vor der Tür. Drinnen geschäftiges Treiben: ausgerechnet an diesem Morgen ist die einzige hauptamtliche Mitarbeiterin erkrankt, die sonst immer schon alles herrichtet.

      Heute müssen sie die Butter selbst aus dem Kühlschrank holen, alles bereit stellen, damit alle sieben Ehrenamtlichen im Akkord Brote schmieren können. Dass an diesem Morgen einige Handgriffe mehr erledigt werden müssen, strapaziert das enge Zeitfenster von rund einer Dreiviertelstunde. Denn die Auslieferung in den unterschiedlichen Stadtteilen, teilweise durch den langsam aufkommenden Berufsverkehr, kostet ebenfalls Zeit. Wenn alles fertig zubereitet und verpackt ist, müssen die Kisten sorgsam gepackt und beschriftet werden. Dann gibt es einen Haken auf der Liste. Die Ehrenamtlichen, die an diesem Morgen die Arbeit in der Kindertafel leisten, stehen rund um den großen Metalltisch, mit Schürzen bekleidet und ohne jeglichen Schmuck an Händen – aus Hygienegründen. Das Gesundheitsamt prüft dies in unregelmäßigen Abständen.

      Ein gutes Miteinander

      Die Arbeiten hier gehen Hand in Hand, die Stapel mit Wurst- und Käsebroten inklusive Gurkenscheiben auf dem Teller wachsen, dann werden sie in Brottüten verpackt und in die bereitgestellten Kisten gelegt. Trotz der geschäftigen Hektik ist Zeit und Gelegenheit für ein Späßchen und zum ratschen. „Na, wenn wir das nicht hätten, würde ja etwas fehlen.“ Elfriede Höglmeir hilft an diesem Morgen auch mit – eine schöne Abwechslung für die Seniorin. Sie sagt: „Wir tun ja wirklich auch etwas Gutes, wie man an den Briefen der Kinder sieht. Das freut uns sehr.“

      Bei der Würzburger Kindertafel werden täglich rund 360 Brottüten vorbereitet, 136 davon für Kindergärten. Gestartet ist das Projekt im Jahr 2012. Orientiert habe man sich dabei an der Schweinfurter Kindertafel. Ute Kremen, Vorsitzende der Würzburger Kindertafel e.V., war froh über die Unterstützung und die Ideen aus Schweinfurt, um schließlich auch in Würzburg eine Kindertafel installieren zu können. Ihr war es eine Herzensangelegenheit, das Projekt zu starten. Sie sieht vor allem auch den Staat in der Pflicht: „Wenn das Schulsystem andere Möglichkeiten finden könnte, das Kinder Zeit hätten geregelter und mehr zu essen, dann wäre das sehr gut; es gibt ja diverse Aktionen in Schulen und Kindergärten, aber das reicht leider noch lange nicht aus.“

      Die Kindertafel benötigt jährlich ein Budget in Höhe von 80000 Euro – diese Summe finanziere sich rein durch Spenden, sagt Kremen, „außerdem haben wir Partner, die uns unterstützen. So können wir gewährleisten, dass es für die Eltern und die Schulen kostenlos bleibt. Bisher gibt es von staatlicher Seite keine Unterstützung.“

      Teamwork ist gefragt

      Inzwischen steht das Team heute morgen vor der nächsten Hürde: das Brot reicht nicht ganz, das tiefgefrorene muss her. Kurzerhand wird der Backofen zum Auftauen genutzt. „Solche Arbeiten macht normalerweise unsere hauptamtliche Kraft, die heute krank geworden ist.“ Erika Marold organisiert gemeinsam mit ihrer Tochter Ute Kremen die Kindertafel. Zu Beginn wurde noch im Privathaus ehrenamtlich „geschmiert“, dann mussten neue, offizielle Räume her; und es kam die Gelegenheit zentral in Würzburg in der Josef-Schneider Straße 1 Räume zu beziehen.

      Größten Wert lege man auf frische Zutaten – doch für den Notfall wie an diesem Morgen nimmt man auch mal tiefgefrorenes her. „Nichts wäre schlimmer als wenn wir nicht alle Kinder beliefern könnten.“ Für Erika Marold und ihr Team ist es an diesem Morgen der größte Ansporn, alles bis neun Uhr an die Schulen geliefert zu wissen. Zwei Fahrer werden die Kisten zu den Schulen und Kindergärten in den verschiedenen Stadtteilen bringen.

      Ehrenamt tut gut

      Die Auslastung der Würzburger Kindertafel ist gegeben, schildert Ute Kremen. Unterstützung kann die Kindertafel aber neben einer finanziellen Spende auch im Kreis der Ehrenamtlichen aktuell sehr gut gebrauchen – händeringend werden Fahrer gesucht, die einmal in der Woche mit ausliefern können. An diesem Morgen ist Jürgen im Einsatz; er fährt regelmäßig die Touren im Stadtgebiet, Schleichwege und Abkürzungen kennt er bestens. Er befindet sich seit geraumer Zeit beruflich im Krankenstand, das Ehrenamt einmal in der Woche tue ihm gut, sagt der hochgewachsene Mann mit Brille. „Ich pack´ schon mal die ersten Kisten ins Auto.“ Während die fünf Frauen noch die aufgetauten Brotscheiben verarbeiten, hakt Elfriede Höglmeir nach und nach die Einrichtungen auf ihrer Liste ab und packt jeweils das Bestellte in eine der grünen Kunststoffkisten. „Wir sind froh, dass Jürgen als Fahrer eingesprungen ist. Aber wenn jemand krank wird oder im Urlaub ist, dann wird es eng.“ Darum würde sich auch Erika Marold Unterstützung im Team wünschen. Dem Bundesverband Deutsche Tafel zufolge nimmt die Kinderarmut in Deutschland stetig zu. Inzwischen lebe jedes siebte Kind von Hartz IV, in Ostdeutschland sei es sogar jedes vierte Kind.

      Jürgen ist die Ruhe selbst, das Team gut im Zeitplan. Bis neun Uhr, das wäre locker zu schaffen, sagt er, während er die letzte Kiste in den kleinen Transporter schiebt. „Ich bin dann mal weg, tschüss!“ An diesem Morgen werden die Brote pünktlich zur großen Pause verteilt werden können. Als die Würzburger Kindertafel ins Leben gerufen wurde, ist Ute Kremen an die Schulen herangetreten und hat ihnen das Projekt – in Anlehnung an Schweinfurt – vorgestellt.

      „Ich bin damals auf offene Ohren gestoßen; die Schulen sind sehr froh um die Unterstützung, denn an vielen Orten fehlt es Kindern an einer entsprechenden Mahlzeit.“ Als die Zahlen feststanden, wurde der Bedarf errechnet. Rund 10000 Euro braucht die Würzburger Kindertafel im Monat, sagt Erika Marold. Die Tatsache, dass bei der Kindertafel ausschließlich frische Lebensmittel verarbeitet ist der große Unterschied zur herkömmlichen „Tafel“; denn außer dem Namen hat die Kindertafel mit der normalen Tafel nichts gemeinsam: Die Kindertafel versorgt ausschließlich Kinder mit frisch eingekaufter Ware. Die herkömmliche Tafel gibt gesammelte Waren an bedürftige Familien weiter.

      In Würzburg engagieren sich momentan 30 ehrenamtliche Helfer, oft bevor sie zur Arbeit fahren. Elfriede Höglmeir lächelt: „Es wäre ja schön, wenn die Kinder uns gar nicht bräuchten. Aber sie tun es nun einmal.“ Sie zeigt auf die bunten Briefe. „Doch das hier ist uns Antrieb genug, die Arbeit weiterzumachen."    

      Judith Bornemann

      Weitere Informationen finden Sie online unter: „www.wuerzburger-kindertafel.de“.