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      Eis- und Schneeskulpturen in Brügge

      Eisige Kunst

      Eis- und Schneeskulpturen in Brügge
      Gefrorene Kirchturmspitzen ragten gläsern in den Himmel, die Oberfläche glatt geschliffen, die Kanten messerscharf: Gaudis unvollendetes Meisterwerk – die Kathedrale „Sagrada Familia“ in Barcelona – täuschend echt aus Schnee und Eis nachkonstruiert. Wie der Palast der „Schneekönigin“ aus Hans Christian Andersens gleichnamigem Märchen wirkte das spanische Gotteshaus in der winterlich-weißen Umgebung – versetzt aus dem sonnigen Süden ins weihnachtliche Brügge.

      Und auch ansonsten schien es, als hätte die Herrscherin der eiskalten Märchenwelt ihre Spuren in der belgischen Kleinstadt hinterlassen: Rund 30 Künstler aus Kanada, Russland, Japan, Norwegen, Finnland, den Vereinigten Staaten und China hatten in Brügge Eis- und Schneeskulpturen aus aller Welt gebaut. Bei minus zehn Grad konnten die frostigen Kunstwerke bis zum 1. Januar in einem isolierten Zelt bewundert werden.

      Gleich am Eingang schwang ein mächtiges Wikingerpaar seine Keulen: in Augenhöhe athletische Schenkel aus Schnee geformt. Um ins Antlitz der imposanten Schneemenschen schauen zu können, musste der Besucher seinen Blick gut drei Meter heben. Ob hoher Norden, Asien, Wüste oder Dschungel: Die Ausstellung lud ein zu einem Streifzug durch die verschiedenen Teile der Erde. Entsprechend waren die Eiskunstwerke auch ausgeleuchtet: In kühlem Blau erstrahlte der Norden; Asien war in warmes Rot, Ägypten und Lateinamerika in Gelb und der Dschungel in grünes Licht getaucht. Mit der geographischen Wirklichkeit nahm es die Ausstellung aber nicht immer genau: So stand die Kathedrale Gaudis inmitten einer Unterwasserlandschaft, und gleich daneben hob ein eisiges Abbild der Freiheitsstatue triumphierend den Arm.

      Zwei Millionen Kilo Schnee und 250000 Kilo Eis hatten die Künstler für ihre Skulpturen verarbeitet. Mit Spitzhacke und Schaufel, Schippe und Haumesser, Strohhalmen und Pinseln hatten sie die kalten Figuren aus zentnerschweren Blöcken geklopft, gemeißelt, geformt und geritzt. Zwischen 50 Zentimetern und sechs Metern waren sie hoch, aufgebaut auf einer Fläche von 1350 Quadratmetern. Importiert wurde der „Rohstoff“ – die blauen, zwei Meter langen Eisblöcke – aus dem westflämischen Ingelmunster, wo sie bereits im Sommer bei einer Temperatur von minus 30 Grad entstanden sind. Der Schnee wurde durch den Einsatz von „Snowcrushern“ ins Innere des Zelts geblasen und dort in Schablonen gepresst. Doch nur die ägyptischen Säulen erinnerten noch an diese schweißtreibenden Vorbereitungen und an die Urheber der Skulpturen: Die Künstler hatten dort ihre Namen zwischen ägyptischen Schriftzeichen verewigt.

      Dick eingemummelt schlenderten die Besucher durch die eisige Landschaft, so mancher hatte den Schal bis zur Nasenspitze hochgezogen oder den Pelzmantel aus den Tiefen des Kleiderschranks hervorgekramt. Wenn die Finger klamm wurden, lud die gläserne Eisbar in der Karibikecke zum Verweilen ein. Die meisten erledigten den Rundgang allerdings im Schnelldurchgang: Sie fanden es einfach zu kalt, um die Kunstfiguren ausgiebig zu betrachten. Anders Christine und Luc: Sie hatten ihren freien Tag genutzt und waren für die Eis- und Schneeskulpturen extra aus Antwerpen angereist. Deshalb ließen sie sich Zeit: „Unglaublich, dass man Gesichtszüge in Eis und Schnee abbilden kann“, fand Christine und knipste einen Schnee-Aborigine, der mit stoischer Ruhe in ihre Kamera blickte.
      So manches originelle Fotomotiv barg die Eislandschaft: Im Asien-Viertel überragte ein riesenhafter Eisbuddha das winterliche Szenario. Ramses II. blickte in Ägypten mit kaltem Antlitz auf das bunte Treiben. Und auf der karibischen Eisbar schwang eine Tänzerin ihre kristallklaren Hüften. Im Dschungel, wo sich Tarzan mit einer Liane von Baum zu Baum hangelte und exotische Eistiere ihr Unwesen trieben, konnten sich Kinder auf einer spiegelglatten Rutsche vergnügen. Ansonsten galt: Anfassen verboten! Denn schließlich soltlen die Figuren bis nach Neujahr halten – und nicht schon vorher mürbe werden oder gar schmelzen. Kalte Kunst ist eben besonders vergänglich.