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      Im Gespräch: Edith Werner (61), Bildungswerksvorsitzende des Frauenbunds der Diözese

      Einsatz für mehr Frauenpower

      Aus Anlass des Internationalen Frauentags am 8. März hat sich Pat Christ mit Edith Werner (61), Vorsitzende des Bildungswerks des Frauenbunds der Diözese Würzburg, unterhalten.

      Die Frauenbewegung heißt es, hat eine neue Qualität gewonnen, nachdem es in den 1990er Jahren ein wenig so aussah, als würde sie einschlafen. Sehen Sie denn das auch so?
      Es scheint so, wenn man auf die Vielzahl der Veranstaltungen in diesem Jahr anlässlich des Internationalen Frauentags schaut. Der Grund liegt darin, dass heuer 100 Jahre Frauenwahlrecht gefeiert wird. Grundsätzlich sehe ich aber kein Erstarken der Frauenbewegung. Ich beobachte vielmehr, dass es nach wie vor sehr schwierig ist, jüngere Frauen zu animieren, sich für ihre Rechte einzusetzen. Dass es nicht wirklich vorwärtsgeht, sieht man auch am Ergebnis der letzten Wahl. Heute sitzen weniger Frauen als in früheren Jahren im Bundestag. Ähnlich schaut es vielerorts in den Gemeinderäten aus. Es bedarf noch sehr viel Arbeit, bis wir es geschafft haben, die Hälfte der Parlamente mit Frauen zu besetzen.

      Sie wollen die Präsenz von Frauen in Politik und Kirche stärken. In der Politik hat sich in den letzten Jahren ja einiges bewegt. Wie groß ist denn Ihre Hoffnung, dass sich auch die Kirche bewegt und zum Beispiel bald Frauen zu Diakoninnen weiht?
      Ob ich das noch erleben werde, weiß ich nicht (lacht). Schön wäre es natürlich. Offiziell sagt die Kirche auch, dass jeder Mensch, egal welchen Geschlechts, vor Gott gleich ist und gleich behandelt werden muss. Aber das wird nicht gelebt. Ich lese hierzu gerade ein interessantes Buch der jungen Theologin Jacqueline Straub, es heißt „Kickt die Kirche aus dem Koma“. Sie fordert Reformen und beschreibt, wie menschenfremd die Kirche ist. Ich kann das alles gut nachvollziehen und erlebe das, was Jacqueline Straub schreibt, zum Beispiel auch an meinen Kindern. Sie äußerten neulich, dass sie lieber eine Stunde mit mir diskutieren, bevor sie in die Kirche gehen. Das sagt doch alles!  

      Warum ist es so wichtig, dass die Rolle der Frau in der Kirche gestärkt wird?
      Ganz einfach: Was soll denn ein Pfarrer seinen Gemeindemitgliedern übers Familienleben erzählen? Das kann nur jemand, der selbst Kinder hat und eine Familie managen muss. Ich glaube außerdem, dass die derzeitigen Machtstrukturen in der Kirche durchbrochen würden, hätten Frauen eine stärkere Position. Denn engagierten Frauen, das ist meine Erfahrung, geht es nicht um Macht, sondern darum, das Evangelium umzusetzen. Ich selbst bin übrigens auch Gemeinderätin und habe erlebt, wie stark Frauen die Arbeit in einem politischen Gremium positiv beeinflussen können. Mein Fraktionskollege sagt öfter: Seit ich als Frau dabei bin, werden die Diskussionen anders geführt.

      Sie tragen heute auch das Thema Lohngerechtigkeit in die Öffentlichkeit. Haben Sie jemals mitbekommen, dass Frauen nicht gerecht entlohnt werden?
      Da fällt mir eine Bekannte ein, die in einem Gartenbetrieb beschäftigt war. Sie war immer nur von März bis Oktober eingestellt. Im Winter erhielt sie Arbeitslosengeld. Während der Saison hatte meine Bekannte jedoch eine Menge Überstunden angehäuft. Ich riet ihr, sich fest anstellen zu lassen, übers ganze Jahr, und im Winter die Überstunden abzubauen. Das hat eine Weile gedauert. Aber schließlich hat sie das durchgesetzt. Mit dem Ergebnis, dass sie nun eine bessere Rente erhalten wird.

      Mit sehr viel Kraft und viel Selbstvertrauen kämpften Frauen vor 100 Jahren für Frauenrechte. Welche der damaligen Vorkämpferinnen imponiert Ihnen denn ganz besonders?
      Das ist Ellen Ammann, die Gründerin des Frauenbunds. Sie legte Standpunkte fest, die heute noch so aktuell sind wie vor 100 Jahren. Das betrifft zum Beispiel die Bedeutung von Frauenbildung. Es gibt aber auch heute bewundernswerte Frauen in der Politik. Für mich gehört auch unsere Bundeskanzlerin dazu. Ich fand es gut, dass sie sich in der Asyldebatte nicht beirren ließ. Sie war eine der wenigen in der Politik, die das Ganze christlich gesehen hat.

      Der KDFB ist bestrebt, den Nachwuchs für seine Arbeit zu begeistern. Kann dies durch neue Protestformen wie den Kampagnen-Walk gelingen?
      Ja, ich denke schon. Wir waren im Übrigen auch beim Faschingsumzug dabei und haben unsere Einladungskarten für den Start unserer Kampagne breit verteilt. Ich würde mir sehr wünschen, dass sich uns mehr junge Frauen anschließen, denn nur gemeinsam können wir die Gleichstellung in der Gesellschaft voranbringen. Ansonsten müssen wir selbstkritisch sagen: Wir haben leider immer noch dieses „Kaffeetrinken“-Klischee. Ortsvereine bräuchten, finde ich, mehr Mut, sich mit relevanten Themen auseinanderzusetzen. Nach meiner Ansicht braucht es kein Frauenfrühstück mehr, bei dem man sich nur so unterhält. Da kann man auch ins Café gehen.     

      Interview: Pat Christ