In Tourismusprospekten und im Internet wird die Anhäufung von Raritäten als Nostalgiemuseum Burgpreppach gelistet. Didaktische Beschreibungen der Exponate scheinen überflüssig, denn der Initiator und einzige Mitarbeiter führt die Gäste ganz individuell – ohne Eintrittspreis; Spenden willkommen. Auf den Rundgängen verrät er Verblüffendes und teilweise Skurriles. Einmal habe ihm ein Gast gesagt: „Was Sie wissen, kann man nirgendwo lesen.“
Sonntags/feiertags ab 13 Uhr geöffnet
Besuche von Kindergartengruppen, Schulklassen und Vereinen können jederzeit über die Gemeinde vereinbart werden. Ansonsten schließt der nimmermüde Idealist Braunreuther seine „Schatzkiste“ jeweils an Sonn- und Feiertagen immer nachmittags ab 13 Uhr auf; zuverlässig seit über einem Vierteljahrhundert. „Beim letzten Neujahrsempfang hat dies der Bürgermeister gewürdigt“, freut sich der Gelobte und mutmaßt gleich über den Grund der kommunalen Anerkennung: „Oft bin ich der einzige, den Ausflügler im Ort antreffen und befragen können, wenn sie das Burgpreppacher Schloss – da Privatbesitz der Füchsin von Bimbach – nicht besichtigen können.“ Dann empfiehlt er beispielsweise das Burgenzentrum Altenstein und den Dichtergarten gegenüber der Bettenburg bei Hofheim sowie natürlich sein eigenes Kleinod, wo bisher fast jeder etwas Unbekanntes oder Unerwartetes entdeckte. Stolz verweist er auf den Bezirksheimatpfleger Dr. Klaus Reder, der bei ihm auf der Suche nach seltenen und ungewöhnlichen Dingen für Sonderausstellungen regelmäßig fündig werde.
Tatsächlich gewinnt man den Eindruck, als sei in der zweiten Hälfte des verganegen Jahrhunderts nichts produziert worden, was bei Heinz Braunreuther nicht schlummern würde und wiederentdeckt werden könnte. Aber: Vor lauter Bäumen kann man den Wald nicht erkennen. Vieles steht auf-, über- oder gar ineinander.
Den Ausbruch seiner Leidenschaft, Altes aufzuheben, weiß Heinz Braunreuther noch ganz genau auf das Jahr 1963 zu datieren. Seine Oma habe damals ihre neun Enkel um sich geschart, um aus ihrer Sicht kleine Kostbarkeiten zu verteilen. Alle außer ihm wollten sie wegwerfen. Er erhielt letztlich alles – ebenso die komplette Wohnungseinrichtung der Eltern im Stil der 50er. Schon als seine Mutter ihren Textil- und Kurzwarenladen schloss, konnte sich Heinz von keiner Rolle Nähgarn trennen. Das spiegelt sich alles im Nostalgiemuseum wider. Außerdem: Alle früher im ländlichen Raum üblichen Handwerke sind dargestellt. Aber das des Heinz Braunreuther bildet den Schwerpunkt.
37 Mal als Schneider in Assisi tätig
Er lernte als Schneider und Modellmacher und sattelte schließlich eine Fortbildung zum Bekleidungstechniker drauf. Den Unterschied zwischen einem Frack und einem Bauerngehrock kann er aus dem Effeff erklären. Am Ende seines beruflichen Werdegangs übernahm er seiner Tochter zuliebe eine ganz besondere Aufgabe: Klosterschneider bei den Deutschen Schwestern von Assisi. Das einzige Kind der Braunreuthers war dort nach dem Studium der religiösen Volkskunde mitten in ihrer Promotion zum Thema „Schutzengel“ in den Klarissinnenorden eingetreten. Die Leiterin der Nähstube war ohne Nachfolgerin verstorben. Ein Ausbilder wurde gesucht. „Ich musste alle Register meines Könnens ziehen, um Gewänder zu fertigen, denen nicht anzusehen war, dass sie wegen Stoffmangels zusammengestückelt waren“, berichtet der „Entwicklungshelfer“ von seinen insgesamt 37 Einsätzen in Italien. Der zuständige Bischof habe ihm eine Sondererlaubnis erteilt, um unter Nonnen tätig zu sein, und ihm auch einmal bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Strenge Regeln würden in jenem Kloster herrschen, merkt der mit einer Katholikin verheiratete evangelische Christ noch an. Kein Wort darüber, ob er dort seiner Lieblingsmusik frönen durfte. Er ist großer Fan von Elvis Presley. Die „Local Heroes“ sind für ihn die Mitglieder der „Mambo“ aus Zeil. Schallplatten und Autogrammkarten fehlen freilich nicht im Notalgiemuseum. Und Abspielgeräte und Radios gibt es wie vieles andere zigfach.
Bernhard Schneider