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      Eine Richtungsanzeige

      Das Evangelium von der Feindesliebe trifft wie die Faust auf‘s Auge oder besser, es legt den Finger in die klaffende Menschheitswunde.

      Wort zum Sonntag am 24. Februar 2019

      Gedanken zum Sonntagsevangelium – Siebter Sonntag im Jahreskreis

      Evangelium

      In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euch, die ihr zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen! Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd! Gib jedem, der dich bit- tet; und wenn dir jemand das Deine wegnimmt, verlang es nicht zurück! Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen,das tut auch ihr ihnen! Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. Und wenn ihr denen Geld leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern, um das Gleiche zurückzubekommen. Doch ihr sollt eure Feinde lieben und Gutes tun und leihen, wo ihr nichts zurückerhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden! Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden! Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.    

      Lukas 6,27–38

      Die Welt von heute ist bedroht. Die Sorge um unser gemeinsames Haus treibt nicht nur Christen um. Viele sagen, es ist Fünf vor Zwölf, im Blick auf unsere Schöpfung wie auch im Blick auf das menschliche Miteinander. Dieser Tage wurde der 1987 von Reagan und Gorbatschow geschlossene nukleare Abrüstungsvertrag INF wieder aufgekündigt und ein neues Aufrüsten zeichnet sich ab. Manchmal könnte einem bei den aktuellen Vorgängen angst und bang werden.

      Dahinein hören wir das Evangelium von der Feindesliebe. Es trifft wie die Faust auf‘s Auge oder besser, es legt den Finger in die klaffende Menschheitswunde. Jesus möchte diese Wunde heilen, die brennt – heute genauso wie zu seiner Zeit vor 2000 Jahren. Er gibt darin den fragenden Menschen eine Antwort, wie sie den Weg in eine gute Zukunft finden können.

      Ein erster grundlegender Richtungsanzeiger: das Wort Jesu von der Feindesliebe und vom Verzicht auf Verurteilung folgt auf die Seligpreisungen „Selig die arm sind ...“. Im Lukasevangelium findet diese Rede nicht wie bei Matthäus auf dem Berg statt, sondern Jesus steigt dafür vom Berg herunter. In Jesus ist Gott zu uns herabgestiegen. Er lässt sich auf uns Menschen ein, gerade auch auf das Unversöhnte. Und die Menschen kommen, ihn zu hören. In Jesus, dem „Heruntergekommenen“, erfahren sie: Gott ist bei uns, er ist gerade mit den „Armen“ im vielfältigen Sinn solidarisch. Diese Begegnung hat heilende Kraft. Gerade die Armen, die Weinenden, die gehasst werden, sind für das göttliche Heil offen und Jesus preist sie selig.

      Eine zweite Richtung: Jesus spricht nicht allgemein von der Feindesliebe. Er spricht vom Wangehinhalten. Zweierlei ist uns gelernt worden. Zum einen: Zurückhauen, ganz klar. Zum anderen: wir müssten das Unrecht erdulden und erleiden. Beides führt nicht aus der Spirale. Das Wangehinhalten ist jedoch ein aktiver Vorgang. Aus eigener Kraft ist das fast nicht zu schaffen. Es wird möglich, weil Gott ganz nah ist, quasi zwischen mir und dem Nächsten. Diese Nähe gibt mir den Impuls zum aktiven Wangehinhalten. So kann die Bewegung aus der tödlichen Spirale von Hass und Gewalt gelingen.

      Feindesliebe konkret, das Wangehinhalten ist nicht leicht. Leichter ist es zu sagen: Trump und Putin sollen zur Vernunft zurückkehren, sich an einen Tisch setzen und neue Abrüstungsvereinbarungen treffen. Schwieriger wird es schon, mit der Person umzugehen, die mich verletzt hat. Als Christ weiß ich, dass mir Gott liebend nah ist, dass er zu mir – auch bis zu den persönlichen Abgründen – heruntergekommen ist. Mit diesem göttlichen Geschenk im Herzen kann ich leichter auf das Gute im Nächsten vertrauen. Nur Mut! Viele Christen, auch ganz „Kleine“, haben den Weg gewiesen, dass ein Ausstieg aus der Gewalt­spirale möglich ist.

      Ludwig Raischl ist Pastoralreferent und Theologischer Leiter im Geburtshaus Papst Benedikt XVI. in Marktl am Inn.

      Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt