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      Neuer Online-Studiengang ermöglicht, Gemeindereferentin oder -referent zu werden

      „Eine andere Art der Identifikation“

      Ab Herbst 2024 startet an der Katholischen Stiftungshochschule München/Benediktbeuern der neue Studiengang „Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit dual (B.A.)“. Auch das Bistum Würzburg beteiligt sich und bietet vorerst zwei Studienplätze an. Andrea Schoknecht ist Ausbildungsleiterin und begleitet angehende Gemeindereferentinnen und -referenten in der Studienphase. Wie der neue Studiengang aufgebaut ist, was ihn attraktiv macht und welche Qualitäten Interessierte mitbringen müssen, erzählt sie im Interview.

      Frau Schoknecht, welche schulischen Voraussetzungen muss ich mitbringen, um mich für den Studiengang bewerben zu können?

      Interessierte benötigen die (Fach-)Hochschulreife. Es gibt aber auch die Möglichkeit, mit einer fachspezifischen Berufsausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung einen Zugang zu finden.

      Es gibt viele Wege (siehe Infokasten), Gemeindereferentin oder -referent beziehungsweise Religionslehrer oder -lehrerin im Kirchendienst zu werden. Was ist das Besondere an dem neuen Studiengang?

      Das Besondere ist zum einen, dass es ein dualer Studiengang ist. Also ein Studium, das Theorie und Praxis eng verzahnt. Im Studienteil werden theoretische Grundlagen in Theologie, Pädagogik, Psychologie und Soziologie gelegt. Zeitgleich ist man aber auch beim Bistum angestellt, verdient Geld und wird in verschiedenen Feldern eingesetzt. Die große Neuerung ist auch, dass − bis auf wenige Präsenztage und -wochen auf dem Campus in Benediktbeuern − die Lehrinhalte online vermittelt werden.

      Und das Angebot gibt es sonst nirgends?

      Bisher gibt es im Bistum Würzburg selbst nicht die Möglichkeit, Religionspädagogik zu studieren. Dieses Studium ist immer mit einem Umzug und damit auch mit Kosten verbunden gewesen. Aber auch bundesweit ist der neue duale Online-Studiengang das erste Angebot dieser Art.

      Wie lange dauert dieses duale Studium?

      Das Studium ist auf dreieinhalb Jahre ausgelegt. Also wie ein ganz normaler Bachelorstudiengang.

      Wie ist der duale Studiengang aufgebaut?

      In allen drei Studienjahren wird man jeweils für ein Jahr in einem bestimmten Fachgebiet eingesetzt. Zusätzlich erhalten die Studierenden eine Art Stundenplan, in dem festgelegt ist, an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten Onlineveranstaltungen stattfinden. Die Lehrinhalte sind immer an die Einsatzorte angepasst.

      Wie sieht das erste Studienjahr aus?

      Das erste Jahr richtet sich nach den Interessen des Bewerbers oder der Bewerberin. Wir möchten darauf schauen, wo jemand herkommt und möchten die Praxiszeit offen gestalten. Das bedeutet, wenn jemand zum Beispiel vorher in einem Jugendverband oder bei den Ministranten aktiv war und sagt, das könnte auch etwas für ihn oder sie sein, dann möchten wir das ermöglichen. Das gilt übrigens auch für die Region. Ob jemand aus den Haßbergen oder vom Untermain kommt, niemand muss zwingend umziehen. Vielleicht will sich aber auch jemand gezielt verändern. Das würden wir individuell klären.

      Wie geht es im zweiten Jahr für die Studierenden weiter?

      Sie sind ganz klar im Pastoralen Raum eingesetzt. Es wird spezielle Lehrveranstaltung geben, die die Arbeit in Pastoralen Räumen thematisieren. Da geht es beispielsweise darum, wie man einen Gottesdienst oder eine Pfarrgemeinderatssitzung vorbereitet. Studierende bekommen Aufgaben, die in der Praxis durchgeführt werden und haben Zeit, das Erlebte zu reflektieren. Das gilt im Übrigen für das ganze Studium. Studierende können sofort das ausprobieren, was sie gelernt haben und Ideen in die Tat umsetzen, haben aber auch die Möglichkeit, in den Lehrveranstaltungen Fragen zu stellen.

      Wie geht es dann im Studium weiter?

      Im dritten Jahr dreht sich alles um die Schule. Einsatzorte sind deshalb Grund- und Mittelschulen; auch wenn man in der Zukunft nicht als Religionslehrer oder -lehrerin im Kirchendienst arbeiten wird. Dort lernt man viele methodisch-didaktische Fähigkeiten, die nicht nur in der Schule Anwendung finden, sondern auch helfen können, um im späteren Berufsleben zum Beispiel Ministrantenveranstaltungen zu planen oder Treffen mit Firmlingen entsprechend zu gestalten.

      Das Religionspädagogikstudium beinhaltet jetzt schon Praktika.

      Ein Praktikum ist zeitlich begrenzt. Wenn Studierende hingegen ein Jahr eingesetzt werden, bekommen sie viel mehr Einblicke in den Arbeitsalltag. Sie lernen, wie ein Team zusammenarbeitet, beschäftigen sich genauer mit Gremienarbeit. Wenn sie von Anfang an mit einem Arbeitsvertrag dabei sind, findet eine andere Art der Identifikation mit dem Arbeitgeber statt.

      Was meinen Sie mit „eine andere Art von Identifikation“?

      Identifikation wird stärker durch das Eingebundensein in die verschiedenen Strukturen über einen längeren Zeitraum. Ich habe die Hoffnung, dass Studierende merken: ,Ich bringe als Person schon ganz viel mit, weil ich so bin wie ich bin, mit meinen Fragen, meinen Stärken. Ich bin wertvoll.‘ Durch die Rückmeldung aus der Praxis erwerben sie Methodenkompetenz, Fachkompetenz, theologische Kompetenz, Reflexionskompetenz und können immer besser verstehen, warum sie etwas machen. Schlussendlich geht es um Selbstwirksamkeit.

      Ist es nicht unfair gegenüber Gemeindereferentinnen und -referenten, die den „herkömmlichen“ Weg gegangen sind? Sie absolvieren nach dem Studium eine dreijährige Berufseinführungsphase.

      Der Punkt ist tatsächlich noch nicht abschließend geklärt. Fakt ist aber, dass es eine Vorgabe für die Ausbildung von Gemeindereferentinnen und -referenten gibt. Und die besagt, dass eine erste und eine zweite Dienstprüfung abgelegt werden müssen. Die erste Dienstprüfung endet mit dem Studienschluss und die zweite nach einer dreijährigen Berufseinführungsphase. Natürlich haben die Absol­- ventinnen und Absolventen unseres neuen Studiengangs viel mehr Berufserfahrung. Trotzdem sind wir uns im Bistum einig, dass es auch für die neue Gruppe eine ergänzende Berufseinführungsphase geben wird. Sie soll auf die zweite Prüfung vorbereiten, wird aber verkürzt. Aktuell gehen wir von anderthalb Jahren aus.

      Warum beteiligt sich das Bistum am neuen Angebot?

      Es gibt aktuell wenig Bewerberinnen und Bewerber für alle Seelsorgeberufe. Und in den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass diejenigen, die sich für Pastoral- oder Seelsorgeberufe interessieren, nicht mehr standardmäßig nach dem Abitur auf uns zukommen. Die Interessentinnen und Interessenten kommen in ganz unterschiedlichen Lebensphasen, einige wollen sich beruflich sogar umorientieren. Das heißt für uns, dass wir diesen Menschen unterschiedliche Zugangswege anbieten müssen.

      Was muss ich mitbringen, um Gemeindereferentin oder -referent, also auch Seelsorgerin oder Seelsorger, zu werden?

      Es ist ein Beruf mit Menschen. Ich muss Menschen mögen, mich für sie interessieren und offen für das sein, was sie beschäftigt. Auch sollte ich kommunikativ sein. Nicht im Sinne von viel reden, sondern einerseits die Frohe Botschaft aus dem Evangelium gerne weitergeben und andererseits in verschiedenen Situationen die richtigen Worte finden.

      Das klingt aber gar nicht so einfach.

      Vieles davon kann man natürlich lernen. Vor allem, wenn es um spezielle Fertigkeiten in herausfordernden Situation wie Trauerbegleitung geht. Das ist Teil der Ausbildung. Aber eine Basis muss angelegt sein. Offenheit, Neugier und eine Grundkreativität sind wichtig.

      Reicht Interesse an Kirche oder muss ich gläubige Katholikin beziehungsweise gläubiger Katholik sein?

      Gemeindereferentinnen und -referenten stehen ganz klar im Verkündigungsauftrag. Derjenige, der Menschen vom Glauben erzählt und mit anderen ins Gespräch kommt, der ist mit Fragen konfrontiert, die er oft nicht beantworten kann. Er kann aber von sich erzählen. Wie denke ich dazu? Wie habe ich das verstanden? Was trägt mich in dieser Situation? Dafür braucht es einen gelebten Glauben. Nicht nur einen, der grundgelegt wurde im Kindesalter, sondern der mitgewachsen ist, der Fragen stellt und auch damit umgehen kann, wenn andere das tun. Ich glaube, manche wissen gar nicht, dass sie geeignet dafür wären. Ich muss nicht ganz fromm sein, nein, es kommt auf die Zusammenarbeit mit Menschen an.    

      Interview: Galina Bauer

      Kontakt und Info-Abend 

      Ein Info-Abend an der Katholischen Stiftungshochschule München/Benediktbeuern zum neuen dualen Studiengang findet am 26. Februar um 19.30 Uhr online statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Informationen und Zugang zur Veranstaltung unter ksh-muenchen.de. Im Bistum Würzburg berät Andrea Schoknecht Interessierte. Sie ist unter der E-Mail-Adresse andrea.schoknecht@bistum-wuerzburg.de oder telefonisch unter 0931/386-60510 erreichbar.   

      Gemeindereferentin oder -referent werden

      Studium
      Auf dem Weg zur Gemeindereferentin oder zum Gemeindereferenten steht immer ein Studium. Das Bistum Würzburg lässt Menschen zu, die „Religionspädagogik“, „Kirchliche Bildungsarbeit“ oder „Praktische Theologie“ studiert haben – die Bezeichnung hängt von der Hochschule ab. Wie die Namen verraten, sind diese Studiengänge praktisch orientiert, weniger wissenschaftlich. Sie haben einen Schwerpunkt auf der Religionspädagogik. Es gibt auch die Möglichkeit, über Theologie im Fernkurs (ThiF) – ein Angebot der Domschule Würzburg – Gemeindereferentin oder -referent zu werden. Das Studium basiert auf einem Grund-und Aufbaukurs sowie einem Religionspädagogischen Kurs und einem Pastoraltheologischen Kurs, letztere sind mit Einsätzen vor Ort verbunden. Laut Ausbildunsgleiterin Andrea Schocknecht seien ThiF-Kurse etwas für Menschen, die schon einen anderen Grundberuf haben, berufsbegleitend studieren möchten. Schocknecht: „Das Fernstudium ist mit einem hohen Aufwand verbunden, man braucht viel Organisationstalent und einen guten Rückhalt in der Familie.“ Mit mindestens vier Jahren, oft mehr, müsse man rechnen.

      Berufseinführungsphase
      Die Berufseinführungsphase startet immer im September und dauert drei Jahre. Es kooperieren die Bistümer Bamberg, Eichstätt, Würzburg und Speyer. In dieser Zeit ist man beim Bistum angestellt. Die Hälfte der Zeit wird man in einem Pastoralen Raum und in der Schule eingesetzt. Die andere Hälfte ist für Ausbildungsmodule reserviert. Dazu gehören beispielsweise Module aus dem Bereich Religionspädagogik, aber auch in der Klinikseelsorge, ein Predigtworkshop oder Moderationskurse. Die Ausbildung endet, wenn die zweite Diensprüfung bestanden ist.