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      Gedanken zum Evangelium – 28. Sonntag im Jahreskreis

      Ein (zu) großer Anspruch

      Jesus geht wieder einmal den radikalen Weg. All seinen Besitz soll der Mann verkaufen und den Armen geben. Nicht nur ein bisschen soll er sich für die Anderen einsetzen, sondern mit allem, was er hat. Natürlich kann der Mann diesen Schritt nicht gehen. Begründet wird das mit seinem großen Vermögen. Anscheinend fällt es schwerer, alles einzusetzen, je mehr man hat. Der Mann ist sicher kein Einzelfall, und so schockiert Jesus seine Jünger mit dem Satz: „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“

      Evangelium

      In jener Zeit lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer der eine Gott. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, umarmte ihn und sagte: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber gerieten über alle Maßen außer sich vor Schrecken und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich. Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen. Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser und Brüder, Schwestern und Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben.

      Markus 10,17–30

      Eigentlich geht es mir doch gut. Natürlich findet man leicht Gründe, um zu jammern, aber auf den ersten Blick leben wir doch in einer guten Zeit und Region: Weder meine Eltern noch ich mussten einen Krieg im eigenen Land erleben. Deutschland ist ein reiches Land und einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte der Welt. Was will ich denn mehr?

      Im Evangelium dieses Sonntags begegnet uns ein Mann, der mehr will. Er kommt zu Jesus, von dem er überzeugt ist, dass er ihm dabei hilft. Eigentlich macht der Mann schon alles, was man eben so macht, wenn man versucht, ein guter Mensch zu sein. Mehr kann doch keiner von ihm erwarten. Warum fragt er also Jesus? Will er einen echten Rat, was er tun kann? Oder will er nur gelobt werden dafür, dass er auf dem richtigen Weg ist?

      Doch Jesus geht wieder einmal den radikalen Weg. All seinen Besitz soll der Mann verkaufen und den Armen geben. Nicht nur ein bisschen soll er sich für die Anderen einsetzen, sondern mit allem, was er hat. Natürlich kann der Mann diesen Schritt nicht gehen. Begründet wird das mit seinem großen Vermögen. Anscheinend fällt es schwerer, alles einzusetzen, je mehr man hat. Der Mann ist sicher kein Einzelfall, und so schockiert Jesus seine Jünger mit dem Satz: „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“

      Oft habe ich gehört, das Nadelöhr wäre ein enges Stadttor, vor dem jeder Händler sein Kamel abladen musste, damit es hindurchpasste. Versteht man den Satz so, dann wird die Aussage Jesu abgeschwächt. Mit einiger Anstrengung passt das Kamel doch noch durch das Tor.

      So verstanden würde der Satz sicher gut zum zunehmenden Trend der Selbstoptimierung passen. Da stellen sich Menschen die Frage, wie sie ihren Ballast loswerden können. Es werden Heilsversprechen gemacht, wie ein ausgeklügeltes Sportprogramm oder das Produkt, welches gerade verkauft werden soll, ganz leicht zum Erfolg führen. Alles, was man hat, soll hier eingesetzt werden – zugunsten des Werbetreibenden, nicht der Armen.

      Traue ich Jesus so wenig zu? Ist er nur einer dieser Influencer, der jetzt gleich mit dem Lösungsvorschlag kommt, was der Mann doch noch tun kann, damit er in das Reich Gottes kommt? Selbst für seine Follower (damals Jünger) klingt der Anspruch Jesu einfach zu groß. Vielleicht auch, weil die Idee mit dem Stadttor als Nadelöhr erst gut 900 Jahre später auftaucht und die Jünger den Satz so verstehen, wie er gesagt wird. Sie sind geschockt: Das kann doch niemand erreichen!

      Jesus will radikale Nachfolge – aber er weiß auch, dass das nicht jeder kann. Es geht ihm nicht um Selbstoptimierung: „Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott.“ Im Gegensatz zu dem reichen Mann gibt Gott alles – sogar seinen Sohn.

      Johannes Schulz (johannes.schulz@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferent im Pastoralen Raum Burkardroth Bad Bocklet.