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      Notker Wolf sprach über die Unterschiede von Christen und Muslimen

      Ein Glaube, der das Leben prägt

      Zwischen zwei Muslimen können Welten liegen. Der eine ist vielleicht Sunnit. Der andere Schiit. Oder Alevit. Das zu berücksichtigen, ist für den ehemaligen Abt Notker Wolf wichtig, wenn über „den“ Islam diskutiert wird. „Wir müssen einander viel besser kennenlernen“, appelierte der Benediktiner an seine Zuhörer im Gemeindezentrum St. Mauritius in Estenfeld (Dekanat Würzburg rechts des Mains): Das Thema des Vortrags lautete „Christen und Muslime – unüberbrückbarer Gegensatz oder respektvolles Miteinander?“

      Rund 150 Besucher waren nach dem von Wolf zelebrierten Gottesdienst ins Pfarrzentrum gekommen, um über den Islam zu diskutieren. Darunter waren auch Muslime sowie Estenfelder, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren und die schon viele Erfahrungen mit Muslimen gemacht haben – und zwar, wie eine Flüchtlingshelferin betonte, ausschließlich positive: „Ich habe in Estenfeld noch keinerlei Fundamentalismus erlebt.“

      Wolf plädierte für jene Offenheit, die schon hunderte Helfer seit Beginn des Flüchtlingszustroms gezeigt haben. „Wir dürfen den Islam nicht am ‚Islamischen Staat’ (IS) als seiner schlimmsten Ausgeburt messen“, sagte der frühere Abt des der Erzabtei St. Ottilien und Abtprimas der Benediktiner. Auch Christen könne beim Blick in die Geschichte viel Negatives vorgeworfen werden, „aber diese negativen Beispiele machen das Christentum nicht aus.“ Genausowenig repräsentiere der „IS“ den Islam. Religions-Fundamentalismus gibt es Wolf zufolge in jeder Religion. Auch das Christentum kenne fundamentalistische Strömungen: „Doch Fundamentalismus hat grundsätzlich nichts mit Religion zu tun.“ „Gibt es über die Konfessionen hinweg prinzipielle Unterschiede zwischen Christen und Muslimen?“ Das werde er, der schon in mehreren muslimischen Ländern war, immer wieder gefragt, wenn er Vorträge über den Islam hält.

      Muslime sind Stolz auf den Islam

      “Ja“, sagt Nokter Wolf, „die gibt es!“ Das Leben eines gläubigen Muslim sei durch und durch von seiner Religion durchdrungen. „Der Islam prägt die gesamte individuelle und soziale Wirklichkeit des Menschen.“ Das sei bei Christen längst nicht mehr der Fall. Im Gegenteil sei im Alltag meist überhaupt keine Religiosität mehr zu spüren: „Darum behauptet der Islam ja auch, der Westen sei atheistisch und glaubensfeindlich.“ Muslime, und auch das ist ein für viele Christen fast schon befremdendes Phänomen, sind stolz auf ihre Religion. Christen hingegen bekennen laut Notker Wolf ihren Glauben nur sehr „schüchtern“. „Wir in Deutschland preisen heute alles an, nur nicht unseren Gauben.“ Leute, die eine andere Religion haben, könnten in der Begegnung oft gar nicht mehr erkennen, von was Christen getragen werden oder ob der Glaube überhaupt trage. Umso wichtiger ist es für Wolf, einen im Alltag verankerten Dialog zu führen, der nicht rein intellektuell daherkommt und schon gar nicht „selbstverleugnend“ ist. „Muslime sollen wissen, wer wir sind.“

      Christen sind nicht zweitklassig

      Zur Offenheit im Dialog gehört es für den Priester und Buchautor auch, Kritik anzunehmen. „Vielleicht ist es ganz gut, wenn wir mal vor den Kopf gestoßen werden.“ Muslime hätten ja Recht, wenn sie sagten, dass sie in Deutschland vor allem Leute vorfinden, die „auf Geld abfahren, denen der andere nichts bedeutet und denen auch Gott nichts mehr bedeutet.“ Er wünsche sich, dass Christen wieder stärker durch ihren Glauben und ihr Tun die Liebe Gottes bezeugen. „Daran merken Muslime erst, wer wir sind.“

      Auch wenn die große Mehrheit der Muslime nicht fundamentalistisch sei, gibt es für Wolf jedoch Tendenzen, die man nicht hinnehmen dürfe. Wo Muslime Christen spüren lassen, dass sie in ihren Augen „nur Menschen zweiter Klasse“ sind, sei definitiv eine Grenze erreicht. „Genau das dürfen wir uns nicht bieten lassen.“ Zudem werde es überall dort schwierig, wo der Dialog von missionarischem Interesse bestimmt sei. Auch Christen dürften nicht in diese Falle stolpern. „Die Bekehrung zum Christentum ist Sache der göttlichen Gnade.“

      Behutsame Forderungen

      Zu fordern sei von Muslimen, dass sie die hiesigen Sitten und Gepflogenheiten akzeptieren. „Auch ich respektiere anderswo andere Sitten.“ Dazu gehöre etwa, einander bei der Begrüßung die Hand zu geben. Auch die Verhüllung der Frau sei problematisch. „Ich bin dafür, dass Frauen bei uns die Burka ablegen“, hob Wolf hervor.

      Doch die Umsetzung solcher Forderungen müsse behutsam geschehen. „Ich kann nicht erwarten, dass eine Frau das von heute auf morgen macht, das wäre für sie der reinste Striptease.“ Auch hier gebe es im Übrigen eine Parallele zum Christentum. So sei von Nonnen nach dem Zweiten Vatikanum verlangt worden, den Schleier abzutun.

      Pat Christ