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      90 Jahre alt: Benediktinerpater Polykarp Uehlein

      Ein afrikanischer Maler aus Franken

      Man muss nicht durch Afrika gereist sein, um Pater Polykarp Uehlein zu kennen. Aber es hilft. Denn der Benediktiner hat über 50 Jahre in Tansania als Malermönch verbracht. Dort, sowie in Kenia und Togo, aber auch in Europa, hat er weit über 100 Gotteshäuser mit seinen monumentalen, farbgewaltigen Altarbildern, Kreuzwegen und Wandmalereien versehen. Am 15. Februar wird Pater Polykarp, der auch ein umfangreiches Œuvre freier Arbeiten vorzuweisen hat, 90 Jahre alt.

      Eigentlich sollte der gebürtige Amorbacher, der 1951 in die Abtei Münsterschwarzach eintrat, als Englischlehrer nach Tansania gehen. Doch die Liebe des jungen Mannes zu Stift und Farbe war stärker als die zu den Schulbüchern. Bereits während seines Theologie- und Philosophie-Studiums hatte er unermüdlich Karikaturen gezeichnet.

      1958 illustrierte Uehlein Adalbert Seipolts Büchlein „Alle Wege führen nach Rom“, das zu einem Bestseller wurde. Während eines Sprachaufenthalts in England sah ein Professor zufällig die Skizzen, die der Benediktiner und 1956 frisch geweihte Priester in jeder freien Minute aufs Papier warf. Der Professor erkannte das Talent und empfahl ihm, Malerei zu studieren. Das tat er dann auch und schrieb sich 1960 an der Frankfurter Städel-Akademie ein.

      Leuchtende Augen

      Als Polykarp 1963 in die Benediktinerabtei Ndanda ausgesandt wurde, erwartete man ihn bereits. Nicht als Englischlehrer, sondern als Künstler. Zunächst illustrierte er in der Abtei im Süden Tansanias christliche Schulbücher, doch bald bat man ihn, die allerorten neu entstehenden Kirchen auszumalen. „Mtwara war meine erste große Kirche“, erinnert er sich. Die Hafenstadt am Indischen Ozean ist die Hauptstadt eines Distrikts an der Grenze zu Mosambik. Vier Jahre habe dieses erste Großprojekt in Anspruch genommen. Probleme mit dem Riesen-Format hatte er nie: „Das ging wie von selbst!“

      Während Polykarp versonnen in einem dicken Bildband seiner Werke blättert, hält er immer wieder inne. Bei einer Ansicht von „Jesu Gang auf dem Wasser“ schwärmt er von der lebendigen Hafenstadt Daressalam, wo sich das Bildmotiv geradezu aufgedrängt habe, weil „die Menschen eine Verbindung zum Meer haben“. Daressalam hat heute 5,5 Milionen Einwohner und ist die größte Stadt Tansanias.

      Und auch beim „Mose auf dem Sinai“, den er in sage und schreibe vier Wochen auf die Altarwand in Mlangali (Südwest-Tansania) gezaubert hat, drängt es den Benediktiner zu erzählen: „Der zum Berg Sinai gewordene Moses erscheint hier als Vorbereiter dessen, der nach ihm kommt“ erläutert er mit leuchtenden Augen. Mose sei ein „Vorbereiter Christi“ und damit ein Hoffnungsträger – vielleicht habe er die  Figur deshalb intuitiv auf einen grünen Grund gesetzt.

      Farbenreichtum

      Ganz egal ob die „Rettung des Propheten Jona“ in Lindi, die „Berufung der Jünger“ in Sakharani – beide in Tansania gelegen – oder der Kreuzweg in Uliwa (Malawi) – all diese Werke strotzen vor Farbe, zeigen ausdrucksstarke Figuren und sprechen eine klare Formensprache. Pater Polykarps Anliegen ist eindeutig: „Ich will den Betrachter nicht mit Bekanntem und Alltäglichem langweilen, sondern die Frohe Botschaft durch Farbe lebendig werden lassen!“ Er wolle zeigen, „dass die Bilder der Bibel mit uns zu tun haben“ und dass in allem Christus aufleuchte.

      In Afrika hat Polykarp immer mit Einheimischen und Schülern zusammengearbeitet. Für ihn selbst sei diese Zeit „ungeheuer erfüllend“ gewesen, von ihr zehre er bis heute, sagt er. Umgekehrt waren junge Talente wie Henry Likonde sehr dankbar für die Förderung. Likonde und viele andere griffen die intuitive Bildsprache Polykarps auf und tragen sein Erbe in Afrika heute weiter.

      Zur Unterstützung hat die Abtei Münsterschwarzach einen „Fonds für kirchliche Kunst in Afrika“ aufgelegt, der sich aus dem Verkauf von Polykarp-Werken speist und den die Missionsprokura der Abtei verwaltet. Das Geld kommt Künstlern und Kirchenbauprojekten in Afrika zugute.

      Auch in vielen Kirchen und ­Kapellen Europas hat Pater ­Polykarp Spuren hinterlassen, etwa in Münsterschwarzach, Kleinrinderfeld, Dittelbrunn, Glattbach, Bad Königshofen, Haibach, Olpe, Marienstatt, St. Ottilien, Rapperswil und Uznach (Schweiz).

      Symphonien in Farbe

      Zu den großformatigen Altarwandbildern kommen Buch­illustrationen und ein umfangreiches Werk an Skizzen, Graphiken, Aquarellen, Mischtechniken, Öl- und Acrylbildern, das selbst ausgewiesenen Polykarp-Kennern nur in Bruchstücken bekannt ist. Ähnlich wie die Kirchenkunst zeichnen sich auch seine freien Arbeiten durch große Lebendigkeit und Menschlichkeit aus. Seine abstrakten Blätter sind mit sicherem Gespür arrangiert und wirken wie kleine Symphonien in Farbe.

      Die figürlichen Skizzen offenbaren scharfe Beobachtungsgabe und feinen Sinn für Humor. Mit spitzer Feder und Schalk im Nacken karikiert er Personen, Tiere und Alltagsszenen und verliert dabei nie den spielerischen Blick des Menschenfreunds.

      Seit Juli 2019 ist Pater Polykarp Uehlein wieder zurück in der Abtei. Nach einer schweren Erkrankung lebt er im klostereigenen Senioren- und Pflegeheim. Zwar kann er jetzt wieder kurze Stücke am Rollator gehen, der Weg ins Atelier ist jedoch zu beschwerlich. In seinem Zimmer zeichnet er dafür unermüdlich weiter.

      Zwei neue Bücher

      Das zeigen auch zwei neue Veröffentlichungen aus dem Vier-Türme-Verlag. Bei den „Afrikanischen Märchen“ liegt das Gewicht auf den Erzählungen mit ihrer für europäische Ohren so ungewohnten Symbolik, die Zeichnungen bleiben eher Beiwerk. Dafür lebt das nur in einer kleinen Auflage erschienene Büchlein „Heiteres über die (Un-)Ordnung der Wirtschaft“ gerade von der Kombination aus Bild und Text.

      Polykarps Tierzeichnungen setzen die Stichwörter des Wirtschaftswissenschaftlers Wolfgang Bernhardt und die Weisheitsgeschichten des Jesuiten Anthony de Mello gekonnt in Szene. Egal ob frech grinsende Affen, ein kecker Frosch, ein wütender Adler, zankende Hähne, ein gefräßiger Wurm, lässig abhängende Faultiere oder (ge-)wichtige Walrösser – Polykarps luftig-leichte Tierskizzen sagen mit wenigen Strichen viel aus und bestechen durch klare Farbflächen und Mut zum Weißraum. Für Polykarp Uehlein sind Projekte wie diese Lichtblick und Lebenselixier: „Das hält mich lebendig“, sagt er unternehmungslustig, packt seine Bilderbibel und verabschiedet sich zum Mittagessen.

      Anja Legge