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      Ob Kartenspielen oder Begleitung bei Arztbesuchen: Auf die Nachbarschaftshilfe kann man zählen

      Ehrenamtliche der Nachbarschaftshilfe schenken Zeit

      Schwester Hiltrudis Gratt hat ein gutes Gedächtnis. An den Flugzeuglärm über ihrer Heimatstadt Danzig bei Kriegsbeginn 1939 erinnert sie sich noch. Schwester Hiltrudis ist 89 Jahre alt und lebt heute im Seniorenheim St. Elisabeth in Bad Kissingen. Von früher erzählt sie gerne, wenn Besuch kommt. Und sie wird jede Woche besucht. Denn in Bad Kissingen gibt es die Initiative „Eine Stunde Zeit füreinander“.

      Ehrenamtliche der Initiative schenken ihren Mitmenschen Zeit. Sie setzen sich hin zum Zuhören oder Kartenspielen, begleiten Senioren bei Spaziergängen, Arztbesuchen oder Einkäufen. Sie sind da, wenn der Ehepartner gestorben ist oder die Tochter ihren Wohnsitz verlegt hat.

      Einkaufsservice

      Seit 2019 engagiert sich Wolfgang Stenke bei der Initiative „Eine Stunde Zeit füreinander“. Seit dem vergangenen Jahr kümmert er sich um Schwester Hiltrudis. „Mittlerweile ist sie meine Freundin, und ich fahre sie im Schnitt einmal die Woche zum Arzt“, erzählt der 65-Jährige. Und nicht allein das. Manchmal ruft die Schwester bei Stenke an und fragt nach, ob er für sie etwas Obst oder Süßes besorgen könne. So ist Vertrautheit entstanden.

      Stenke war vor seinem Ruhestand Sachbearbeiter bei einer Krankenkasse. Die Schwester trat mit 21 Jahren der Gemeinschaft der Elisabethinerinnen bei und widmete sich der Krankenpflege. Ihr akkurat nach hinten gekämmtes graues Haar verschwindet unter ihrem schwarzen Schleier. Stenke ist im Vergleich dazu lässig gekleidet, mit Jeans und weißem T-Shirt. Wenn beide zum Arzt fahren und in der Praxis gefragt wird, wer Stenke sei, sagt Schwester Hiltrudis: „Er ist mein jüngerer Bruder.“ Beide lachen über diesen Einfall.

      Einvernehmen

      Damit Nachbarschaftshilfe einvernehmlich abläuft, müssen sich die Ehrenamtlichen über ihre Rolle im Klaren sein: Wofür bin ich da? Und wofür nicht? Solche Fragen werden bei den Austauschtreffen besprochen, die das Koordinationsteam der Initiative organisiert. Eine Regel lautet: Ehrenamtliche sind nicht dafür da, eine Haushaltshilfe oder Pflegekraft zu ersetzen. Niemand soll sich aus Gutherzigkeit selbst überfordern.

      Darauf achtet Elisabeth Wagner. Sie koordiniert seit dem Start der Initiative 2011 die Einsätze der Ehrenamtlichen. Im Moment gebe es rund 30 Freiwillige, berichtet die 76-Jährige. Die meisten seien im Ruhestand und füllten mit ihrem Dienst ihre freie Zeit. Doch gebraucht würden viel mehr Helferinnen und Helfer. „Ältere Leute sind oft sehr einsam. Sie brauchen jemanden, bei dem sie sich aussprechen können“, stellt Wagner fest.

      Ansprechbar

      Ältere Leute gibt es viele in Bad Kissingen. Etliche sind extra hierhergezogen, um ihren Ruhestand in dem beschaulichen Staatsbad zu verbringen. Und vielen fehlt im Alltag Ansprache. So gründete Christoph Glaser, Ständiger Diakon in Bad Kissingen, vor elf Jahren „Eine Stunde Zeit füreinander“. Die dritte Person im Koordinationsteam ist Theresia Schodorf-Friedrich vom Fachdienst Gemeindecaritas. Sie vermittelt bei Bedarf weitere Hilfe. Etwa wenn sich Großeltern Sorgen um ihre Enkel machen und psychosoziale Beratung gebraucht wird.

      Die Mitglieder des Koordinationsteams haben die Erfahrung gemacht: Der Bedarf ist viel größer als das Angebot. In der Stadt noch mehr als auf dem Land. Dort werde Nachbarschaftshilfe oft über den Gartenzaun hinweg geleistet, beobachtet Diakon Glaser.

      Ulrich Bausewein

      Kontakt zur Initiative „Eine Stunde Zeit füreinander“: Telefon 0971/699828-0, E-Mail: pfarrei.bad-kissingen@bistum-wuerzburg.de.