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      Der Hammelburger Kapellenkreuzweg gilt vielfach als vorbildlich

      Echt nachhaltig!

      Es ist gewissermaßen deutsches Schlagerwissen, dass Stein – ebenso wie Marmor oder Eisen – einmal bricht. In Hammelburg bei dem weithin einmaligen Kapellenkreuzweg vermeidet man das Malheur: Um kostspielige Schäden zu verhüten, investiert man lieber regelmäßig überschaubare Beträge in den Erhalt. Als die vierzehn Stationen vor knapp 300 Jahren errichtet wurden, galten sie als vorbildlich – jetzt zudem als nachhaltig.

      Reiner Baden war technischer Angestellter im Bauamt der Stadt Hammelburg. Während er ab 1993 die vor 25 Jahren eigentlich abgeschlossene Gesamtrestaurierung des Kapellenkreuzwegs begleitete, wuchs ihm dieser ans Herz. Um dem ständig drohenden Zerfall vorzubeugen, schloss der Stadtrat einen Wartungsvertrag mit einem Restaurator. 2000 ging Baden in den Ruhestand. Drei Jahre später erfuhr er, dass die Vereinbarung aufgelöst werden sollte. Er konnte die Verantwortlichen überzeugen, am bewährten Prozedere festzuhalten, und er sicherte zu, Spenden zu sammeln, sodass die Kosten gedeckt würden.

      Ein niedriger vierstelliger Betrag reicht für gewöhnlich. Diesmal aber sind etwa 18000 Euro erforderlich. Reiner Baden erläutert: „Weil sich die Figuren der Kreuzigungsgruppe mit Feuchtigkeit vollgesogen hatten, bestand die Gefahr, dass Teile abplatzen.“ Ein bei der Einweihung der Passionsdarstellung 1733 im Unterbau eingemeißelter Spruch hätte leicht eine andere Bedeutung gewinnen können: „O ihr Alle, die ihr des Weges geht, habet Acht und schauet, ob ein Schmerze gleichet meinem Schmerze!“

      Veränderungen sollen nicht sichtbar sein

      Das Team des Restaurierungsbetriebs Muth in Unterneuses bei Bad Staffelstein konnte mit Christoph Sabatzki, Steinexperte im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD), ein unauffälliges, aber wirkungsvolles Konzept entwickeln und umsetzen. Firmenchef Clemens Muth empfindet es als höchstes Lob, wenn dem Betrachter keine Veränderungen ins Auge stechen.

      Restaurator Muth beschäftigt sich seit fast 30 Jahren mit dem Hammelburger Kapellenkreuzweg. Dessen Bezeichnung rührt daher, dass das Leiden Christi auf Reliefbildern in kleinen Kapellenbauten gezeigt wird. 1312 hatte Papst Clemens V. den Franziskanern die Aufgabe übertragen, über das Heilige Grab und andere Stätten in Jerusalem zu wachen. „Infolgedessen war es nur dem Franziskanerorden erlaubt, Kreuzwege zu errichten“, erklärte Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin Dr. Astrid Hedrich-Scherpf in einem 1999 gehaltenen Festvortrag. Die Volksfrömmigkeit habe solche bildlichen Veranschaulichungen gefordert. Zunächst habe ein Kreuzweg nur aus sieben Stationen (nach den sieben Horen des Stundengebets) bestanden, dann aus zwölf und schließlich ab 1625 aus vierzehn.

      Lebhaft und detailliert

      Auf 1710 ist der erste Kapellenkreuzweg Bayerns datiert; es ist der am Kreuzberg in der Rhön. Für den zweiten beauftragten die Franziskaner des Klosters Altstadt in Hammelburg den heimischen Bildhauer Johann Jakob Faulstig (1697–1768). Sie stellten ihm als ausgebildeten Helfer den jungen Frater Wenzeslaus Marx (1708–1773) zur Seite. Die Art der Ausführung lässt noch auf einen dritten Beteiligten schließen – vermutlich ein Geselle in der Faulstig’schen Werkstatt. Der Meister zeichnete sich laut Hedrich-Scherpf aus durch „gekonnte Tiefenstaffelung raumschaffender Figuren“ sowie durch „lebhafte und detaillierte Oberflächenbehandlung“. Diplom-Restaurator Sabatzki schwärmt ebenfalls von der künstlerischen Qualität: „Eine außergewöhnliche, sehr aufwendige Arbeit. Großartig!“

      Wieso blieb jedoch Johann Jakob Faulstig in mainfränkischen Landen weithin unbekannt? Weitere Werke fertigte er für das Hochstift Fulda. Seine Hammelburger Arbeit weckte allerdings auch in Würzburg Aufmerksamkeit; der fürstbischöfliche Baumeister Balthasar Neumann perfektionierte das Kapellenprinzip. Nach seinen Plänen schuf Johann Peter Wagner 1761 am Käppele Pavillons mit lebensgroßen Freifiguren.

      Rundweg zwischen Kloster und Schloss

      Das Besondere in Hammelburg ist ein Rundweg zwischen Kloster Altstadt und Schloss Saaleck – genauso lang wie die Via Dolorosa in Jerusalem, der schmerzhafte Weg Jesu. Analog der Kreuzigung Christi auf Golgatha erhebt sich die monumentale zwölfte Station am höchsten Punkt. Ein Alleeweg führt hinauf, ein Treppenweg hinunter. Eine Blickachse zieht sich zwischen der Kreuzigungsgruppe auf dem Plateau und der Stadt beziehungsweise dem dortigen Kellereischloss. Dieses wurde just von 1725 bis 1733 umgestaltet. Der Fuldaer Fürstabt Adolph von Dalberg hatte die Aufgabe dem Baumeister Andreas Galasini aus Mantua übertragen. Von ihm angebrachte wesentliche Elemente wie Arkaden und Balustraden sind auch an den Kapellen des Kreuzwegs zu finden.

      Figurenreliefs sind in Rundbogennischen eingepasst. Ausnahmen bilden die freistehende Kreuzigung sowie die Grablegung in einem geschlossenen Haus. Letzteres am Vorplatz der Klosterkirche, die vierzehnte Station, wurde 2017 aufwendig restauriert – für rund 36 000 Euro. Einzig hier ist die ursprüngliche farbige Bemalung noch vorhanden. „Solange diese bei denjenigen Figuren, die der Witterung ausgesetzt sind, noch intakt war, funktionierte sie wie ein Schutzmantel“, weiß Clemens Muth. Hingegen sei schließlich der Niederschlag in die Kreuzigungsgruppe eingedrungen. Das Wasser habe sich am Sockel der stehenden Figuren und an den Füßen der Gekreuzigten gesammelt. Mit dem Vertreter des BLfD hätten seine Mitarbeiter und er Versuche mit Silikonharzfarbe gemacht. „Schließlich sind wir mit zwei bis drei Lasuren über den grünlich gelben Rhönsandstein gegangen. Die Originaloberfläche schimmert überall noch durch“, äußert sich Muth sehr zufrieden.

      Über den Erfolg freut sich freilich auch Kreuzwegbetreuer Baden. Auf lange Sicht wurde mit der Maßnahme Geld gespart, das Spendenkonto bei der Stadt Hammelburg bedarf aber aktuell dringend neuer Zuflüsse. IBAN: DE07 7935 1010 0760 1000 08 (Stichwort „Kapellenkreuzweg“).

      Bernhard Schneider