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      Gedanken zum Evangelium – Fünfter Sonntag der Osterzeit

      Durch Gottes Augen sehen

      Ein weiteres Zeichen von absoluter Herrlichkeit ist die Liebe des Herrn, die keinen Hass und keine Grenzen kennt. Auch allen gegenüber, die Jesus misshandeln und letztlich umbringen. Und da zeigt sich die wahre Größe: Gewalt (in ganz unterschiedlichen Formen) kann jede(r), dass ist kein Zeichen von Stärke – bedingungslose Liebe jedoch schon.

      Evangelium

      Als Judas vom Mahl hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.

      Johannes 13,31–33a.34–35

      Judas ist dabei, seinen Verrat in die Tat umzusetzen und bereitet damit endgültig den Weg für das Leiden und den Tod, den Jesus bald zu erdulden hat. Und dennoch ist in dieser Bibelstelle ungewöhnlich oft das Wort „verherrlicht“ zu lesen. Der Duden beschreibt „verherrlichen“ so: „als etwas Herrliches preisen und darstellen.“ Also: loben, veredeln, als besonders erhaben darstellen. Und ich persönlich finde, dass der Einsatz dieses Wortes auch seine Berechtigung hat: So sehr Qual und Pein die nächsten Stunden gestalten werden, sind es doch gerade diese und die darauf folgenden Momente, die die wahre Königlichkeit Jesu aufzeigen und Gott auf ewig als den ausweisen, der nicht nur Macht über das Leben, sondern auch über den Tod hat.

      Ein weiteres Zeichen von absoluter Herrlichkeit ist die Liebe des Herrn, die keinen Hass und keine Grenzen kennt. Auch allen gegenüber, die Jesus misshandeln und letztlich umbringen. Und da zeigt sich die wahre Größe: Gewalt (in ganz unterschiedlichen Formen) kann jede(r), dass ist kein Zeichen von Stärke – bedingungslose Liebe jedoch schon. Und eben diese Haltung gibt Jesu den Seinen noch als Ansporn und Vermächtnis mit auf den Weg: Nächstenliebe – ganz ohne dabei Abstriche zu machen. Und um das noch einmal zu verdeutlichen, stellt er klar: Das wird euer Zeichen, euer Erkennungsmerkmal (als meine Jünger und Nachfolger) sein. Soll heißen: Wenn ihr zu mir gehören wollt, dann liebt einander – ganz ohne Ausnahme!

      Eine klare Anweisung, die kaum schwieriger sein könnte: Denn wer liebt schon ohne Einschränkung? Vielleicht sind Sie verehrte(r) LeserIn hier weiter als ich. Aber ich habe meine (berechtigten) Zweifel, dass ich auf dieser Erde auch nur ansatzweise zu einer solchen Liebe heranreifen werde. Klar, manchmal gelingt es einem besser und manchmal fällt es einem schwerer. Wir alle haben ganz unterschiedliche Stimmungen und Tagesformen. Und die Hand, die einen füttert, zu küssen ist kein Kunststück. Die, die einen schlägt, allerdings schon.

      Aber was ist nun das Maß an Liebe, die ich als fehlbarer und unvollkommener Mensch erreichen kann? Soviel mag uns vielleicht schon einmal erleichtern: Diese Liebe hat sicher nicht immer mit einem wohligen Gefühl bei der Begegnung mit all unseren Mitmenschen zu tun. Vielleicht geht es hier eher um den Versuch, mein Gegenüber durch die Augen Gottes zu sehen. Natürlich ebenfalls eine schier unlösbare Aufgabe.

      Aber dennoch ist es die Mühe wert: Jemanden anzublicken und zu versuchen, nicht nur die Fehler und die Probleme zu sehen – die Vorbehalte und die schlechten Erfahrungen mit ihr/ihm in den Vordergrund zu stellen. Für Gott steht der Mensch an erster Stelle und nicht seine Verfehlungen. Für ihn gibt es auch keine unauslöschliche Schuld, sondern die stetige Chance auf einen Neuanfang. Und ja, es ist wahnsinnig schwer, aber warum probieren wir es nicht immer wieder? Ja vielleicht noch mehr: Geben wir den Menschen nicht nur eine Chance, sondern versuchen wir manchmal auch ganz gezielt positive Eigenschaften zu entdecken. Und wer weiß, vielleicht überrascht sie/er, und auch wir uns selbst, bei diesem Versuch – ein wahrlich verherrlichter Moment in dem Gott in unsere Leben hineinscheint.

      Und manchmal, wenn diese Bemühungen so gar nicht klappen wollen, da reicht es vielleicht auch aus, einander möglichst nichts Böses zu tun und den Rest Gott zu überlassen: „Herr lieb du sie/ihn, ich bin gerade verhindert. Amen“

      Sebastian Krines (sebastian.krines@bistum-wuerzburg.de) ist Gemeindereferent im Pastoralen Raum Bad Königshofen.