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      Gedanken zum Evangelium – 29. Sonntag im Jahreskreis

      Dienen und die Welt verwandeln

      Neben Jesus Platz zu nehmen, aus einem Kelch mit ihm zu trinken, das ist nicht, was in unserer Gesellschaft normalerweise unter Ehrgeiz verstanden wird. Jesus nutzt diese Gelegenheit, um deutlich zu machen, wie sich die verhalten, die in seinem Reich groß sind. Nicht Machtmissbrauch, sondern der Dienst muss im Vordergrund stehen.

      Evangelium

      In jener Zeit traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu Jesus und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun? Sie sagten zu ihm: Lass in deiner Herrlichkeit einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen! Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde? Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die es bestimmt ist. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

      Markus 10,35–45

      Jakobus und Johannes sind verdiente Jünger Jesu. Sie sind von Anfang an dabei. Gemeinsam mit Simon Petrus und seinem Bruder Andreas waren sie die Ersten, die Jesus nachfolgten. Sie gehören zum engsten Kreis um Jesus – nicht nur zum Kreis der zwölf Apostel, sondern gemeinsam mit Petrus sind sie die Einzigen, die Jesus mit auf den Berg der Verklärung nimmt. Dieselben drei, die er später in seinen schwersten Stunden in den Garten Getsemani mitnehmen wird. Unter all seinen Jüngern stehen sie ihm wohl am nächsten. Und die beiden sind ehrgeizig. Auch in dem Reich, das der Messias doch sicherlich errichten wird und von dem Jesus schon so viel gesprochen hat, wollen sie eine wichtige Rolle spielen. Die Ehrenplätze neben Jesus möchten die beiden gerne einnehmen.

      Ganz selbstverständlich ist es für diese ehrgeizigen jungen Männer, dass sie mit Jesus aus einem Kelch trinken können. Doch wie so viele, verstehen selbst seine engsten Freunde ihn nicht immer. Der aufmerksame Bibelleser weiß, welchen Kelch Jesus meint. Sein Reich ist nicht das, was so viele vom Messias erwarten würden und so ist der Kelch der, von dem Dietrich Bonhoeffer singt: Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand.

      Neben Jesus Platz zu nehmen, aus einem Kelch mit ihm zu trinken, das ist nicht, was in unserer Gesellschaft normalerweise unter Ehrgeiz verstanden wird. Jesus nutzt diese Gelegenheit, um deutlich zu machen, wie sich die verhalten, die in seinem Reich groß sind. Nicht Machtmissbrauch, sondern der Dienst muss im Vordergrund stehen.

      Ganz offiziell hat es diese Vorstellung in das Amtsverständnis der Kirche geschafft: Das Diakonenamt, das sich selbst auf die Apostelgeschichte zurück bezieht, ist schon vom Namen her ein Dienst, heißt doch der Diener oder Dienstleister auf Griechisch diákonos. Nicht als Diener des Priesters, als Helfer im Gottesdienst, werden die ersten Diakone da eingesetzt. Der Dienst am Tisch ist da noch ganz wörtlich zu verstehen: Die Witwen zu versorgen ist ihre erste Aufgabe. Selbst der Papst trägt als einen seiner Ehrentitel „Diener der Diener Gottes“.

      Aber wird Kirche diesem Anspruch gerecht? Gerade wenn vom Synodalen Weg, von Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs und von Reformen in der Kirche die Rede ist, taucht die Machtfrage immer wieder auf. Der Missbrauch von Macht, das Ausnutzen der eigenen Stellung, um andere zu benachteiligen, ihnen zu schaden oder auch nur sich selbst oder Nahestehenden Vorteile zu verschaffen, ist eine große Versuchung. Oft unbemerkt erliegt man ihr und ist überzeugt, doch sein Bestes zu tun.

      Den Jüngern im Evangelium fällt es leicht, sich über die Lieblingsjünger zu ärgern. Die Antwort Jesu aber richtet sich an jeden einzelnen. Ganz klar positioniert er sich da. Und Jesus fängt bei sich selbst an. Er geht mit gutem Beispiel voran: Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen! Dafür gibt Jesus sogar sein Leben.

      Auch Bonhoeffer muss diesen bittern Kelch nehmen, weil er sich im Dritten Reich gegen Machtmissbrauch in seiner wohl widerlichsten Ausprägung wendet. Doch selbst im KZ weiß er sich dabei von guten Mächten wunderbar geborgen und in Gottes guter und geliebter Hand.

      Johannes Schulz (johannes.schulz@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferent im Pastoralen Raum Burkardroth Bad Bocklet.