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      Kommentar von Wolfgang Bullin

      Die Mauern in den Köpfen

      Viele Mauern sind in den letzten 30 Jahren überall auf dieser Welt wieder errichtet worden. Gemeint sind nicht nur die Mauern und Grenzen aus Stein und Stacheldraht.

      Nahezu allgegenwärtig und multimedial werden wir derzeit an den Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren erinnert – auch in dieser Sonntagsblatt-Ausgabe. Und viele werden sich wohl auch an die Bilder von einander wildfremden Menschen erinnern, die sich vor Freude in die Arme fallen; an Bilder von Trabi- und Wartburg-Konvois; an Bilder auch der Gastfreundschaft gegenüber den Besuchern von jenseits der ehemaligen Zonengrenze.

      Die freudige Stimmung von damals ist zwischenzeitlich der Ernüchterung gewichen, die damals von vielen verklärt gezeichnete Zukunft wird – jetzt Gegenwart geworden – vielfach kritisiert. Jubiläen, wie jetzt der 30. Jahrestag des Mauerfalls sind eine gute Gelegenheit, sich die Ausgangslage, also die Zeit mit „antifaschistischem Schutzwall“, wie die Mauer im DDR-Jargon hieß, zu vergegenwärtigen, um die Entwicklung seither angemessen beurteilen zu können.

      Was allerdings verwundern kann, ist, wie viele Mauern in diesen 30 Jahren allüberall auf dieser Welt errichtet worden sind und heute wieder errichtet werden. Gemeint sind nicht nur Mauern und Grenzen aus Stein, Beton, Metall oder Waffen, gemeint sind vor allem die Mauern,  die wieder vemehrt in den Köpfen der Menschen zu entstehen scheinen.

      Diejenigen, die solche Mauern errichten mit Hilfe von Verschwörungstheorien, Bedrohungszenarien und selbst gebastelten Feindbildern scheinen auf dem Vormarsch. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ihnen das auch dank einer Informationstechnik, die Grenzen überwinden und die Welt vernetzen kann, immer besser gelingt.

      Aber mit dieser Technik kann man eben auch den Blickwinkel seiner „Opfer“ begrenzen und ihnen zugleich den Eindruck vermitteln, sie hätten die ganze Welt im Blick, hätten zumindest den wahren Blick auf diese Welt. Wie furchtbar sich solche Mauern im Kopf auswirken können, führt ein anderes Ereignis vor Augen, dass sich ebenfalls am 9. November jährt und den Auftakt einer verhängnisvollen Entwicklung markiert. Der Kampf gegen solche Mauern ist jede Anstrengung wert.      

      Wolfgang Bullin