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      Die Klinikseelsorger der Diözese sind Sterbe- und auch Lebensbegleiter

      Die Liberos vom Krankenhaus

      Die Klinikseelsorger der Diözese sind Sterbe- und auch Lebensbegleiter
      Es war ein schöner Tag, als Gottfried Amendt die junge Frau besuchte. Es war ihr Geburtstag, der 33. Er kam an ihr Krankenbett und wünschte alles Gute. Sie blickte ihn an, bedankte sich und sagte etwas, womit Amendt nicht rechnete: „Würden Sie mich beerdigen?“ Drei Wochen später war die junge Frau tot. Sie hatte Leukämie.
       
      Amendt erlebt solche Situationen immer wieder. Denn er ist Priester und arbeitet am Klinikum der Universität Würzburg. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen kümmert er sich um die Patienten, Besucher und Angestellten der 1600-Betten-Klinik. Er spricht mit den Kranken und hört zu. Er tröstet Verwandte und tauscht sich mit dem Klinikpersonal aus. Er feiert Gottesdienste und spendet die Krankensalbung. Er ist überall dort, wo er gebraucht wird. Amendt und seine Kollegen sind die Liberos der Klinik.
       
      „Ich wollte Seelsorger sein, nicht verwalten und Kirchen bauen“, erzählt Amendt, der zuvor Rektor des Würzburger Matthias-Ehrenfried-Hauses war. Deshalb habe er sich für die Arbeit im Krankenhaus entschieden. Irmtrudis Brand (64), Erlöserschwester, ist ebenfalls an der Uniklinik beschäftigt. Der gelernten Krankenschwester gefällt die Verbindung von geistiger Begleitung und Dienst am Menschen. Und Pastoralreferent Gerold Neudert (51) wollte mit 15 Jahren schon Arzt werden. Weil er sich dann aber doch für ein Theologiestudium entschieden hatte, schien ihm die Krankenhausseelsorge genau das Richtige zu sein.
       
      Er absolvierte eine Spezialausbildung und ist nun einer von 30 hauptamtlichen Krankenhausseelsorgern des Bistums. Zusammen mit den nebenberuflichen Seelsorgern betreuen sie sämtliche Kliniken im Bistum, ob diese nun 70 Betten haben oder mehr als 1000. Neudert freut’s: „Die Diözese hat in den vergangenen Jahren viele neue Stellen geschaffen und damit die Klinikpastoral stark gefördert.“
       
      Stark gefordert sind die Seelsorger selbst. Wer Tag für Tag mit Krankheit konfrontiert wird, geht nicht einfach zum Feierabend über. „In anderen Bereichen der Seelsorge kann man Hilfe anbieten“, meint Schwester Irmtrudis Brand. „Wir dagegen begleiten Menschen auf einem Weg, dessen Ende häufig absehbar ist.“ Häufig, aber nicht immer. Denn Krankenhausseelsorge ist nicht nur Sterbe-, sondern auch Lebensbegleitung.
       
      Amendt, der als Priester die Krankensalbung spendet, sieht zwar durchschnittlich einen Menschen pro Tag sterben, aber er beobachtet auch immer wieder, wie Menschen gesund nach Hause gehen. In der Krankenhausseelsorge liegen Tod und Leben so dicht beieinander, wie kaum anderswo. Das macht die Arbeit nicht gerade einfach. „Manchmal ist es sehr belastend, dann muss ich für mich selber sorgen“, berichtet Amendt. Zum Beispiel durch Meditation oder einige Tage Urlaub. Außerdem helfen ihm Gespräche mit Kollegen.
       
      Irmtrudis Brand kennt nicht nur die Grenzen der eigenen Kraft, sondern auch die des eigenen Verstehens. „Was da manchmal passiert, weiß Gott allein“, sagt sie immer wieder. Einmal sei ihr eine Frau begegnet, die in der Kapelle gebetet habe. „30 Jahre lang hatte ich nichts mit der Kirche zu tun“, erzählte sie Brand. Was die Frau dazu gebracht hat, gerade zu diesem Zeitpunkt in die Kirche zu gehen, weiß Brand nicht. Es ist nicht wichtig, heißt doch ein Grundsatz ihrer Arbeit: Man muss die Menschen lassen, wie sie sind.
       
      Neben dem vielen Leid erfahren die Krankenhausseelsorger auch viel Schönes: Birgit Gunreben von der Poliklinik empfindet die Offenheit der Patienten als Geschenk, Amendt schätzt das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird, Neudert liebt die Vielfalt seiner Arbeit und Brand erlebt in der Krankenkommunion die Nähe Gottes, wie sonst kaum.
       
      Krankenhausseelsorge bedeutet für mich Kirche in ihrem eigentlichen Auftrag“, meint auch Gunreben. Dazu gehören intensive Begegnungen mit ganz verschiedenen Menschen. Von jungen Männern aus dem Osten ohne Bezug zur Kirche bis zu alten Ordensfrauen mit einem tiefen Glauben. „Ein Krankenhaus zeigt die Verschiedenheit der Glaubenswege wie in einem Mikrokosmos“, stellt sie fest.
       
      Ob Protestanten oder Katholiken, Menschen anderer Religionen oder ohne irgendeinen religiösen Hintergrund in den Betten liegen – für die Krankenhausseelsorger spielt das keine Rolle. Sie arbeiten ökumenisch und sind für alle da. Als Wegbegleiter und Tröster, als Zuhörer und als Stütze – vor allem glaubwürdig wollen sie sein. Bei einer Patientin muss Irmtrudis Brand das besonders gut gelungen sein. Sie hatte die Ordensfrau einmal als ein Stück Heimat bezeichnet.
       
      Seelsorge findet nicht nur in der Pfarrgemeinde statt. Auch im Krankenhaus, im Gefängnis oder bei der Polizei kümmern sich Priester und Laien um die Menschen. In einer neuen Serie stellt das Sonntagsblatt in lockerer Folge Mitarbeiter der Sonderseelsorge und ihre Arbeit vor. Den Auftakt bildet ein Artikel über die Krankenhausseelsorge. Unter dem Titel „Priester mit Freigang“ lesen Sie das nächste Mal über das pastorale Engagement im Gefängnis.