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      Kommentar von Matthias Risser

      Die Krise als Chance für ein neues Miteinander begreifen

      „Danke der Nachfrage. Ja, es geht uns körperlich gut. Nur: Es ist ein wirklich komisches Gefühl, dem Ganzen so machtlos gegenüberzustehen.” Dies schrieb ich dieser Tage einem Freund aus alten Studientagen.

      Ich beschrieb ihm auch unsere häusliche Situation in Gemünden mit unseren abendlichen Spaziergängen entlang von Streuobstwiesen oder durch den nahgelegenen Wald. Aber auch meine Arbeitssituation in der Redaktion blieb nicht unerwähnt: „Jeder geht hier gewissenhaft seiner ­Arbeit nach. Nur mit der Einschränkung, dass jeder für sich in seinem Zimmer ­arbeiten muss. Kontakte untereinander sollen tunlichst vermieden werden.”

      Breiteren Raum nahmen in dieser Mitteilung Gedankensplitter ein, die ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht vorenthalten möchte: „Was mir mehr als diese Einschränkungen zu schaffen macht, ist die Frage: Wie wird sich das alles weiterentwickeln, wenn wir die Krise im Griff haben, und nicht mehr sie uns? Wie wird dann das Zwischenmenschliche sein, nach einer Zeit, der staatlich verordneten Distanz? Werden wir uns noch freundschaftlich umarmen dürfen, oder uns die Hände zum Gruß geben können? Wie wird die wirtschaftliche Lage bei uns sein, in Europa, und anderswo in der Welt? Für wie lange noch werden uns die Auswirkungen der Krise begleiten, unseren Alltag mitbestimmen? Alles bisher Gültige ist und wird wohl in Frage gestellt werden müssen.

      Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichte werden jetzt eher wahrgenommen. Jeder spürt die große globale Verletzlichkeit. Dabei ist Corona doch nur eines von ganz vielen weltumspannenden Problemen: Ostafrika erlebt eine Heuschreckenplage; Menschen droht der Hungertod. Hunderttausende verelenden in Auffanglagern. Und 27 Kriege und kriegerische Konflikte führt eine Statistik für 2019 auf. Die Corona-Krise – ich möchte nicht schwarzsehen – wird diese Kriegsherde eher noch befeuern.

      Vielleicht ist die Corona-Pandemie für uns Menschen auch der notwendige Schuss vor den Bug. Unser Leben ist für viele unbeherrschbar schnell geworden: Die ständige Erreichbarkeit, das Spielen auf so vielen digitalen Kanälen – das kann auf Dauer nicht gut sein! Außerdem beschäftigen mich zur Zeit weitere Dinge wie das Streben nach ständiger Gewinnmaximierung, der Wettlauf in allen Bereichen des Lebens um das beste Ranking (Rangordnung). Oder die Frage: Was ist mit uns Menschen los? Wir bauen nur noch Fassaden auf und vernachlässigen dabei das innere Gerüst, das uns Stabilität gibt: mit Wänden, Decken, nicht zu  vergessen die Möblierung, das Behagliche, das uns zur Ruhe einlädt. Und: Bieten wir Gott noch Platz in unserer Wohnung? – Herr Jesus, sei unser Gast ...?

      Schön ist es in diesen Tagen zu beobachten, dass wir Disziplin nicht verlernt haben und uns den Einschränkungen fast schon stoisch hingeben, auch wenn bereits nach zehn Tagen sich Stimmen der Ungeduld melden, von Leuten, die sich fragen, wann die Zwangsmaßnahmen wieder gelockert werden.

      Die weltumspannende Party ist erstmals vorbei! Dies sollte uns immer mehr bewusst werden. Es lebe die Besinnung, die innere Einkehr, die Bereitschaft zum Wandel! Verbunden auch mit persönlichen finanziellen Einschnitten. Künftig sollten Werte wie Solidarität, Mitgefühl, Freundschaft und Humor (nicht das Verletzende) und vieles weitere wieder mehr im Vordergrund stehen.

      Ich wünsche mir für den Sommer wieder ausgiebige Spaziergänge, ein freundschaftliches Miteinander, Lachen, Mitgefühl und vor allem Solidarität mit denen, die unter der Krise wirtschaftlich besonders gelitten haben. Das alles ist kein Ausdruck von Sentimentalität – sondern nur Ausdruck von Menschsein."     

      Matthias Risser