Die Gemeinschaft wirbt im aufgeheizten, von Fremdenfeindlichkeit durchsetzten italienischen Wahlkampf nach wie vor um Verständnis für Migranten und Flüchtlinge. Wenn ihre Aktivisten am römischen Flughafen Fiumicino Flüchtlinge aus Syrien oder Eritrea begrüßen, nachdem sie zuvor mit der Regierung humanitäre Korridore ausgehandelt hatten. Oft ist Italiens stellvertretender Außenminister Mario Giro dabei. Ihn trifft man auch beim Abendgebet der Gemeinschaft. Gebet und soziales Engagement gehören bei Sant‘Egidio zusammen. Das Abendgebet findet wochentags um 20.30 Uhr in der Basilika Santa Maria in Trastevere statt, einem zentralen Ort in dem Touristen-Stadtteil. Sind ausländische Gruppen da, gibt es Simultanübersetzungen etwa ins Deutsche, Englische oder Französische. In der Basilika findet jährlich auch das große Weihnachtsessen für Obdachlose, alleinstehende Rentner und Flüchtlinge statt. Eine Initiative, die Sant‘Egidio auf andere Städte Italiens und andere Länder ausgeweitet hat.
Lobby für Ausgegrenzte
Im blank geputzten Messingschild eines renovierten Hauses in der Via della Paglia – Aufschrift: „Luxus in Trastevere“ – spiegelt sich die Eingangstür der Kleiderkammer von Sant‘Egidio schräg gegenüber. Immer wieder weist die Gemeinschaft auf die sozialen Probleme und Gegensätze der Ewigen Stadt hin, ohne dabei – was sonst oft geschieht – Fremde und Einheimische gegeneinander auszuspielen.Rund 100 Meter weiter ist die Barockkirche San Callisto im Winter für Obdachlose geöffnet. Freiwillige Helfer der Gemeinschaft haben dort Betten aufgestellt. Vor der Tür stehen Dixi-Klos. Mit dieser Art von Arbeit haben die katholischen Schüler und Studenten im Februar 1968 begonnen. Zuerst auch, um Kindern in römischen Barackensiedlungen Bildung zu vermitteln.