Desinfektionsmittel anstelle von Weihwasser, zugewiesene Plätze, gesperrte Bankreihen, Sicherheitsabstand, Maskenpflicht, vorherige Anmeldung, begrenzte Teilnehmerzahl, begrenzter Zeitrahmen ... Das sind die Bedingungen, unter denen derzeit wieder Gottesdienst gefeiert werden darf.
Kein Wunder, dass die Zahl der Mitfeiernden meist überschaubar bleibt. Zumal das Angebot medial vermittelter Liturgien und Impulse durch die Corona-Krise zugenommen hat – quantitativ und vielfach auch qualitativ. „Ich denke in diesen Tagen oft darüber nach, was die Botschaft der leeren Kirchen ist, die uns Corona gebracht hat – auch jetzt, wo es nur einer kleinen Gruppe von Menschen möglich ist, gemeinsam Gottesdienst zu feiern“, hat die Katholische Nachrichten-Agentur unlängst den Limburger Bischof und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing zitiert.
Dieses Bild, so Bischof Bätzing, komme der biblischen Erzählung von Pfingsten sehr nahe, in der „eine ängstliche, kleine Gruppe der Jüngerinnen und Jünger“ drinnen hinter verschlossenen Türen sitze. Da drängt sich natürlich die Frage auf: Wozu hat der Geist Gottes damals, beim Ur-Pfingsten, das verängstigte Häuflein bewegt, ja gedrängt?
Rauszugehen, sich unter die Menschen zu mischen, sagt die Bibel. Pfingsten wird gerne als Geburtstag der Kirche bezeichnet. Wenn Kirche also mit dem Rausgehen begonnen hat, scheint das nicht ganz unwichtig für ihr Selbstverständnis zu sein. Darf man dann vielleicht in den von Bischof Bätzing aufgezeigten Parallelen ein Zeichen der Zeit sehen? Ein Zeichen, dass Kirche mehr nach draußen muss und sich nicht darauf beschränken darf, das kleiner werdende „Häuflein der Aufrechten“ zu verwalten; dass Gottes Geist sein Wirken nicht auf Kirchenräume beschränkt; dass man Gott auch außerhalb der Kirche suchen muss und finden kann; dass Kirche weitaus mehr sein muss als Gebet und Liturgie, so wichtig diese als Quelle der Kraft und der Selbstvergewisserung sind.
Wolfgang Bullin