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      Das Collegium Germanicum feiert sein 450-jähriges Bestehen

      Die „Bischofsschmiede“

      Das Collegium Germanicum feiert sein 450-jähriges Bestehen
      ROM. Es gilt als das „Eton“ der deutschsprachigen Priesterausbildung, manche nennen es etwas salopp auch die Bischofsschmiede – und für Historiker ist es die letzte funktionierende Institution des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation: Seit 450 Jahren fördert und begleitet das „Collegium Germanicum “ in Rom den Klerikernachwuchs für den deutschsprachigen Raum und die Länder der ehemaligen österreichisch-ungarischen Donaumonarchie.
       
      Zum Jubiläum Ende Oktober hält das traditionell von Jesuiten geleitete Kolleg oberhalb der Piazza Barberini Rückschau auf seine Gründung durch Ignatius von Loyola und Ausblick auf die Anforderungen, die an die Priester der nachkonziliaren Kirche in der säkularisierten Welt zu stellen sind.
       
      14 Mal wurde das Kolleg
      in Rom verlegt

      Bewegte Zeiten hat das „Germanicum“ seit seiner Gründung durch Papst Julius III. im Jahr 1552 hinter sich. 1580 kamen die Ungarn hinzu, seither trägt es offiziell den Titel „Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum“. 14 Mal verlegte das Kolleg seinen Sitz, quer durch die Stadt Rom. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist es in einem weiträumigen Gebäude-Komplex nahe der Via Veneto untergebracht. Hier leben heute 78 Studenten aus dem deutsch-ungarisch-slawischen Raum, die sich in Rom auf das Priesteramt vorbereiten, betreut von acht Jesuiten. Der Palazzo könnte zehn Alumnen mehr aufnehmen, doch auch das Germanicum bekommt den Rückgang der Priesterzahlen zu spüren.
      Ans Germanicum kann man sich nicht einfach bewerben. Hierher kommt, wer von seinem Bischof und der Diözese vorgeschlagen wird und sich im Auswahltest behauptet. Voraussetzungen sind eine gute psychische, physische und intellektuelle Grundkonstitution, Interesse an Fremdsprachen, kommunikative Fähigkeiten und weltkirchliche Offenheit, skizziert Rektor Gerwin Komma die Kriterien. Im Übrigen muss der Wiener Jesuit, der das Kolleg seit vier Jahren leitet, auf eine ausgeglichene Balance der Nationalitäten und Sprachen achten. Von den derzeit 78 Alumnen kommen 34 aus Deutschland, vier aus Österreich, je zehn aus Ungarn und Siebenbürgen. Sechs Kandidaten stammen aus Kroatien, fünf aus Slowenien, weitere fünf aus der Schweiz, drei aus Jugoslawien und einer aus Luxemburg. Seit der politischen Wende von 1989 sind die Zahlen aus dem Osten gestiegen, betont Komma. Das Kolleg nimmt nun wieder Kandidaten aus seinem gesamten ursprünglichen Einzugsbereich auf. In Zeiten des Kalten Krieges gab es nur wenige Exil-Ungarn und einige Jugoslawen im Kolleg.
       
      Auf das Grundstudium folgen drei harte Studienjahre
      In der Regel haben die „Germaniker“ bei ihrem Eintreffen in Rom ein zweijähriges Grundstudium in der Heimat hinter sich. Es folgen drei harte Studienjahre an der Gregoriana-Universität und die Weihe zum Diakon. Danach müssen sich die Geistlichen erst einmal in einem praktischen Pastoral-Jahr in ihrer Heimatdiözese bewähren, bevor sie in der römischen Jesuitenkirche Sant’ Ignazio zu Priestern geweiht werden. Es schließt sich eine zweijährige theologische Spezialisierung an der Gregoriana oder einer anderen päpstlichen Hochschule Roms an. Am Ende steht das Lizenziat in Theologie, für manche auch das Doktorat.
      Die Ausbildung der Germaniker steht nicht nur wissenschaftlich auf hohem Niveau. Neben der spirituellen Einstimmung auf das geistliche Amt, die von ignatianischer Tradition geprägt ist, gehört zur römischen Zeit auch ein reges kulturelles Programm: Veranstaltungen, Exkursionen in Rom und Italien, Gespräche mit Politikern, Wissenschaftlern und Künstlern. Einmal im Jahr lädt die Kommunität Gäste und Freunde zu einer Theateraufführung oder zu einem Konzert ein. Es gibt einen Kollegs-Chor, viele Alumnen spielen ein Instrument. Auch Sport wird groß geschrieben. Und nicht wenige Studenten übernehmen neben praktischen Aufgaben für das Kolleg auch noch den Kommunion- oder Firmunterricht in einer römischen Pfarrei. Andere arbeiten in den Sozialzentren der Mutter-Teresa-Schwestern, bei der Basisgemeinschaft Sant’ Egidio oder im Flüchtlingsdienst der Jesuiten mit.
      Mit ihrer römischen Qualifikation haben die Alumnen eine gute Grundlage für die künftige Arbeit in ihren Heimatländern. Absolventen des Germanicums sind in allen Bereichen der Seelsorge tätig, vor allem aber in der Ausbildung: als Professoren an Hochschulen und Fakultäten, als Regenten und Spirituale in den Seminaren – oder sie leisten andere Leitungsaufgaben. Rektor Komma mag das Wort von der „Bischofsschmiede“ nicht besonders und wehrt sich gegen Kategorien wie Elite-Bildung. Es gehe dem Kolleg um eine „gute Priesterausbildung auf einem soliden geistlich-menschlichen Fundament, mit einem hohen Grad an breitem akademischem Wissen“. Im Übrigen will das Kolleg auch einen Brückenschlag zwischen Ost und West leisten, und dazu beitragen, alte Nationalismen zu überwinden.
       
      Mehr als 7500 Studenten in 450 Jahren
      Mehr als 7500 Alumnen sind im Laufe der 450 Jahre durch das deutsch-ungarische Kolleg gegangen. Eine große Zeit erlebte es beim Zweiten Vatikanischen Konzil. Viele Germaniker waren damals aktiv mit dabei, unter anderem Kardinal Julius Döpfner, einer der vier Moderatoren des Konzil. „Es ist klar, dass sie auch mit das Konzil geprägt haben“, fasst Komma zusammen. Dazu gehören Kardinäle wie Franz König, Friedrich Wetter und Karl Lehmann, oder der Theologe Hans Küng. Besonders stolz ist man im Germanicum auf die Seligen und Heiligen, die aus dem Kolleg hervorgegangen sind, darunter der kroatische Märtyrer-Kardinal Jozef Stepinac oder der erst vor einem Jahr in der Ukraine kanonisierte Märtyrer-Bischof von Mukacevo, Teodor Romza (1911-1947).