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      Kommentar von Jerzy Staus

      Die Angst vor dem Artikel

      „Kirchenleute pflegen die schlechte Angewohnheit, von ‚Kirche‘ zu reden. Nicht von ‚der Kirche‘, sondern von ‚Kirche‘, ohne Artikel.

      Gewiss, oft empfiehlt es sich, Nutzloses wegzulassen. Aber ist Artikel nutzlos? Nein, ist er nicht, ‚der‘ Artikel. Mit ihm geht nämlich auch eine Portion Respekt verloren.“ So stand es kürzlich im „Tag des Herrn“, der Kirchenzeitung des Erzbistums Berlin.

      Es gibt ja viele Ängste, die vor großen Plätzen (Agoraphobie) oder umgekehrt die vor engen Räumen (Klaustrophobie). Inzwischen scheint sich auch die Angst vor dem Artikel auszubreiten. So steigen Deutsche zwar in das Auto, fahren in die Stadt, gehen in das Kaufhaus und so weiter. Aber fast alle Deutschen gehen „auf Toilette“, nicht etwa, wie es richtig heißen müsste: auf die Toilette. Warum tun sie das? Befleißigen sie sich der Babysprache, weil es ihnen so furchtbar peinlich ist, auf die Toilette gehen zu müssen? Wahrscheinlich. Aber wie sieht es bei gestanden Männern aus, zum Beispiel bei Fußballspielern, die haben sicher keine Angst vor Artikeln, oder? Oh doch! Fußballspieler sind ja bei Vereinen angestellt – und dort haben sie Vertrag. Sie haben nicht etwa einen Vertrag, sondern nur Vertrag. „Draxler wollte nach Paris Saint Germain wechseln, aber er hatte noch Vertrag auf Schalke“, sagt der Sportmoderator. Aber wahrscheinlich hat sich Draxler dann in Flugzeug gesetzt, ist in französische Hauptstadt geflogen und hat dort neue Vertrag unterschrieben.

      Sehr verbreitet ist die Artikelfurcht auch bei Kranken. „Deutschland hat Rücken“ heißt ein Bestseller. Das haben wir uns fast gedacht. Jeder Mensch hat ja einen Rücken. Gemeint ist aber „Rückenschmerzen“. Zur Artikelangst kommt hier noch die Angst vor dem Wort „Schmerzen“. Früher hätte jeder vernünftige Mensch gesagt: „Mir tut der Rücken weh!“, heute sagt der Zeitgemäße: „Ich habe Rücken!“ Als Arzt möchte man da am liebsten antworten: „Ja, schön, ich habe auch einen Rücken, da sind wir dann schon zwei, aber jetzt muss ich mich leider wieder um meine Patienten kümmern ...“    

      JERZY STAUS