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      Der Vor-Läufer des Herrn

      Johannes ist das lang ersehnte und schon nicht mehr erhoffte (1,7) Kind von Zacharias und Elisabeth.

      Wort zum Sonntag am 16. Dezember 2018

      Evangelium

      In jener Zeit fragten die Leute Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun? Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso! Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun? Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist! Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold! Das Volk war voll Erwartung, und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen. Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk und verkündigte die frohe Botschaft.    

      Lukas 3,10–18

      Der vorliegende Evangelientext holt erzählerisch ein, was ein Engel in der Geburtsankündigung an Zacharias ankü̈ndigt (vergleiche Lk 1,5–17): Johannes ist das lang ersehnte und schon nicht mehr erhoffte (1,7) Kind von Zacharias und Elisabeth. Er ist einer, der „vom Mutterleib an mit Heiligem Geist erfü̈llt“ ist (1,15). Einer, der viele zu Gott bekehren wird (1,16), indem er in prophetischer Kraft vor ihm hergeht (1,17). Wenn nun Lukas im dritten Kapitel mit der Erzählung ü̈ber das öffentliche Wirken des Johannes beginnt, ist dem Leser und Hörer klar, wer Johannes ist. Er ist jener, dessen Empfängnis auf das wundersame Eingreifen Gottes zurückzufü̈hren ist, immerhin ist Elisabeth unfruchtbar und „in Tagen weit vorgerü̈ckt“ (vergleiche 1,7). Und: Er macht die Wege für den ihm Nachfolgenden bereit. Aber wie?

      „Otternbrut!“ – so lautet das erste Wort aus dem Mund des Johannes (Lk 3,7). Mit voller Wucht und Kompromisslosigkeit, in aller Radikalität setzt der Täufer in seiner „Umkehrpredigt“ (Lk 3,7–9) ein. „...Wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem kü̈nftigen Zorn entrinnen werdet?“ (Lk 3,7). Den nicht näher gekennzeichneten „Volksmengen“, die zu ihm in die Wüste kommen (!), wirft, ja schleudert Johannes das entgegen und entwirft im Folgenden ein düsteres, schier ausweg­loses Szenario. Was aber lässt sich nun angesichts der drohenden Apokalypse und Verlorenheit tun? Der Evangelist Lukas ist Pragmatiker. In der nun folgenden „Standespredigt“ (Lk 3,10–14), von der nur Lukas in seinem Evangelium berichtet, gibt er konkrete Handlungsanweisungen. Er macht sozusagen seine Vision von Christentum deutlich: Es geht um nichts weniger als um Gerechtigkeit.

      In drei Anläufen, gesprochen an drei unterschiedliche Adressaten, fü̈hrt er aus, was Gerechtigkeit bedeutet. Der Ton, mit dem Lukas Johannes hier sprechen lässt, ist erstaunlich mild. Er, der radikale Kritiker, spricht auf einmal wie ein weiser, gü̈tiger Lehrer. „Was sollen wir tun? Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines dem, der keines besitzt, und wer zu essen hat, der mache es ebenso.“ Kein Armutsideal, kein Befehl, Opfer zu bringen. Vielmehr ein einfaches Gebot der Menschlichkeit: teilen, was man selbst hat, damit auch die ü̈berleben, die nichts haben. Und auch als die verhassten Zöllner fragen, was sie tun sollen, werden sie nicht mit Höllenszenarien überschüttet, sondern: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist. Auch du, Zöllner, kannst ein anständiger Mensch sein, wenn du nicht betrü̈gst. Und selbst Soldaten hören nicht die Aufforderung, auf der Stelle ihre Waffen niederzustrecken, sondern: Tut niemandem Gewalt an und erpresst niemanden, sondern begnü̈gt euch mit eurem Sold!

      Entradikalisiert Lukas damit die Täuferpredigt, legt er sozusagen einen „Weichzeichner“ auf die scharfen, harten Kanten des Apokalyptikers? Ich meine nein. Denn wenn wir uns selbst fragen, was denn wäre, wenn tatsächlich jeder den Geboten des Täufers Folge leistete, scheint die Radikalität des „Anbruchs“ des Reiches Gottes auf, wie Jesus es verkü̈nden wird: Wenn jeder das zum Leben Nötige (!) mit den Bedü̈rftigen teilte und wenn alle, dort wo sie sind, nach Maßstäben von Recht und Gesetz zu handeln begännen: Die Welt sähe wahrlich anders aus! Soldaten und Zöllner gäbe es nach wie vor. Aber wie viel hätten wir geschafft? Um wie viel mehr wären wir „Mit­arbeiter am Reich Gottes“ und verhü̈lfen diesem zum Durchbruch?

      Dr. Agnes Rosenhauer („a.rosenhauer@ schmerlenbach.de“) ist Exegetin und Bildungsreferentin in der Katholischen Erwachsenenbildung des Forum Schmerlenbach e.V.

      Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.