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      Der November leuchtet

      Wenn Bewusstsein mächtig wird, geschieht Erstaunliches. Mit großer Macht und Herrlichkeit vertreibt es Ängste, Zweifel und Grübeleien.

      Wort zum Sonntag am 18. November 2018

      Evangelium

      In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! 

      Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht. Amen, ich 

      sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.

      Markus 13,24–32

      Der düstere Monat November weckt in vielen Menschen die Sehnsucht nach einem tröstenden Wort, das die Dunkelheit ein wenig heller macht und das Bangen vor der Vergänglichkeit vertreibt.

      Diesen Wunsch erfüllt uns das Evangelium nicht so ohne Weiteres! Da verfinstert sich die Sonne, der Mond scheint nicht mehr und Sterne fallen vom Himmel. Am Ende erscheint Jesus auf einer Wolke mit „großer Herrlichkeit“. Doch er erscheint nicht als liebevoller Heiland, sondern als Weltenrichter. Er schickt Engel aus, damit sie die Auserwählten von den Nichtauserwählten trennen. Wer kann da schon sicher sein, dann auf die richtige Seite geschickt zu werden? Am Ende folgt noch eine latente Drohung: Das alles wird nicht irgendwann geschehen, sondern bald.

      Wir gehen heute davon aus, dass Markus sein Evangelium zirka 50 bis 70 nach Christus geschrieben hat. Heute aber schreiben wir das Jahr 2018, und das Weltenende ist bis jetzt noch nicht gekommen. Nicht mal zum Millennium, wo es doch da zumindest einige erwartet hätten.

      Man könnte also dieses Bibelwort leicht als schwer durchschaubaren Mythos abhaken. Doch einfach so beiseite legen mag ich diesen bildkräftigen und gewaltigen Text nicht. Schon beim Lesen spüre ich, dass etwas bei mir in Resonanz geht. Ich lasse die Bilder erneut und tiefer auf mich wirken. Dabei mache ich eine berührende Erfahrung: Ich finde das beschriebene Weltuntergangsgeschehen in mir selbst wieder. Dass sich die Sonne meines ganz persönlichen Universums verfinstert und dass in der Dunkelheit kein Licht mehr zu sehen ist, das kenne ich schließlich. Meine „Sterne“ sind schon öfter vom Himmel gefallen. Weltuntergangsstimmung – das gibt es sicher in jedem Leben immer wieder mal.

      Aber da gibt es auch das Auftauchen des strahlenden Helden in unserem Gemüt. Ich verstehe das als ein „Christusbewusstsein der Seele“.

      Wenn dieses Bewusstsein mächtig wird, geschieht Erstaunliches. Mit großer Macht und Herrlichkeit vertreibt es Ängste, Zweifel und Grübeleien. Auf einmal wird sehr klar, was richtig ist für die Seele und ihren je eigenen Weg. Es wächst die Freiheit, auszuwählen, was gut tut und der Entwicklung dient, und hinter sich zu lassen, was hemmt, versklavt, einengt und unecht macht. Verstrickungen und Kränkungen lösen sich, der Mensch kann die Grenzen der eigenen Persönlichkeit überschreiten.

      Ganz klar erscheint ein neuer Weg. Das ist sowas wie das Ende unserer persönlichen „großen Not“ und der Zugewinn einer neuen Souveränität. Endlich auswählen dürfen, welche Gefühle und Gedanken das Leben bestimmen werden und welche Kränkungen wir getrost hinter uns lassen können: Daraus entsteht eine neue Liebesfähigkeit, die authentisch ist, weil von Gott geschenkt. Das wird möglich durch einen Perspektivenwechsel, als schwebe man  auf einer Wolke, die Überblick schenkt und gnädig Distanz gewährt.

      Ich erinnere mich an solche Gefühle, wenn ich mich alleine in der Natur aufhalte, wenn ich einen wirklich berührenden Gottesdienst erlebe, in der Stille oder auch in der vertrauten Nähe mit Mensch oder Tier, manchmal im Traum.

      Und manchmal geschieht es auch einfach so, ohne eigenes Zutun, als Geschenk der Gnade: Ein großes „Christus-Licht“ scheint in der Seele auf und der November leuchtet.

      Danke, Markus, für diese gute Botschaft.

      Eva Meder-Thünemann arbeitet als Gemeindereferentin in der Citypastoral Aschaffenburg

      Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.