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      Der Mythos Bayern lebt und lebt und lebt

      Eingebettet in eine traumhafte Bergwelt, umgeben von Wiesen und Wäldern, liegt rund zehn Kilometer nördlich von Garmisch-Partenkirchen entfernt am Eingang ins Graswangtal die Benediktinerabtei Ettal.
      Das Kloster bietet in seinem Südflügel den idealen Standort für die Landesausstellung zum Thema „Wald, Gebirg und Königstraum. Mythos Bayern“. Und wer nach der Ausstellung noch auf den Spuren von König Ludwig  II. wandeln will, kann dies in dem nur elf Kilometer entfernten Schloss Linderhof, dem Lieblingsschloss des Märchenkönigs, tun.
      Würzburgs Bischof Franz hat dem Kloster und der Ausstellung noch eine Woche vor seiner Weihe einen Besuch abgestattet. Ob der gebürtige Pfälzer sich von einer ausgestellten abgewetzten Lederhose inspirieren ließ, sich selbst eine Krachlederne zuzulegen, in Erinnerung daran, dass seine Pfalz mal bayerisch war, diese Frage bleibt freilich unbeantwortet.

      Uralter Einbaum

      Bayern kann nicht nur laut und groß, Bayern kann auch einfach: Diesen Eindruck gewinnt der Besucher, wenn er die zahlreichen, ganz unspektakulären Exponate wie einen hölzernen Teller mit dazugehörigem Holzlöffel in der 1500 Quadratmeter großen Ausstellung betrachtet. Oder das mit Schnüren verknotete Bündel mit alten geschnitzten Kruzifixen für den Herrgottswinkel der Bauernstuben. Alleine diese zwei Beispiele zeigen, dass Holz nicht nur für die großen Dinge wie Haus- und Kirchenbau Verwendung fand, sondern auch für Alltagsgegenstände. „Es sind die kleinen Dinge, die das Leben großartig machen“, heißt es dazu passend auf einem alten Messingschild.   Auf das sprichwörtliche Glück im Unglück macht eine bemalte hölzerne Votivtafel aus dem Jahre 1852 aufmerksam. Sie unterstreicht die Volksfrömmigkeit der Bayern. Die Tafel zeigt das Unglück eines Holzfällers, der beim Abtransport von Baumstämmen aus dem Bergwald bei der Schlittenabfahrt unter die Kufen seines Gefährtes kam, dank der Hilfe von Maria aber überlebte.
      Aus Zeit und Raum herausgerissen kommt der 13 Meter lange, zwei Tonnen schwere Einbaum daher. In den 1980er Jahren im Starnberger See geborgen, bildet dieses rund 3000 Jahre alte und noch nie ausgestellte Relikt aus keltischer Zeit, das Glanzstück der Schau. Man vermutet, dass es sich aufgrund der Größe um ein kultisches Wasserfahrzeug handelt. Sehr schnell kommen dem Betrachter die romantischen Bilder von Bootsüberquerungen bayerischer Seen in den Sinn, mit fröhlichen Männern und Frauen in bunten Trachten  – auch ein Stück des Mythos Bayern, der lebt.  

      Gemütliches Volk

      Der Maler Christian Morgenstern nennt die Bayern „ein gemütliches Volk“ – biertrinkend unter Kastanien sitzend, fingerhakelnd und raufend bei Kichweihfesten, schuhplattelnd in der Wirtsstube oder unter der Tanzlinde, zuhauf dargestellt in der Malerei des 19. Jahrhunderts. Und auf den Bühnen der Bauern- und Volkstheatern spielen die Bayern sich auch heute noch selbst, wo all diese Klischees bedient werden. Der Schriftsteller Franz Josef Bronner sah in den Bayern „wahre Kraft­naturen an Leib und Seele“.   Dieses typisch Bayerische vereinen die gezeigten Gemälde, wie das Ölbild von Heinrich Bürgel (oben). Es zeigt den Jagdherrn mit Helfern bei der Jagdnachlese bei Bier und Brotzeit. Im Vordergrund – der Stolz aller Jäger – die Strecke des erlegten Wilds, darunter ein kapitaler Hirsch, dessen Gestänge schon bald als „Supraporte“ den Eingang eines reichen Bauernhauses oder das Jagdzimmer von Adligen oder Geschäftsleuten zieren wird. Hinterfangen wird das Idyll von der bilderbuchhaften Bergwelt – Bayern pur.

      Berge und Wälder

      Berge und Wälder – gut 37 Prozent des Landes sind bewaldet, etwa zwei Drittel sind Staatsforste, erfährt man in der Ausstellung – und etwa 83 Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Bäume. Das Wachstum sei nicht nur wichtig in Sachen Nachhaltigkeit, auch das Aufstellen des Maibaums könne damit erhalten bleiben, heißt es.
      Von der langen Holztradition des Landes zeugte auch einst der Dachstuhl der Münchner Frauenkirche. 1477 war dieser aus Fichten konstruiert worden, aus Holz, das in bis zu 1000 Meter Höhe im Isartal gefällt worden war. 1944 fiel der Dachstuhl den Bomben zum Opfer – aus seinen Resten wurden sogenannte „Domgeigen“ gefertigt. Was folgern wir daraus? Bayern gebärden sich – im Vergleich zu den Franken – nicht nur als raubeinige und laute Zeitgenossen, sie sind bisweilen auch sentimental.   Zu Sentimentalität regt auch die Beschäftigung mit Märchenkönig Ludwig II. an, den die Schau gebührend in Szene setzt. Seine Schlösser, deren Bau einst die Staatskasse leerten – sind heute Touristenmagnete. Sie setzen dem Mythos Bayern sozusagen die Krone auf. Das Innere eines fünf Meter hohen und 20 Meter breiten Pavillon ehrt den Bauwütigen mit einem Rundpanorama, das seine Schlösser und Luftschlösser mit Farb- und Lichteffekten in Szene setzt. Die Installation lädt alle zum Mitträumen ein. Der Mythos Bayern lebt und lebt und lebt.   Matthias Risser    

      Informationen

      Noch bis zum 4. November ist das Benediktinerkloster Ettal Ort der bayerischen Landesausstellung. Sie geht der Frage nach, wie Wälder, Gebirge und Könige den Mythos Bayern geformt haben.   Kontakt: „Landesausstellung@kloster-ettal.de“ Telefon 08822/ 9150 oder 088 22/74 6219 Geöffnet täglich von 9 bis 8 Uhr Tickethotline, Telefon: 0821/45 05 74 57