Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Bewusster Verzicht statt Schnäppchenjagd

      Der Kauf-Nix-Tag als Gegenentwurf zu Black Friday & Co

      Satte Rabatte, Wahnsinns-Schnäppchen, Hot Deals. Jahr für Jahr Ende November verwandeln sich Fußgängerzonen und Onlineshops zu Konsum-Schlachtfeldern. Doch kennen Sie auch den Gegenentwurf zu Black Friday, Cyber Monday und Co.? Am Kauf-Nix-Tag am letzten Samstag im November rufen Wachstumskritiker zu bewusstem Konsumverzicht auf. Ein Gedanke, den man auch Kindern schon näherbringen sollte.

      Dass der hemmungslose Konsumrausch seinen Preis hat, ist zumindest theoretisch bekannt. Mehr Wirtschaftsleistung bedeutet eben auch mehr Materialverbrauch, mehr Klimaemissionen, mehr gerodete Regenwälder und immer weniger Rohstoffe und Ressourcen. Leben wir weiter wie bisher, ist bald Schluss mit lustig.

      Genau das hat der kanadische Künstler und Aktivist Ted Dave bereits 1992 erkannt und rief am letzten Freitag im November in Vancouver einen „Buy Nothing Day“ ins Leben. Ort und Termin des „Kauf-Nix-Tages“ sind kein Zufall: In der Stadt an der Westküste Kanadas hat die internationale Umweltbewegung ihren Ursprung, sie ist unter anderem Gründungsort der Umweltorganisation Greenpeace. Der letzte Freitag im November ist in den USA der Tag nach dem Erntedank-Fest Thanksgiving; und weil viele Amerikaner an diesem Brückentag frei haben, hat der Handel kurzerhand den Black Friday erfunden.

      Gegenentwurf zum Kaufrausch

      Ted Daves Gegenentwurf zum Kaufrausch zog Kreise. Heute gibt es den Kauf-Nix-Tag in über 60 Ländern weltweit. Seit 1997 ist der Tag auch in Deutschland bekannt und wird vor allem von konsum- und globalisierungskritischen Organisationen propagiert. In Deutschland fällt der Tag alljährlich auf den letzten Samstag im November, heuer den 26. November.

      Prominenter Unterstützer ist der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Niko Paech. Für ihn ist der Kauf-Nix-Tag ein Anlass, „unseren konsumorientierten Lebensstil zu überdenken“. Der Wachstumskritiker plädiert seit Jahren für ein drastisch verkleinertes Industriesystem und persönliche Suffizienz, also konkret: Sesshaftigkeit statt Flugreisen, Wiederverwerten statt Neukaufen. In einem Interview mit der Deutschen Umweltstiftung hat der Experte 2019 dargelegt, dass dauerndes Wirtschaftswachstum ohne ökologische Schäden einfach nicht geht. Zudem mache Konsum ab einem gewissen Punkt krank: „Aus Selbstverwirklichung wird Reizüberflutung und schließlich Stress“, so Paech.

      Das Verhalten nachhaltig verändern

      Ziel des bewussten Konsumverzichts ist es nicht, alle Einkäufe am Tag davor oder am Tag danach zu erledigen. Vielmehr geht es darum, den eigenen Lebensstil zu überdenken und Kaufgewohnheiten zu hinterfragen, um dann das eigene Verhalten nachhaltig zu verändern und den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Die Frage „Was brauche ich wirklich?“ ist gerade in Zeiten der Krise aktueller denn je. Und diese Frage kann man auch Kindern zumuten. Probieren Sie doch einfach mal aus, 24 Stunden lang keinen Cent auszugeben. Sie werden überrascht sein, was da zusammenkommt.

      Nutzen Sie den Tag, um gemeinsam über Ihr Einkaufsverhalten nachzudenken: Muss es der Coffee-To-go auf dem Weg ins Büro sein? Brauche ich das zehnte Fast-Fashion-Shirt, das nach der ersten Wäsche verzogen im Müll landet? Sprechen Sie mit dem Ehepartner, Kindern und Jugendlichen über die Konsequenzen unbedachten Konsums, denn: Am nachhaltigsten ist immer noch das Produkt, das gar nicht erst hergestellt wird.

      Länger nutzen, statt neu kaufen

      „Länger nutzen, statt neu kaufen“ lautet auch die Devise für Smartphones und defekte Gebrauchsgegenstände. Machen Sie Ihren Kindern klar, welche Mengen an Metallen und seltenen Erden jedes Gerät enthält, welche Folgen das für Menschen in den Abbauländern und die Umwelt hat. Kaputte Haushaltsgeräte können häufig repariert werden, Hilfe gibt es bei Repair-Cafés oder dem befreundeten Elektriker.

      „Selber machen“ gilt auch bei einer ruckelnden Schublade, abgeblätterter Farbe an der Garderobe oder löchrigen Socken. Dunkle Winterabende bieten sich geradezu an zum gemeinsamen Stopfen, Kleben, Schrauben und Streichen – und Spaß macht das den Kids mit Sicherheit auch! Dinge, die wirklich nicht mehr gebraucht werden, kann man bei Tauschbörsen oder Second-Hand-Läden abgeben. Und was spricht gegen einen gemeinsamen Sonntag auf dem Flohmarkt?

      Das Problem der Retouren

      Wenn neu gekauft werden muss, sollte man dem Einkauf vor Ort klar den Vorzug vor dem Onlinehandel geben. Denn: Ein Produkt, das man selbst in der Hand hatte, wird in den seltensten Fällen zurückgebracht. Im Onlinehandel ist das anders: Laut einer Schätzung der Forschungsgruppe Retourenmanagement der Universität Bamberg wurden im Jahr 2020 rund 315 Millionen Pakete in Deutschland retourniert. Ein großer Teil davon wird vom Händler einfach entsorgt, hinzu kommen Verpackungsmüll und die Kosten für Transport und Energie.

      A propos Energie: In Zeiten der Energieknappheit bietet sich auch hier ein kritischer Blick an: Wer ab und an mit dem Fahrrad in den Kindergarten fährt, schenkt seinen Kindern zugleich eine Portion frische Luft, Bewegung und die ein oder andere Entdeckung am Wegesrand. Ach ja: Witzige und zugleich sinnvolle Weihnachtsgeschenke, mit denen auch Kinder kinderleicht Energie sparen können, sind zum Beispiel eine Kurbeltaschenlampe oder ein solarbetriebenes Handyladegerät.     

      Anja Legge