Dann kann man in Zukunft alles digital erledigen, muss keine lästigen Behördengänge mehr machen, muss sich nicht ewig in die Schlange im Supermarkt stellen. Bücher, CDs und DVDs kann man wegwerfen. Denn den Behördengang erledigt man online, die Einkäufe bringen Lieferdienste, Bücher liest man mit dem eBook-Reader und Musik und Filme werden gestreamt. Selbst ins Büro muss man nicht mehr, jetzt gibt es ja das „Homeoffice“. Man spart unheimlich viele Kosten, denn statt sich nach Düsseldorf, New York oder Timbuktu zu begeben und die Umwelt mit der Herumfahrerei und Herumfliegerei zu verpesten, macht man eine Videokonferenz. Selbst wenn Corona vorbei ist, soll das bitte so bleiben.
Also alles prima? Nein. Denn so funktioniert Leben nicht. Eine Videokonferenz im heimischen Dachzimmer ersetzt keine richtigen Menschen. Bilder auf Bildschirmen sind kein Ersatz für Begegnungen. Menschen muss man nicht nur sehen, man muss sie auch riechen, ihre unmittelbaren Stimmen hören, ihnen die Hand geben können, ihnen auf die Schulter klopfen oder sie gar in den Arm nehmen, wenn sie traurig sind.
Ideologen, die von einer idealen, gerechten und umweltfreundlichen Welt schwadronieren, übersehen, dass Menschen ihren Gefühlen folgen wollen, und nicht Plänen, die andere für sie ausgeheckt haben, mögen diese auch noch so effizient, logisch, sinnvoll sein. Und wer glaubt, erzählen zu können, dass das alles alternativlos sei, weil sonst die Welt untergeht, verkennt, dass Menschen eben nicht nur geistige, sondern auch körperliche und seelische Wesen sind, die unmittelbaren Austausch mit anderen brauchen, wollen sie nicht zugrunde gehen – und bei aller praktischen Bequemlichkeit – in ein zwar modernes, aber klägliches Kümmerdasein übergehen. Das ist die andere Seite und auch das hat die Pandemie gezeigt!
Jerzy Staus