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      Gedanken zum Sonntagsevangelium von Christiane Jörg, Goldbach

      Das Unfassbare wird wahr

      Gedanken zum Sonntagsevangelium von Christiane Jörg, Goldbach
      Evangelium
      In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es – werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz, und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in Acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis meiner Gesetzestreue sein. Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, so dass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.
      Markus 1,40–45
       
      Wie gut ist es doch, dass wir Menschen einzigartig und verschieden sind! Man stelle sich einmal vor, es gäbe keine Menschen, die in Heil- und Pflegeberufen in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, Hospizen, sozial-caritativen Institutionen tätig sind, Menschen, die gerne mitmenschlichen Kontakt pflegen, die sich um Mitmenschen, die Hilfe benötigen, „kümmern“, die keine „Berührungsängste“ haben, sondern vielmehr eine gehörige Portion Idealismus benötigen, um die „Widrigkeiten“, die ihr Beruf auch mit sich bringt, zu meistern. Was würde dann aus Kranken, Alten und Bedürftigen?
      Ließen sich jedoch nicht auch heutzutage noch Beispiele dafür anführen, wie Menschen manchmal „ausgegrenzt“, „wie Aussätzige“, „wie Luft“ behandelt werden: beispielsweise Asylanten, Obdachlose, Menschen anderer Hautfarbe oder anderer Meinung, HIV-Infizierte? Warum? Weil wir oftmals die Hintergründe gar nicht kennen, weswegen diese Menschen in ihre Situation geraten sind, weil wir vorschnell urteilen oder Angst vor Fremdem, Unbekanntem haben – menschliche „Eigenschaften“, an denen wir „arbeiten“ sollten, wie Jesus (Mt 7,3) uns deutlich macht: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“
      Jesus hatte keine Berührungsängste, er grenzte niemanden aus (vgl. Jesus und die Ehebrecherin Joh 8,7b: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.“); er pflegte vielmehr Umgang auch mit den Menschen, die von der Gesellschaft geächtet waren und nahm ihre Gastfreundschaft an (vgl. sein Besuch im Hause Simons des Aussätzigen Mk 14,3ff). Beachtlich, wenn man bedenkt, dass Aussätzige als „unrein“ galten. War der Aussatz von einem Priester untersucht und erklärt, musste der Kranke noch zur Zeit Jesu die menschliche Gesellschaft meiden, er war quasi „totengleich“. Heilen vom Aussatz war eben so schwer, wie einen Toten zum Leben zu erwecken. Dies konnte nach jüdischer Vorstellung nur Jahwe-Gott. Im ganzen Alten Testament sind nur zwei derartige Heilungen bekannt: die Heilung Mirjams, für die Mose zu Jahwe geschrien hatte (vgl. Num 12,10-16) und die Heilung Naamans auf Intervention des Propheten Elischa (vgl. 2 Kön 5,1-19).
      Wie außergewöhnlich war somit das Vertrauen des Aussätzigen in Jesu Wohlwollen und heilende Kraft, insbesondere sein Glaube an Jesu Verbundenheit mit Gott! Demütig und ehrerbietig fällt er vor ihm auf die Knie: „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“ (Mk 1,40). Dieses Vertrauen in Jesus und dieser Glaube an die Allmacht Gottes bleiben nicht ohne Folgen. Jesus hat Mitleid mit dem Aussätzigen, streckt seine offene Hand aus, berührt ihn. Das Unfassbare wird wahr – der Kranke wird wieder rein und heil, er ist gerettet, ist wieder Teil der Gesellschaft. Jesus als gläubiger Jude hält sich dabei an die Vorschriften des Gesetzes: „Zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis meiner Gesetzestreue, meiner Vollmacht und deiner Heilung sein“ (Mk 1,44b). Jesus stellt bei seinem Handeln nicht sich, sondern stets den Mitmenschen in die Mitte. Er will bei den Menschen anders „ankommen“ – in Stille. Wo sein Wort „laut“ wird, wird Leben wieder gesund. Er veranschaulicht seine Botschaft von der „Fülle der Zeit“, vom „Heranbrechen des Reiches Gottes“.
      Manchmal sind wir auch heutzutage versucht, „unrein“ zu werden: „Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen heraus kommt, das macht ihn unrein“ (Mk 7,15). Vertrauensvoll können wir jedoch auf die Barmherzigkeit Gottes bauen, der uns eine „zweite Chance“ gibt, um etwas – im Umgang mit dem Mitmenschen – „wieder gut zu machen“ – wenn wir es wirklich wollen. Die Goldene Regel (Mt 7,12a) kann uns Richtschnur sein: „Alles, was ihr also von Anderen erwartet, das tut auch ihnen!“
       
      Die Autorin ist Realschullehrerin in Alzenau und engagiert sich als Lektorin, Kommunionspenderin und Vorsitzende des Liturgieausschusses in Goldbach-Maria Immaculata.