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      Seit 25 Jahren ist Radio Horeb auf Sendung

      Das Kirchenradio mit dem Segen der Muttergottes

      Radio Horeb ist nach dem Berg benannt, an dem laut Bibel Mose dem Schöpfer begegnete. Passend für einen Christensender, der unter dem Motto „Leben mit Gott“ aus den Alpen funkt. In der 25-jährigen Geschichte des Radiosenders gab es aber auch Täler.

      Besonders stolz ist er auf die „Jesus-Taste“. So nennt Richard Kocher die blaue Schaltfläche auf den Empfangsgeräten, die sein Team eigens in Fernost hat bauen lassen: Digitalradios mit einer speziellen Funktion. Kocher erklärt: „Gerade für ältere Menschen ist es nicht so leicht, digital Radio zu empfangen. Man muss erst mal einen Suchlauf machen, den Sender finden, abspeichern – das ist für viele ein großes Hindernis.“ Wer aber die blaue Taste drücke – „blau wie die Farbe der Muttergottes“ –, der habe direkt Radio Horeb im Ohr.

      Zweimal täglich

      Radio Horeb – unter diesem Namen gibt es seit 25 Jahren ein besonderes Hörfunkangebot aus dem Bergdorf Balderschwang im Oberallgäu, gleich an der Grenze zu Österreich. Es versteht sich als christlicher Sender katholischer Prägung. An seiner Spitze steht Ortspfarrer Richard Kocher: Als Programmdirektor ist der 62-Jährige seit dem Start vor 25 Jahren verantwortlich fü̈r das, was beim Drücken der „Jesus-Taste“ ü̈ber den Äther geht. Was jemand verpasst, der kein Radio Horeb hört? „Eine Lebensbegleitung aus dem Glauben heraus. Und wo sonst spricht schon der Papst frei Haus?“

      Neben regelmäßigen Franziskus-Ansprachen bietet das werbefreie Programm christliche Spiritualität, Lebenshilfe, Nachrichten und Musik – Gregorianik ebenso wie Lobpreis. Die höchsten Einschaltquoten erzielt indes die Liturgie. „Wir übertragen morgens und abends eine heilige Messe, das sind unsere Peaks“, sagt Kocher. Auch bei den Stundengebeten und Rosenkränzen gingen die Hörerzahlen verlässlich hoch wie draußen die Gipfel der Alpen. Der passenderweise nach einem biblischen Berg benannte Sender funkt von gut eintausend Metern Höhe aus. Anfangs war er im alten Stall eines Almhofs einquartiert, seit 2009 residiert er im neben der Dorfkirche neu errichteten Medienhaus.

      Der Holzbau wirkt von außen wie eine schicke Berghütte. Innen steckt alles voll moderner Technik und sieht aus wie bei Bayern 1, SWR 2. Der Unterschied: Bei Radio Horeb wacht eine Marienikone übers Mikrofon, ein Kreuz bei den Knöpfen des Mischpults, ein Engel neben dem Elektronikraum. Es gibt eine Studiokapelle. Und eben nebenan die Kirche, die längst für Übertragungen technisch gerüstet wurde.

      Vorbild Radio Maria

      Der himmlische Beistand mag dazu beigetragen haben: Radio Horeb erreichte in der Pandemie mehr Publikum denn je – rund 300.000 Hörerinnen und Hörer im Wochendurchschnitt. Kocher freut das. „Von solchen Zahlen hätten wir bei unserem Sendestart am 8. Dezember 1996 nicht zu träumen gewagt.“ Der medienaffine Pfarrer wollte damals mit Mitstreitern ein Programm nach dem Vorbild des privaten katholischen Senders Radio Maria Italien aufbauen. „Der wurde in den 80er Jahren gegründet und ist schnell zu einem der meistgehörten Rundfunksender des Landes aufgestiegen.“

      Dem Vorbild ist man in Balderschwang bis heute verbunden. Radio Horeb zählt zur „Weltfamilie von Radio Maria“, einem bei Mailand ansässigen Verbund von 85 privaten katholischen Sendern aus der ganzen Welt. Die Allianz veranstaltet jedes Jahr den „Mariathon“, eine Spendenaktion zum Aufbau neuer katholischer Radios besonders in armen Ländern. „Seit 2013 beteiligen wir uns am Mariathon“, sagt Kocher und ergänzt: „Wer gibt, dem wird gegeben.“ Denn die Hörerinnen und Hörer hätten zwar viel Geld für den „Mariathon“ gegeben, aber deshalb nicht weniger für das rein spendenfinanzierte Radio Horeb, im Gegenteil. So habe man 2020 knapp 10,7 Millionen Euro bekommen, mehr als 2019.

      Zu konservativ?

      Doch die Radio-Horeb-Geschichte besteht nicht nur aus Höhen. Im Jahr 2000 wurde der Mordvorwurf gegen einen früheren Mitarbeiter bekannt. Der Mann saß danach laut Kocher jahrelang in Haft; Kocher hält ihn für unschuldig. 2004 gab es eine Kontroverse um die Vergabe freigewordener Sendelizenzen an Radio Horeb. Kritiker verwiesen auf rassistische Ausfälle. Kocher distanzierte sich davon; dies habe nur einen externen Beitrag und wenige Hörerworte betroffen, wogegen man nie ganz gefeit sei, wenn man live sende, was Radio Horeb ja ausmache.

      Auch erhob sich Protest gegen angeblich zu konservative Inhalte; „Der Spiegel“ etwa schrieb vom „Fundi-Radio“. Kocher sagt dazu: „Wir senden im Einklang mit der katholischen Lehre.“ Man diskutiere durchaus auch Kontroverses wie die Frauenweihe. „Aber wir vertreten die offizielle Position der Kirche.“ Das dürfte auch für den Jubiläumskongress gelten: Am 11. und 12. Dezember ist eine Online-Tagung unter dem Titel „Vom Saatkorn zum Baum“ geplant. Wer ihr lauschen möchte, drückt einfach die „Jesus-Taste“.

      Christopher Beschnitt (KNA)

      Radio Horeb sitzt in Balderschwang, zudem gibt es Standorte in München, Berlin, Ravensburg und Kevelaer. Träger ist der Verein Internationale Christliche Rundfunkgemeinschaft, den Richard Kocher führt, Theologe und Radio-Horeb-Programmchef. Bundesweit hörbar ist der Sender über digitale Wege wie DAB+ sowie Phonecast, regional via UKW. Radio Horeb hat rund 70 haupt- und 1100 ehrenamtliche Mitarbeiter und finanziert sich durch Spenden.