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      Gedanken zum Evangelium – Palmsonntag

      Das Heilige Spiel beginnen

      Die gottesdienstlichen Riten an den österlichen Tagen lassen sich als "Heiliges Spiel" verstehen. Dabei geht es jedoch nicht um eine „Spielerei“ im Sinne von Unterhaltung. Wenn die liturgischen Feiern als ein „Heiliges Spiel“ gestaltet sind, dann soll zum einen das Geschehen von damals für Menschen heute greifbar werden. Zum anderen soll deutlich werden, dass es sich zwar um etwas Sinnvolles, aber auch um etwas Zweckfreies handelt.

      Evangelium

      Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte Jesus zwei Jünger aus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen. Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers. Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! ­Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe! Als er in Jerusalem einzog, erbebte die ganze Stadt und man fragte: Wer ist dieser? Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.

      Matthäus 21,1–11

      Mit dem Palmsonntag beginnt nicht nur die so genannte „Heilige Woche“, die bis zum Ostersonntag dauert, sondern auch ein ganz besonderes „Heiliges Spiel“. In verschiedenen Riten und Formen „spielen“ wir in den gottesdienstlichen Feiern das Geschehen von damals nach: die Palmprozession, die Fußwaschung, die Gebetswache am Ölberg, der Kreuzweg, die Kreuzverehrung, das Osterfeuer, der Emmausgang und so weiter.

      Dabei geht es allerdings nicht um etwas Unterhaltsames, etwas Nebensächliches oder Entspannendes. Es geht nicht um eine „Spielerei“. Es geht nicht darum, spielerische Formen für die Gottesdienste zu entdecken, damit die Zeit schneller vergeht und die Gläubigen unterhalten werden. Wenn wir die liturgischen Feiern als ein „Heiliges Spiel“ gestalten, dann soll zum einen das Geschehen von damals für uns heute greifbar werden. Zum anderen soll aber auch deutlich gemacht werden, dass es sich zwar um etwas Sinnvolles, aber auch um etwas Zweckfreies handelt. Wenn Kinder ganz tief in ihr Spiel versunken sind, dann spielen sie zweckfrei, aber höchst sinnvoll. Sie spielen mit einem Sinn, der sie über das Gewöhnliche und Alltägliche erhebt.

      Und in diesem „Heiligen Spiel“ sind wir nicht nur Zuschauer oder Zuhörer, sondern wir werden selbst zu Akteuren, zu Mitspielern. Am Palmsonntag sind wir mit hineingenommen in den Einzug Jesu in Jerusalem. Und allzu schnell distanzieren wir uns von den Menschen damals und ziehen uns heraus aus diesem „Heiligen Spiel“. Wir brechen den Stab über die, die am Palmsonntag jubelten: „Gesegnet sei, der da kommt“ und am Karfreitag schrien: „Ans Kreuz mit ihm“. Aber sind wir denn so viel anders? Es ist doch so typisch menschlich. In der Masse ist es ein Leichtes, dem König der Juden zuzujubeln. Da machen ja alle mit, da fällt man nicht auf und muss auch nicht mit irgendwelchen Konsequenzen rechnen. Doch allzu schnell waren die Jubelnden von den Straßen verschwunden, als sich das Blatt gewendet hat und es gefährlich wurde.

      Und allzu rasch distanzieren wir uns auch von den Jüngern Jesu und ziehen uns heraus aus dem „Heiligen Spiel“. Wir brechen den Stab über sie. Anfangs waren sie sehr bemüht. Sie legten ihre Kleider auf den Esel und den Weg. Die Jünger gaben im wahrsten Sinne des Wortes ihr letztes Hemd für den Herrn. Es war ein Liebesbeweis, ein Zeichen der Zuneigung, das aber nicht lange anhielt. Wir wissen heute, was damals wenige Tage später geschah. Die Jünger standen fassungslos vor der Verhaftung und Kreuzigung ihres Herrn. Und am Kreuz ließen sie ihren Meister alleine und im Stich. Viele Anhänger Jesu haben – so können wir annehmen – bei der Verurteilung und Kreuzigung zwar nicht mitgeschrien, aber sie sind stumm geblieben. Sind wir denn so viel anders?

      Die tiefste Liebe, die ehrlichsten Augenblicke sind wohl die Augenblicke im Leid. Wenn wir noch im Dunkel zum anderen stehen. Wenn wir bereit sind, auch dann noch Opfer zu bringen, wenn wir unmittelbar davon keine Glücksgefühle oder einen Vorteil haben – wenn wir bereit sind, auch angesichts der Ausweglosigkeit noch unsere Liebe zu zeigen. Dann ist Liebe nicht nur ein Ausdruck eines Gefühls, sondern eine Entscheidung, die sich bewährt.

      Das erreichen wir sicherlich nicht oft im Leben. Und so dürfen auch wir „Hosanna“ rufen. Vielleicht nicht immer als Jubelruf verstanden, wonach uns nicht immer zumute ist, aber „Hosanna“ verstanden als Hilfeschrei: „Hosanna – rette doch und bring uns Hilfe.“ Und so finde vielleicht auch ich einen Platz in diesem „Heiligen Spiel“.

      Franziskaner-Minorit Pater Steffen Behr (steffen.behr@bistum-wuerzburg.de) ist ­Leiter der Diözesanstelle Berufung & Lebens­orientierung und Geistlicher Begleiter im ­Bistum Würzburg.