Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Seit 20 Jahren senden evangelische und katholische Christen Weihnachtspakete an Häftlinge in der Würzburger JVA

      Damit im Gefängnis Weihnachten wird

      Weihnachten im Knast ist schlimm genug. Aber Weihnachten zu Coronazeiten, vielleicht sogar in Quarantäne, ohne Besuch von draußen und ohne Kontakt zu Mitgefangenen und JVA-Bediensteten, „das ist richtig bitter“. Mit drastischen Worten beschreibt Astrid Zeilinger die Situation von Häftlingen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg. Umso glücklicher ist die evangelische Gefängnisseelsorgerin, dass es in direkter Nachbarschaft zur JVA Menschen gibt, die Jahr für Jahr an die Inhaftierten denken und ihnen Päckchen senden.

      Vor über zwanzig Jahren wurde die Ökumenische Weihnachtspaket-Aktion von Ehrenamtlichen der katholischen Gemeinden St. Lioba und St. Laurentius sowie den evangelischen Kirchengemeinden in Lengfeld, Estenfeld und Rottendorf gegründet. „Begonnen hat es mit einem Konfirmanden-Projekt, bei dem die jungen Menschen Not sehen, ihr begegnen und christliche Nächstenliebe sichtbar machen wollten“, berichtet Monika Sodenkamp. Seit 20 Jahren leitet sie gemeinsam mit Ingrid Pollak die ökumenische Aktion; Unterstützung bekommen die beiden Frontfrauen dabei von Pfarrerin Astrid Zeilinger und Pastoralreferent Georg Ruhsert aus dem Seelsorge-Team der JVA, der Anstaltsleitung und den Bediensteten, treuen Ehrenamtlichen, die jedes Jahr beim Einkaufen und Packen helfen und vielen großherzigen Spendern.

      Gottesdienst zum Auftakt

      Den Auftakt zur Weihnachtspaket-Aktion bildet stets ein ökumenischer Gottesdienst zum Buß- und Bettag im Ökumenischen Zentrum in Würzburg-Lengfeld. In normalen Zeiten nehmen auch Freigänger an diesem Gottesdienst teil, und in normalen Zeiten wird der Gottesdienst parallel in der JVA gefeiert. Doch was ist schon normal in diesen Corona-Zeiten?

      Umso wichtiger ist deshalb das Engagement der Ehrenamtlichen, „da die Gefangenen nach wie vor durch die Pandemie erheblichen Einschränkungen ausgesetzt sind“, so Astrid Zeilinger. Seit Anfang des Jahres ist die Seelsorgerin „fast nur als Feuerwehr zu Notfällen unterwegs, weil Angehörige versterben, Familien zerbrechen, Angehörige durch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie die Wohnung verlieren und die Gefangenen darunter leiden, nicht helfen zu können. So schlimm war es in den Jahren vorher nicht.“

      Finanziert durch Spenden

      Ganz bewusst werden traditionell nur diejenigen mit einer Weihnachtstüte bedacht, die kein Geld, keine Arbeit und keine Kontakte nach draußen haben. Inhaftierte können selbst einen Antrag einreichen oder aber Mithäftlinge vorschlagen, die keinen Besuch bekommen, sich zurückziehen oder kein Deutsch sprechen. Finanziert werden die Pakete durch die Kollekten der Buß- und Bettags-Gottesdienste in Lengfeld, Estenfeld, Rottendorf und Zell sowie Spendengelder. „Nur dank der Großzügigkeit vieler Spenderinnen und Spender können wir unserem christlichen Auftrag nachkommen: Besucht die Gefangenen, tröstet die Traurigen, seid bei denen die alleine sind, und verurteilt niemanden“, betont Ingrid Pollak. Gibt es finanzielle Engpässe, unterstützen die evangelische Gefängnisseelsorge und die katholischen Kirchenstiftungen St. Lioba und St. Laurentius.

      125 große Weihnachtstüten haben die Helfer in diesem Jahr gepackt. Sie enthielten so alltägliche Dinge wie Kaffee, Tee, Zucker, Lebkuchen, Schokolade, Duschgel, Shampoo und frisches Obst im Wert von etwa 20 Euro. Seit 2018 erhält jeder Inhaftierte zudem einen Weihnachtsbrief mit guten Wünschen, und wenn am Ende Geld übrig ist, werden noch Briefmarken gekauft, die das Seelsorge-Team bei Bedarf an einzelne Häftlinge weiterleitet.

      Pakete und viel Zeit

      Den gesamten Advent über hat Astrid Zeilinger die Pakete verteilt. Denn für jedes Überbringen plant sie viel Zeit ein. „Die meisten Häftlinge sind erstmal sprachlos“, berichtet Zeilinger. „Sie sind überrascht, dass da jemand an sie denkt. Und dann beginnen sie zu reden, weil sie spüren, dass sie doch nicht so allein sind, wie sie glauben“. Bei einigen flössen dann auch Tränen, wenn sie die Tüte in den Armen halten.

      Für die Beschenkten sind die Päckchen nämlich keine Selbstverständlichkeit, sondern werden als starkes Zeichen der Solidarität und der Unterstützung empfunden. Einer habe „gar nicht gewusst, dass es da draußen außer dem Industriegebiet noch was gibt. Dass es da echte Menschen gibt, und dass die an uns denken und uns sogar schreiben, das ist echt ein Ding!“ Ein anderer bekannte: „Da fühle ich mich doch wieder mehr wie ein Mensch, wenn zumindest die Leute in der Kirche mich so wichtig finden, dass sie mir etwas geben.“ Und wieder ein anderer: „Ach, einfach so, weil die hier wohnen und wir auch da sind? So einfach als Menschen? Das ist schön!“

      Zeichen der Nächstenliebe

      Gerade in den einsamen Coronajahren sind diese „Zeichen der Wärme, der Nächstenliebe und des Zusammenhalts“ – wie es die Häftlinge 2020 in ihrem Dankesbrief formulieren – enorm wichtig: „Wir können uns glücklich schätzen, gerade Euch als NachbarInnen erwischt zu haben“, schreiben sie und wünschen „ein Jahr, das hoffentlich weniger von einem Virus, sondern mehr von gelebter Nähe und Solidarität wie der euren geprägt ist“.

      Dass diese Solidarität 2022 weiter geht, ist auch der Herzenswunsch von Monika Sodenkamp und Ingrid Pollak. Aus Altersgründen haben die beiden Initiatorinnen die Aktion in diesem Jahr zum letzten Mal geleitet und bitten deshalb: „Behalten Sie die Menschen in der JVA, die zu unserer Kirchengemeinde gehören, im Blick! Hören Sie auf Ihr Herz und machen Sie mit!“ Der Einsatz für andere sei nämlich nicht nur Ausdruck einer liebenden und gabenbereiten Kirche, sondern „das macht Sie auch selbst froh“, versprechen die beiden Frauen.     

      Anja Legge

      Infos zur Aktion gibt es bei Monika Sodenkamp, Telefon 0931/273188, oder Ingrid Pollak, Telefon 0931/272397; Spendenkonto – IBAN: DE45790900000006730531, Kontoinhaber: Freundeskreis des Ökumenischen Zentrums Würzburg-Lengfeld, Verwendungszweck: Ökumenische Weihnachtspaket-Aktion/WPA.