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      Eine Winzerin, afrikanische Kaffeebauern, ein Biohof und die KLB

      Corona und die Selbstvermarkter

      Deutsche Lebensmittelgeschäfte erfahren dank Covid19 ein Umsatzhoch wie sonst nur zur Weihnachtszeit. Die Kunden hamstern oder mussten wegen fehlender Gastronomie wieder selbst kochen. Aber wie viel von diesem Hoch kommt beim Erzeuger der Lebensmittel, bei den Landwirten an? Wir fragen bei selbstvermarktenden Landwirten und Händlern aus der Diözese nach.

      Ilonka Scheuring ist Winzerin aus Leidenschaft. Bei Margetshöchheim baut sie nicht nur klassisch-fränkisch Silvaner und grauen oder weißen Burgunder an, sondern auch kräftigen Rotwein. Für die junge Winzerin bedeutet die Corona-Pandemie viel Veränderung. Zwar habe sie bisher noch keine Mitarbeiter entlassen müssen „und das habe ich auch nicht vor“, sagt sie. Einige musste sie allerdings in Kurzarbeit schicken. Das Weingut sei ein Familienunternehmen, kein Großkonzern. Wenn sie einmal Mitarbeiter gefunden habe, wolle sie diese auch halten, erklärt Scheuring.

      Unsicherheiten

      Trotz treuer Mitarbeiter, ist der Weinbaubetrieb dennoch zu besonders geschäftigen Zeiten auf Saisonarbeiter angewiesen. Wegen der aktuellen Lage scheint die Möglichkeit, diese einzustellen aber unsicher, so Jungwinzerin Scheuring. „Es ist einfach schwer zu planen. Und aktuell gibt es viele Auflagen und zusätzlichen bürokratischen Aufwand.“

      Auch ohne den Ausfall von Helfern sei das Frühjahr schon problematisch gewesen, meint Scheuring, da Landwirte mit Schäden durch späten Frost zu kämpfen hatten. In der schwierigen Lage sei aber der Weinbau von Vorteil. Die Spargelernte litt unter anderem daran, dass es in manchen Betrieben zu wenige Helfer gab und Ernte liegen blieb. Sie als Winzerin könne ihr Produkt wenigstens einlagern. Problematisch sei aber der Betrieb der „Heckenwirtschaft“, die Scheuring in ihrem Weingut betreibt: „Die Gaststätte ist klein, die Tische stehen eng beieinander. Das ist gemütlich, aber Abstand zu halten fällt da schwer. Die Gaststätte wird wahrscheinlich erst im Oktober geöffnet werden“, berichtet sie.

      Auch der hiesige Tourismus falle in diesem Jahr weitgehend aus. Die Beschränkungen wegen der Pandemie würden sich so auch im Verkauf von Wein bemerkbar machen.

      Auch weil weitere Einnahmen durch fehlende Bestellung der Gastronomie ausblieben, rang sich Scheuring dazu durch, einen Onlineshop aufzumachen: „Normal bin ich eher für den persönlichen Verkauf und den Kontakt zu den Kunden. Ich berate die Leute gerne. Aber in der Krise muss man eben auch online erreichbar sein.“ Trotzdem ersetze das nicht den für sie sehr wichtigen persönlichen Kontakt.

      Der Kaffeehandel

      Für die Zukunft glaubt Ilonka Scheuring, müsse einiges verändert werden: „Unsere Lebenseinstellung ist nicht zukunftsfähig. Rein materielle Dinge sind nicht die Erfüllung. Vielleicht tut so eine Entschleunigung gut, um sich auf die einfachen Dinge zu besinnen: Gutes Essen, gutes Trinken und Gesundheit.“

      Mit Problemen müssen sich auch die afrikanischen Landwirte befassen, die ihren Kaffee aus Tansania an das Partnerkaffee in Würzburg verkaufen. Der Kaffeehandels-Verein, unter Leitung von Geschäftsführer Jochen Hackstein, versucht, die Afrikaner möglichst viel zu unterstützen. In Afrika stelle gerade nicht nur das Coronavirus ein Problem dar, sondern auch die Versorgung der Bevölkerung, meint Hackstein. Zu den alltäglichen Problemen komme noch eine gewisse Abschottung anderer Staaten und Kontinente hinzu, wodurch etwa Lieferungen per Flugzeug oder Schiff schwieriger würden. Der Verein Partnerkaffee, versuche in dieser Zeit so viel Kaffee aufzukaufen, wie in den Jahren vor der Pandemie auch, um den afrikanischen Bauern Planungssicherheit zu ermöglichen. Dabei helfe natürlich die Tatsache, dass man Kaffee im Gegensatz zu anderen Produkten, wie Obst und Gemüse, auf längere Zeit einlagern könne, ähnlich wie beim Wein, so der Geschäftsführer des Kaffeehandels.

      Über diese Unterstützung hinaus spendete das Partnerkaffee ebenfalls 40 000 Euro an das Litembo Krankenhaus in Tansania. Davon konnten wichtige Dinge wie klinische Masken und Desinfektionsmittel gekauft werden. Neben wichtigen Utensilien, wird mit der Spende auch Aufklärungsarbeit über Covid19 in der Region Mahenge geleistet, von wo der Würzburger Handelsverein seinen Kaffee bezieht, so Jochen Hackstein.

      Für die Zukunft nach Corona wünsche er sich, dass das Thema fairer Handel „sich mehr durchsetzt und nicht in einer Gutmenschen-Ecke bleibt. Wir reden bei Afrika zwar über Menschen, die scheinbar weit weg leben. Allerdings hat unser Leben hier auch einen Einfluss auf ihres.“

      Der Biohof

      Weitgehend positiv fällt das Corona-Fazit der Biobäuerin Claudia Dünninger aus Hofheim-Großmannsdorf aus. Den Hof übernahm sie als konventionellen Betrieb mit ihrem Mann Hans von dessen Eltern. Seit 1989 ist er von Demeter anerkannt (Demeter ist ein Bio-Siegel, dass zu bio-dynamischem Anbau verpflichtet, der über staatliche Vorgaben hinausgeht).

      Mit dem Ackerbau habe man in der Krise keine Probleme gehabt, erzählt Claudia Dünninger. Man sei nicht auf Erntehelfer angewiesen, wie viele Gemüsebauern. Mehr als über Covid19 mache man sich daher Sorgen um Trockenheit und Frühlingsfrost. Bei ihnen halte sich der Schaden in Grenzen, doch bei bekannten Landwirten, seien „ganze Maisfelder erfroren“.

      Lieferungen steigen

      Beim Anbau sei also Corona kein Thema. Im Betrieb sei die Pandemie dennoch aufgefallen. Der Hof wird mit Ackerbau, Schweinehaltung und einem eigenen Hofladen betrieben. Hier verkauft die Familie Dünninger unter anderem eigenes Brot und Fleisch, sowie regionale Produkte von Kollegen. Um Bionahrungsmittel für alle erreichbar zu machen, hat die Familie außerdem einen eigenen Lieferdienst zu den Kunden nach Hause. Hier seien die Umstellungen am stärksten aufgefallen, so die Landwirtin. Die Fahrer trügen Masken und hätten immer Desinfektionsmittel dabei. Außerdem könne man die Bio-Kisten, in denen die Lebensmittel geliefert werden, nur noch bargeldlos bezahlen und nicht mehr direkt vom Lieferanten annehmen.

      Der fehlende Kontakt sei schade: „Manche, gerade ältere, freuen sich auf den Besuch unserer Fahrer, die würden sie am liebsten gleich zum Kaffee einladen“, erzählt Dünninger.

      Anstehen im Laden

      Trotz Distanz werde der Lieferdienst in der Krise gut angenommen. Vor Corona hatte der Hof rund 200 Kunden außerhalb des eigenen Ladens zu beliefern. Innerhalb kürzester Zeit wurden daraus 260, da viele Leute während der Pandemie das Lieferangebot nutzen. Die Biolandwirtin berichtet: „Kollegen aus der Stadt mussten schon einen Lieferstopp einlegen, weil zu viele Kunden dazu gekommen sind.“

      Auch im Laden selbst habe es mehr Kunden gegeben: „Die Leute mussten teilweise eine Stunde lang anstehen.“ Dem Betrieb schade das nicht, nur stressig werde es mit viel Neukundschaft. Der Stress und die Krise fallen aber auf dem Hof nicht besonders auf, Familie Dünninger geht positiv in die Zukunft: „Die Leute haben sich von sich aus diszipliniert verhalten und waren freundlich und rücksichtsvoll. Es war eine angenehme Stimmung unter den Kunden.“ Man habe den Eindruck gewonnen, dass die Leute dankbar waren. Das wünsche sie sich auch für die Zukunft. „Wenn Versorgungsketten nicht mehr selbstverständlich sind, erkennen die Menschen hoffentlich, dass Landwirte nicht nur von der EU geförderte Unternehmer sind, sondern für unsere Ernährung und für das Land sorgen.“     

      Raphael Schlimbach