War da nicht noch etwas? „Durch Würzburg auf Bayern schauen” – unter diesem Motto hatte sich doch vor sechs Jahren die Domstadt am Main für den Neubau des Museumsprojekts „Haus der Bayerischen Geschichte” beworben. Nach Vorstellungen der Mehrheit des Würzburger Stadtrats sollte der Kulturtempel in der leerstehenden Mozartschule – einem Vorzeigebau der 50er-Jahre-Architektur – in unmittelbarer Nähe zum Weltkulturerbe Residenz heimisch werden. Letztendlich erhielt doch die gut 200 Kilometer von Würzburg entfernte Domstadt an der Donau den Zuschlag.
Vielfalt Bayerns darstellen
Mit Bravour erfüllt der Museumsneubau in Regensburg seit seiner Eröffnung am 5. Juni den angestrebten Anspruch, die geschichtliche und kulturelle Vielfalt Bayerns allen Bevölkerungsschichten, vor allem der jungen Generation, zugänglich zu machen. Gleich im Erdgeschoss gegenüber dem Haupteingang platziert, das Panorma: 1800 Jahre Bayern im fantastischen 360°-Format. Was vorher geschah – unter diesem Titel nimmt das filmische Meisterwerk Besucher mit in die Jahrhunderte, die vor der Gründung Bayerns im Jahre 1805 liegen und nicht durch Exponate in der Dauerausstellung dokumentiert sind. Von der Römerzeit bis in die Zeit vor 200 Jahren reicht die Geschichte, in fast 40 Hauptrollen in Szene gesetzt vom bekannten BR-Fernsehmoderator und Kabarretisten Christoph Süß. Auf blauen Design-Drehsesseln sitzend, lassen sich im Panorama Alt wie Jung gleichermaßen von der Geschichte, dargestellt am Beispiel der Stadt Regensburg, einfangen – Römer, frühchristliche Zeit, Mittelalter mit dem Dom und der Steinernen Brücke, Ständiger Reichstag und barocke Sinnesfreuden. All dies kostet den Besucher keinen Kreuzer, pardon Euro.
Ausgesuchte Exponate
Kostenpflichtig wird es erst im ersten Stockwerk. Das Museum dokumentiert hier die Demokratiegeschichte und zeigt, wie Bayern Freistaat wurde und was ihn so besonders macht. Auf erzählerische Weise werden allen Generationen die prägendsten Ereignisse der vergangenen 200 Jahre aufgezeigt: die Gründung des Königreichs Bayerns, die bäuerliche Vergangenheit, der mysteriöse Tod Ludwig II. und die Technikgeschichte des Landes mit dem größten Schweinwerfer der Welt, der 1893 Bayern erstmals ins rechte Licht setzte (Foto links). Die Schau erinnert auch an die Autoindustrie der Nachkriegszeit mit der legendären Isetta von BMW und weiteren Fahrzeugen der Aufbruchsjahre. Und der alte Wandteppich des Landtags kommt vor einer abgespeckten Museumsvariante des alten Plenarsaals voll zur Geltung. Das Kapitel Besatzungszeit wird durch einen Willy-Jeep MB, dem Urahn aller Jeeps, vor der Fotokulisse des zerstörten Nürnbergs dokumentiert. Bei so manchem Besucher „kochen” beim Anblick von Anti-WAA-Transparenten noch einmal die heißen Wochen von Wackersdorf hoch. Und als „Denkmal” glänzt jener Füller in einer Vitrine, mit dem Theo Waigel 1992 in Mastricht den Vertrag über die Europäische Union unterzeichnete. Der Besuch des Hauses der Geschichte ist ein Muss – für alle! Mit modernsten digitalen Raffinessen und mit Mitmachstationen ausgestattet, regt es an, Bayerns Geschichte zu begreifen – als Erfolgsgeschichte, an der die Franken auch einen großen Anteil haben!
Matthias Risser
Adresse: Haus der Bayerischen Geschichte, Donaumarkt 1, 93047 Regensburg. Geöffnet: Täglich außer Mo von 9 bis 18 Uhr. Fällt ein Feiertag auf einen Montag, so ist das Museum geöffnet. Geschlossen am 24., 25. und 31. Dezember sowie Neujahrstag/ Karfreitag. Hinweis: Am 26. September 2019 ist wegen der Eröffnung der Landesausstellung ebenfalls geschlossen. Internet: „www.museum.bayern/museum.de”.