Was macht eigentlich die Kiliani-Wallfahrtswoche aus? Was motiviert nach wie vor so viele Menschen – über 18 000 waren es heuer –, aus der Diözese und darüber hinaus nach Würzburg zu pilgern, um zu beten, Gottesdienst zu feiern?
Sind es Tradition und Gewohnheit? Ist es die festliche Liturgie mit Weihrauch satt und brausendem Orgelklang? Ist es das im Alltag vielfach entbehrte Erlebnis einer Kirche der Vielen, das Erlebnis, mit so vielen anderen in einer vollen Kirche Gottesdienst zu feiern?
Ist es die Chance, einmal mit Bischof oder Weihbischof selber ins Gespräch kommen zu können? Man könnte hier sicher noch einiges ergänzen und läge mit all dem wohl nicht falsch. Denn es dürfte gerade die Mischung unterschiedlicher Aspekte und Motive sein, die Kiliani, die den Reiz dieser Wallfahrtswoche ausmacht.
So war es auch schon in früheren Zeiten; die frommen, die religiösen Motive waren eigentlich immer kombiniert mit handfesten irdischen. Handel und Unterhaltung seien als wichtigste genannt. Verkaufsmesse und Volksfest zeugen noch heute davon. Sie haben sich erhalten, obwohl die Menschen andere und mehr Möglichkeiten des Einkaufs und der Zerstreuung haben. In ihrer Buntheit und Bandbreite hat die Kiliani-Wallfahrtswoche auch das, was man heute Event-Charakter nennt.
Kiliani ist ein kirchliches Event, eines zudem, das sich schon über lange Zeit hält. Das hat auch damit zu tun, dass es sich gewandelt und weiterentwickelt hat – und sich doch gleich geblieben ist.
Im Blick auf die Zukunft wird die Kunst darin bestehen, dieses Gleichgewicht auch weiter hinzubekommen, um die Wallfahrtswoche attraktiv zu halten. Angesichts der rasanten Entwicklungen und Veränderungen, die unsere Zeit prägen, möchte man da den Verantwortlichen durchaus zu ein wenig mehr Mut zu Neuem, zu Anderem raten; auch als Experiment; es muss ja nicht gleich alles für die Ewigkeit festgezurrt sein.
Das gilt nicht nur für Kiliani, das gilt gleichermaßen für die Diözese und die ganze Kirche.
WOLFGANG BULLIN